West Coast
National West Coast Recreational Area
Der 200 km lange, bis zu 25 km breite Erholungsbereich zwischen Ugabmündung und Swakopmund ist jedermann frei zugänglich. Dass sie leicht mit 2WD zu erreichen und für Fischreichtum bekannt ist, macht die Westküste zum Dorado der Sportangler. Die meisten Besucher zischen direkt ans Cape Cross oder nach Henties Bay, 128 km bzw. 76 km nördlich von Swakopmund.
Entlang der Salzpiste C34 wurden vier spartanische Campingplätze für Ozeansüchtige errichtet. Alle mit heißen Duschen und Toiletten, Läden nur in Weihnachtsferien, Tankstellen nur in Mile 72 und Mile 108. Duschen und Trinkwasser sind extra zu zahlen. Stellplätze für acht Personen und zwei Fahrzeuge kosten in Mile 72 und Mile, in Mile 14 und Jakkalsputz.
Am Kreuzkap ließ Diogo Cao im Januar 1486 das noch heute weithin sichtbare Kalksteinkreuz errichten. Im Reservat werden die Brutplätze von Zehntausenden von Kaprobben geschützt. Besucher dürfen sich zwar an Aussichtsplattform und Snackbar (Trinkwasser) gütlich tun, nicht aber die Barriere zum glitschigen Felsen überschreiten, auf dem sich Robben ihrerseits gütlich tun.
Robbenschlachten: Für Profit, Potenz und mehr Fisch
Robbenernte nennen die Jäger ihr blutiges Geschäft, das im Winter Tag für Tag über 300 Robbenbabys an der Atlantikküste das Leben kostet. Die Jungen, die so unendlich arglos ihrem Mörder entgegenblinzeln, werden mit dem Knüppel erschlagen, um das schöne Fell nicht zu beschädigen. Die erfahrenen, bis zu 200 Kilo schweren Bullen fallen dagegen dem Gewehr zum Opfer. Schallgedämpft, damit die anderen Tiere nicht in Panik geraten und ins Wasser flüchten. Das Töten beginnt im August und dauert solange, bis die Fangquote erreicht ist. 13.000 Jungtiere und 4200 Bullen haben dann am Kreuzkap und bei Lüderitz ihr Leben gelassen.
Tierschützer beklagen, dass das widerliche Massaker auch noch mit dem Vorwand der Überbevölkerung gerechtfertigt werde. Insgesamt leben je nach Schätzung 250.000 bis 500.000 Robben in Namibia. In Wirklichkeit verdient das Land nicht schlecht an der Robbenernte. Während die EU vor geraumer Zeit die Einfuhr der Pelze verbot, tun sich in Asien neue Absatzmärkte auf. Robbenflossen gelten als Delikatesse. Penisse werden getrocknet, mit Kräutern versehen und zwecks Potenzsteigerung verkauft. Doch der mächtigste Feind der Robben schwingt eine derbere Keule.
Namibias Fischindustrie will endlich die ungeliebte Konkurrenz ernstlich dezimieren. Was die Robben fressen, landet eben nicht in den Kutternetzen. Und die sind sowieso nur mäßig gefüllt, seit in den 70er und 80er Jahren südafrikanische und ausländische Kutter in den ehemals fischreichen Gewässern ohne Rücksicht auf Quoten oder Bestandsschutz wilderten. Bis zu 1,6 Millionen Tonnen Fisch vertilgen Robben pro Jahr. Das ist ein Vielfaches der Industriequoten, hat das Robbenamt Lüderitz berechnet (dabei aber geschickterweise den Bestand von 1987 herangezogen, der damals eine Million Tiere betrug). Behörden erklären, dass Robben bei unkontrollierter Vermehrung die Fischbestände gefährden.
Derlei Erklärungen verhindern nicht, dass stets Proteststürme gegen das Robbenmassaker anheben. 1996 etwa gingen nach einer Kampagne des Internationalen Tierschutzverbandes über 70.000 Protestbriefe in Windhuk ein. Das Argument von der Überpopulation wischen Tierschützer mühelos weg. Schließlich seien im Frühjahr 1994 über 200.000 Tiere verhungert. Warme Meeresströme hatten die Fisch-, Garnelen- und Langustenschwärme verscheucht, die ihnen der Benguelastrom üblicherweise serviert. 95% der Jungtiere waren umgekommen, was weitere Tötungen auf Jahre hinaus zum Unsinn mache. Tierschützer wollen vielmehr die Robben touristisch vermarkten. Schließlich bringt jeder Besucher Geld in die Kassen. Jedes tote Robbenbaby hingegen bedeutet einen satten Imageverlust.