British Columbia
Wildes Viehzeugs am Highway
Willkommen in Britisch-Kolumbien
Mount Robson Park
So fahren wir immer weiter nach Norden und halten gespannt Ausschau nach Bären und anderem Getier, das man zu Hause nicht zu Gesicht bekommt. Auf einmal stehen vor uns ein paar Autos am Straßenrand. Wir fahren langsam näher und halten ebenfalls an. Da endlich stehen die ersten Wildtiere, die wir in unserem Urlaub zu Gesicht bekommen. Es sind Mule Deers, Maultierhirsche, eine große Hirschart, die ein paar Meter neben dem Highway grasen. Innerhalb der Naturparks in Kanada sind die Tiere nicht so scheu wie außerhalb der Parks, da sie hier nicht gejagt werden dürfen, und sie stehen oftmals direkt neben dem Highway.
Nachdem wir uns sattgesehen haben fahren wir langsam weiter, in der Hoffnung endlich einen Bären oder vielleicht sogar einen Elch zu Gesicht zu bekommen. Und da sehen wir auch schon unseren ersten Schwarzbären zwischen den Bäumen. Bei der Weiterfahrt sollte uns noch auffallen, dass die Wildtiere naturgegeben eher in der Morgen- und Abenddämmerung zu sehen sind, wenn wir schon meistens am Campfeuer sitzen.
Bei der Weiterfahrt fahren wir über eine Wasserscheide am Yellowhead Paß und befinden uns auf einer Meereshöhe von 1131 Metern. Es ist die Wasserscheide zwischen Pazifik und Eismeer. Wir befinden uns immer noch in Alberta und nicht in British Columbia, wo wir eigentlich hin wollen. Nachdem wir keinen Camp Ground finden, fahren wir noch einige Zeit weiter, tief beeindruckt von diesen einmaligen Naturschönheiten, die das Land hier zu bieten hat. Und da kommt das Schild schon: Beautiful British Columbia welcomes you. Welch ein Willkommen.
Vor vielen Jahren besuchten wir das erste Mal Britisch Kolumbien, auf dem Weg zu guten Bekannten, die ein Jahr zuvor ausgewandert waren. Es war März, zum Teil lag noch Schnee und wir befanden uns auf dem Weg nach Williams Lake. Auf einem Parkplatz sahen wir einen Truckfahrer stehen und wir fragten ihn nach dem Wetter oben im Norden, wo wir hin wollten. Er schaute uns verblüfft an und fragte uns, ob wir das erste Mal in Kanada seien. Als wir dies bejahten, streckte er jedem von uns seine Hand entgegen und hieß uns herzlich Willkommen, verbunden mit dem Wunsch eines wirklich schönen Aufenthaltes. Dann beruhigte er uns, was die Wetterverhältnisse anbelangte und ging wieder seines Weges. Wir schauten uns betreten an und überlegten, ob wir jemals schon einen Ausländer so willkommen geheißen hätten...
Mount Robson Park*
Ein Stückchen weiter steht das nächste Schild, das den Mount Robson Park ankündigt. Auf dem Schild ist eine riesengroße weiße Bergziege zu sehen. Der Mount Robson Provincal Park ist 2200 km2 groß. Hier in den Naturparks darf man nur auf den ausgewiesenen Flächen campieren und so fahren wir weiter bis zum nächsten Camp Ground am Fuße des Mount Robson.
Langsam biegen wir in die Einfahrt des Camp Grounds ein, weil wir den Blick nicht von diesem pyramidenförmigen Berg lassen können, der zu den Rainbow Range gehört und mit 3954 Metern der höchste Berg der Rockies ist. Sein Gipfel ist schneebedeckt. In diesem Moment wird er genau von der Abendsonne angestrahlt. Wir biegen schnell in unsere Campsite auf dem Emperor Ridge Camp Ground ein und versorgen schnell das Auto. Das heißt, die Treppe vom Campaufbau herunterlassen, Kühlschrank anwerfen, Fenster aufmachen und Camper abschließen, und dann hinaus, um noch einen Blick auf diesen genialen Gipfel zu werfen.
Am Fuße des Mount Robson gibt es ein großes Touristik-Informationszentrum, das allerdings schon geschlossen ist. Jede Menge wunderschön gelegener Ausblicksplätze laden dazu ein, zu verweilen und den Berg mit dem Feldstecher abzusuchen. Zwischen dem großen Parkplatz, auf dem das Infozentrum steht und dem Berg liegt eine weitläufige Wiese, auf der in der Dämmerung laut Informationstafel oft Elche zu sehen sein sollen. Wir schlendern herum, lesen die Informationstafeln und bewundern den Berg im Abendlicht. Dabei stelle ich fest, dass ich meine Kamera im Auto vergessen habe und beschließe den Berg morgen im Licht des Sonnenaufganges zu fotografieren. An diesem Tag fuhren wir 349 Kilometer, machten einige Wanderungen, und allmählich sind wir reichlich müde. Wir kehren zu unserem Camper zurück, um auf einem Campfeuer das Abendessen zuzubereiten und fallen nach dem Essen relativ schnell todmüde ins Bett.
Am nächsten Morgen stehen wir früh auf, da wir den Mount Robson im Morgenlicht fotografieren wollen. Welche Überraschung, als wir den Gipfel total in Wolken verhüllt sehen. Wir erfahren, dass es ein absoluter Glücksfall ist, wenn der Gipfel wirklich einmal frei von Wolken ist und so freuen wir uns im Nachhinein noch einmal über den wunderbaren Anblick von gestern Abend. Dabei stellen wir fest, dass es neben dem Mount Robson unter anderem noch einen weiteren Berg namens Clapperhorn gibt, der 2687 Meter hoch ist.
Wir beschließen eine kleine Morgenwanderung zu machen. Dabei marschieren wir an einem weiteren Camp Ground vorbei und kommen auf einen kleinen Pfad, der zu einer Lodge führt. Wir schlagen einen anderen Weg ein und landen auf einem kleinen Trailpfad, gerade breit genug für eine Person, der am Fraser Valley entlang führt. Ruhig gehen wir hintereinander während zur rechten inzwischen ein Steilhang abwärts zum Fraser führt, den man ab und zu zwischen den Bäumen sehen kann. Zur linken gibt es dunkles Unterholz, das eineinhalb Meter hoch steht. Wir werden immer stiller, schauen uns häufig um, versuchen aber Beide betont gelassen zu wirken. Als der Weg immer kurviger wird und man nur noch ein paar Meter vorausschauen kann, fangen wir plötzlich an miteinander zu reden. Im Hinterkopf hat wohl jeder von uns eine Menge Bärengeschichten und die Unterhaltung wird immer lauter, damit uns ein Bär, der eventuell des Weges kommt, auch rechtzeitig hören kann.
So sehr wir uns sonst wünschen einen Bären zu sehen, so sehr können wir im Moment darauf verzichten. Nach einer halben Stunde Wanderung auf diesem Trailweg beschließen wir, doch lieber wieder zum Camper zurückzukehren, nein, sicherlich nicht wegen der vermeintlichen Bärengefahr, sondern nur um weiterzufahren. Auch auf dem Rückweg unterhalten wir uns angestrengt und atmen beide auf, als wir wieder auf dem Hauptweg ankommen. Der Mount Robson zeigt sich immer noch in dichte Wolken verhüllt und wir beschließen bestimmt wieder hierher zu kommen.
Auf dem Weg zum Camper bleiben wir an einer Informationstafel stehen, auf der die Highways und auch einige Nebenstrecken eingezeichnet sind. Wir hatten ursprünglich vor, über den Highway 16 nach Westen zu fahren, um später gen Süden abzubiegen. Als wir die unterschiedlichen Wege studieren fällt uns eine Beschreibung des Golden Circles ins Auge. Er ist sozusagen fast ein Kreis, zu fahren über den Yellohead Highway (Highway 16), wie geplant, dann geht es gen Norden hinauf auf dem Cassiar Highway und auf dem Alaska Highway wieder zurück. Den Alaska Highway wollten wir schon immer einmal fahren und die Route klingt wirklich vielversprechend. Wir beschließen bei der Weiterfahrt die genaue Fahrzeit auszurechnen, um festzustellen, ob wir diesen Weg zeitlich schaffen könnten. Wir wollten immer so weit wie möglich in den Norden hinauf, wo die kanadische Wildnis wirklich beginnt.