Zusammenkunft

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Janna und ihr Jim

Unvorstellbare Veränderung des Sohnes

Familienabende ade, aus kleinen Kindern werden große Kinder

Am nächsten Tag kam Pete angeritten, und als Janna von der Schule zurück gekommen war, stand auf dem Rasen vor dem Haus ihr Jim. Sie fütterte ihn mit Bananen und deren Blättern, mit Ananas, Mangos und Zuckerrohr, alles mitsamt Schalen, er fraß so ziemlich alles. Am Samstagmorgen war Jim verschwunden und Janna kam entsetzt hereingestürzt. Es stellte sich heraus, dass er alleine zu der Weide kurz vor Madang getrottet war, wo er schon vorher zusammen mit anderen Pferden gestanden hatte. So hatte er Pete die Arbeit abgenommen, der ihn am Sonntag genau dorthin hatte reiten wollen. Pete`s Freundin Flick, die Apothekerin aus Madang, gab Janna Reitunterricht, und sie wurde zu einer begeisterten Reiterin. Oft, wenn sie müde und verschwitzt von einem Ausritt zurückkam, schauten Michael und ich uns voller Begeisterung an. In Deutschland hätten wir es uns mit Sicherheit nicht leisten können, unserer Tochter, mal eben so, ein Pferd zu kaufen.


Zu den Osterferien kam Amos nach Hause. Er hatte sich in der kurzen Zeit so sehr verändert, dass wir es kaum fassen konnten. Groß, fast schlaksig, die Stimme war gekippt und dunkel geworden – eine rasante Entwicklung. Als er dann auch noch von Michael gezeigt bekam, wie „Mann“ sich rasiert, mussten Janna und ich natürlich zusehen. Zu viert standen wir im Badezimmer und wurden von unserem hochlanderprobten Knaben Weicheier genannt, weil wir hier an der Küste abends oft eine warme Eimerdusche nahmen. Sein Englisch hatte inzwischen einen deutlich amerikanischen Akzent angenommen; Janna daneben mit ihrem australischen – Michael und ich blickten uns amüsiert an. Aber nach dem ersten gemeinsamen Abendessen blieb uns nur ein recht belämmerter Blickaustausch. Wir hatten uns auf einen Familienabend zu viert gefreut, aber gleich nach dem Essen waren die Kinder in Amos` Zimmer verschwunden und tauchten den Rest des Abends nicht mehr auf. Während der Ferien besuchten wir all unsere schönen Orte. Wir badeten in Nagada, schnorchelten am water hole, verbrachten ein Wochenende auf Sinub – wenn wir dann abends zu Hause gegessen hatten, verzogen sich die beiden Geschwister in Amos’ Zimmer, und dabei blieb es die ganze Ferienzeit über. Zu Ende begleiteten wir Amos nach Madang, winkten seinem Flugzeug hinterher, und stellten zufrieden fest, wie viel leichter wir ihn jetzt seiner Wege ziehenlassen konnten.