Sprachliches
ALLGEMEINES VON A-Z
Sprachliches
Das Deutsche und das (amerikanische) Englische sind als germanische Sprachen näher verwandt als es den Anschein hat. Zwar wird jeder in »room« Raum, in »cow« Kuh und vielleicht noch in »little« und »bottle« das Norddeutsche lütt und Buddel erkennen, aber nicht mehr in »clean« klein, in »grain« Grannen, in »window« Windauge, in »ask« heischen, in »answer« (ent-gegen-)schwören, in »went« (to go) wenden, in »read« raten, in »write« ritzen, in »pool« Pfuhl, in »walk« walken ~ die Verwandtschaft liegt in der Bewegung ~ in »stud« Stute oder in »town« Zaun (Niederländisch »tuin«, was dort Garten bedeutet), an sich aber keltischen Ursprungs ist, oder in »silly« selig, obwohl ja vielleicht auch eine inhaltliche Verwandtschaft gegeben ist, wenn man z.B. mal an die verzückten Korkenzieherheiligen El Grecos denkt.
Das deutsche doof ist das englische »deaf« und bedeutet taub, dumm ist »dumb«, erinnert auch ans ältere deutsche »tumb« und bedeutet stumm (deaf and dumb, niederl. doofdom = taubstumm) usw.
Der »marshall« ist zwar nicht unserem Marschall ebenbürtig, aber beide entstammen ursprünglich dem Pferdestall (mare-scalk, Mähren-Schalk = Pferdeknecht. Der erste sitzt uns nur noch im Nacken, während der letzte, der Knecht, sich im Englischen zum Ritter (knight) aufgeschwungen hat, im Mittelenglischen auch noch »knicht« gesprochen. Siehe auch »Marstall« gleich Pferdestall. Im militärischen Sprachgebrauch ist bei uns das Vergattern übriggeblieben, im Englischen »to gather«.
Es verhält sich nicht so, dass eine Sprache von der anderen abstammt, sondern dass beide gemeinsamen Wurzeln entspringen und ihr Wortschatz im Laufe der Zeit Bedeutungswandlungen unterlag. Grad so, wie der Mensch ja auch nicht vom Affen abstammt, sondern beide gemeinsame Vorfahren haben.
Noch heute besteht das Alltagsamerikanisch überwiegend aus Wörtern germanischen Ursprungs. Wer Texte ins Amerikanische zu übertragen hat, ist immer wieder verwundert, wie »einfach« Sachverhalte ausgedrückt werden müssen, um wirklich Englisch zu klingen. Uns erscheint das häufig richtig unterbelichtet oder kindlich zu sein, insbesondere wenn fortwährend kurze Hauptsätze gebildet oder diese zudem dann noch mit einem simplen »und« aneinandergefädelt werden. Übersetzer können ein Lied davon singen. Im Deutschen geht das nicht. Was im Englischen häufig auch verbal ausgedrückt wird, muß im Deutschen oft substantiviert werden usw. Allgemein läßt sich sagen, dass das Englische um so mehr französischstämmige Wörter enthält, je abstrakter und wissenschaftlicher es wird. Rund 80% des alltäglichen Vokabulars hingegen sind germanischen Ursprungs.
Das lateinisch-französische Vokabular im Englischen ist übrigens Erbe des Normanneneinfalls in England und beruht auf schlechten Nachhilfestunden. Nein, Unsinn: in der Tat waren die Kerle durch weichliches französisches Lotterleben korrumpiert, denn diese »Nord-Mannen« waren Wikinger und hatten ihre Sprache aufgegeben, da sie zum Bestellen von Austern, Hummer oder Froschschenkeln bei den einheimischen Köchen nichts taugte. Wollten sie Kalb ordern, so ging das in Frankreich nur noch als »veau« (veal). Die Angelsachsen hatten sich folglich umzustellen: das germanische »calf« blieb nur noch für das lebende Viech. Ähnliches gilt für Schaf (sheep und mutton, vom franz. mouton), Kuh (cow und beef, vom franz. boeuf), Schwein (pig bzw. swine und pork, vom franz. porc).
Einer der häufigsten und unausrottbarsten Fehler ist seltsamerweise die falsche Betonung von hotel, die nämlich genauso wie im Deutschen ist, und das immer wieder auf der ersten Silbe betont wird. Dies vielleicht deshalb, weil es mit Hostel verwechselt wird. Pullover dagegen hat die Betonung im Englischen auf der ersten Silbe«.
Ein ähnlicher Fall ist canal, betont auf der zweiten Silbe und Channel, der Ärmelkanal, der die Betonung auf der ersten Silbe trägt. Auch die Zahlen von 13-19, werden regelmäßig falsch betont. Sie haben ohne folgendes Hauptworteine Nebenbetonung auf der zweiten Silbe, also: »I´m »´´sewen´tiehn«, aber »´´sewentiehn« dollars. Bei Akzent auf der ersten Silbe verstünde der Amerikaner eher »seventy«.
Iron wird ohne »r« gesprochen, also »eien«. Manche Wörterbücher lassen zwar ein »r« zu, aber nie haben wir das gehört, höchstens im Dialekt, denn es handelt sich um eine obsolete, seit 200 Jahren verschwundene, Form. Bitte als Erwiderung auf »danke« heißt »that´s all right«, »that´s okay«, »(you´re) welcome« oder auch steifer »don´t mention it«.
»Bitte« als Erwiderung auf »danke« heißt »pleasure«, »that´s all right«, »that´s okay«, »welcome« oder auch »you´re welcome« oder auch steifer »don´t mention it«. Bei Zeitangaben wird das »past« gern weggelassen; »half nine« bedeutet also halb zehn!
Auf die Frage beim Essen, ob man noch etwas wolle, heißt es »Thank you, I´ve finished« und nicht, wie manche meinen könnten: »Thanks, I´ve had enough«. Das heißt »Ich hab´ die Schnauze voll«.
Weiche Endkonsonanten müssen auch stimmhaft ausgesprochen werden, was im Deutschen nicht der Fall ist (die Wand = »Want«), oder es kommt häufig zu Bedeutungsänderungen. Wer »bad« mit »t« ausspricht, sagt nun mal »Fledermaus« und nicht »schlecht«, und wer jemanden vor einem »live wire« mit »f« warnt, verkürzt vielleicht mächtig dessen »Lebensfaden«, wenn dieser nicht kapiert, dass ein unter Strom stehendes Kabel gemeint ist. Ähnlich verhält es sich mit »sch« und »tsch«. »Chips« können so leicht zu Schiffen werden und »chops« zu Geschäften usw. Der Gesprächspartner versteht´s allerdings meist aus dem Zusammenhang, aber vielfach ist das Quelle von Mißverständnissen.
Manchmal klappt die Verständigung zwischen Amis und Briten nur ungenügend:
Das britische »fag« (faggot) ist eine Kippe oder Zigarette, im Amerikanischen ein Schwuler. Der amerikanische Vorname »Randy« erregt in England Heiterkeit, denn dort bezeichnet er einen Zustand, den die Amis »horny« (geil) nennen. Auch die Bedeutung von »suspenders« und »braces« ist genau umgekehrt (braces = im Amerikanischen Strumpfhalter, suspenders = Hosenträger). Bei uns kommt man völlig durcheinander und nennt die Dinger am Bein Strapse, was im Englischen aber Riemen heißt.
Auf die Nerven gehen die ewigen Füllwörter wie »you know«, »kind of« (»kinda«) oder »sort of« (»sorta«), die ungefähr im Sinne von »gewissermaßen« gebraucht und bei jeder sich bietenden Gelegenheit in die Sätze gestopft werden.
Hilfreich mag folgendes sein: wenn jemand im Deutschen etwas erzählt und stockt, um nach Worten zu suchen oder seine Gedanken zu ordnen, so werden lange »ähs« zu hören sein, was im Englischen nicht geht. So sind dort immer langgezogene bestimmte Artikel (the) zu vernehmen, wobei sie wie vor Vokalen mit »i« gesprochen werden, oder unbestimmte Artikel (a), ebenfalls mit langem Diphtong wie in »came« beispielsweise.
Das deutsche »aha« als Zeichen des Erstaunens lautet »I see«.
Ein häufig verbreiteter Fehler besteht darin, das deutsche »sagen« im Sinne von »verlangen, auftragen, bitten« mit »to tell« wiederzugeben, anstatt mit »to ask«. Also nicht: »But I told you before to shut the door!«
Um Peinlichkeiten zu vermeiden: »hair« sind die Haare auf dem Kopf, »hairs« dagegen alle anderen.
Noch was: bei den Fragen mal ganz genau auf die Satzmelodie achten. Man unterscheidet zwei völlig unterschiedliche Satzmuster. Bei Fragen, auf die ein »yes / no« erwartet wird, bleibt die Satzmelodie am Ende hoch: »Is that the station?« Bei allen anderen fällt sie gegen Ende ab: »Where is the station?« Touristen aus deutschsprachigen Ländern machen das regelmäßig falsch und würden in letzterem Falle oft ein »yes« oder »no« hören, weil der Amerikaner meint, ersteres Fragemuster gehört zu haben.
Allgemein unterscheidet sich das Amerikanische vom Britischen durch die Aussprache des »r« nach Vokalen und auch am Wortende (church, car), der Verwandlung von langem »a« nach f, n, s, th (die dadurch bezeichneten Laute, nicht unbedingt die Buchstaben) in kurzes, offenes »ä« (after, bath, half), der Verwandlung des »t« wie in »water« in ein »d« und eine allgemeine geringere Diphtongisierung. Das »ou« im britischen »boat« klingt also eher wie »o«. Das britische kurze »o« wie in »hot« z.B. wird im Amerikanischen zu langem »a«. Daher also vom Klang her Bildungen wie »lox« (Lachs), »dollar« (Taler) oder »boss« aus dem niederländischen »baas« (Meister). Ferner schwand im Amerikanischen das »j« wie in »new« oder »duty«. Zahlreiche Wörter erhalten eine Nebenbetonung, wie z.B. secondary (brit. »sekndri«, Betonung vorn; am. »sekendäri«, Nebenbetonung auf »d«.
Daneben wird ein Reihe Wörter anders ausgesprochen oder betont als im Britischen, z.B »adult« auf der zweiten Silbe oder »address« auf der ersten. »Either«, im Südenglischen wie »ei« gesprochen, erhält im Amerikanischen stattdessen ein »i«. Dies rührt sicher von den zahlreichen nordenglischen Auswanderern, die dialektische Färbungen mitexportierten. Ferner unterscheidet sich auch die Schreibungweise häufig. So wird »re« am Wortende stets zu »er«, »en...« zu »in...« (to enquire z.B.), »...our« zu »...or« (labour), »...ence« zu »...ense« (defence) und stumme Buchstaben können wegfallen: night, nite, through, thru, plough, plow, jewellery, jewelry usf.
Abweichungen gelten auch für die fernere Zukunft, die im Amerikanischen ausschließlich mit »will« gebildet wird. »Like« als Konjunktion (I did it like he said) statt »as« verrät im Britischen eher die gesellschaftliche Stellung; im Amerikanischen ist das fast überall geläufig.
In den USA ist die Sache mit der »korrekten« Aussprache nicht so eng zu sehen. Setzt sich die Bevölkerung nicht bunt zusammen aus »Hispanics« (z.B. New York 1,5 Millionen, LA 900.000, Chicago 500.000), Chinesen - die hinterließen Wörter z.B. wie »to have a yen for« oder »to yearn« - und Einwanderern aus aller Herren Länder? Schätzungen zufolge sprechen etwa zwanzig Millionen US-Bürger ihre eigene Staatssprache überhaupt nicht. Wieder versöhnt?
Ach, dann gibt´s da noch so verrückte Dinge wie:
Stix nix hix pix. Ist auch Englisch und heißt: the sticks (Landbewohner) nix (ablehnen, aus dem Jiddischen) hicks (Dorftölpel) pix (pictures, Filme) oder:
Das Provinzpublikum möchte keine Filme über ländliche Themen sehen.
Oder: 4 U 2 P (for you to pee, beim Austreten)
In England lasen wir mal: r U OK 4 A DD? (Are you ok for a Double Diamond?)
Deutsche Ausdrücke sind auch vertreten: »kaputt« und »verboten« kommen im ironischem Zusammenhang gut an, »dachshound« (Dackel), »realpolitik«, »spiel« (langatmige Rede, um jemanden zu bequatschen, aus d. Jiddischen), »smearcase«, noodles, wird jeder erkennen. Ebenso: »strafing the audience with muscical napalm« oder »let´s have a blitz on the washing-up«. »Bratwursty tourists« fanden sich in der Presse. »Schadenfreude«, »wunderkind«, »gemütlich«, »angst«, »lieder«, »zeitgeist«, »ostpolitik«, »reinheitsgebot«, »gemütlich«, »abseilen«, »quatsch«, »ding an sich« u.a. finden sich immer wieder in der Presse oder in ~ gehobener ~ Konversation. Lang eingeführte Wörter sind »rucksack« »kindergarten« usw. Eine Zeitung nannte in einem Artikel über Schwarzeneggers Restaurant »Planet Hollywood« den Mann für die Öffentlichkeitsarbeit »gauleiter« und seine Mitarbeiterinnen »fräuleins«.
Ferner gibt´s einige englandfremde Ausrufe wie »and how!« oder »what gives«?
Da nun jeder mal unter dem sächsischen Genitiv gelitten hat, dem zweiten Fall also: im Deutschen steht kein Apostroph vor dem »s« des Genitivs, so dass wir wünschen, dass Beck´s Bier sauer werde, Ole´s Tenne abbrenne und Kaiser´s Kaffee genau wie »Wüba - Freiburg´s größtes Möbelhaus« pleite gehe. Aber was soll man davon halten, wenn selbst Verlage (Schirmers Visuelle Bibliothek, Cottas Hörbibliothek) diesen Unfug verbreiten? Aber das ist noch garnichts gegen schlaue Zeitgenossen, die Hobby´s betreiben, auf´s Klo, in´s Kino oder in Pizza´s gehen und sich möglicherweise auch noch eines Frühstück´sei´s erfreuen. Die Amerikaner, als große Vereinfacher, sind da längst in anderer Richtung unterwegs und lassen den Apostroph häufig weg, so dass viele diesem »modischen Trend« in zehn Jahren wieder nacheifern werden. Damit werden sie gegen den neuen Duden handeln, denn der hat dem Analphabetentum jetzt nachgegeben und den Apostroph sanktioniert. Für uns ist er eh keine Autorität mehr; man sehe mal unsere Trennungen ...
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