Nonza
Genuesischer Wachturm überm korsischen Meer(20217)
Nach den schönsten Dörfern wollen wir unseren Leserinnen und Lesern auch das verrückteste nicht vorenthalten. Verrückt wegen seiner schwindelerregenden Konstruktion: ein genuesischer Wachturm auf einem senkrecht ins Meer abstürzenden Fels, ein paar notdürftig hingeklatschte Behausungen. Man fragt sich, wie das alles den Jahren und Stürmen standhält. Der ideale Ort für James-Bond-Aufnahmen. Eine göttliche Szenerie! Die Toten begräbt man hier übrigens mit dem Gesicht nach Westen. Warum wohl?
Unbedingt angucken sollte man sich den Turm von Nonza aus der Zeit Pasquale Paolis (18. Jh.). Endlich mal ein korsischer Turm, der nicht aus der genuesischen Epoche, sondern der pisanischen Epoche stammt und daher viereckig ist! Das hat Seltenheitswert. Bekannt ist der Turm auch wegen einer Begebenheit 1768, wo sich der korsische Hauptmann Casella gegen 1200 Franzosen verteidigte und durch einen Bluff freien Abzug gewährt bekam. Nach anderen Quellen sollen die Sieger, als sie über den Schwerverwundeten hinweg in den Turm drangen, ihm als Zeichen der Ehrerbietung Degen und Fahne gelassen haben.
Wie die meisten Orte des Cap Corse tragen auch die Dächer von Nonza »thegie« (genannte grünlich bis bläulich schimmernde Schieferdachplatten, auf denen oft orangefarbene Flechten wachsen). Sowohl »thegie« als auch das deutsche Lehnwort »Ziegel«, engl. Entsprechung »tile«, franz. »tuile«, stammen vom lateinischen »tegula«.
Von Nonza aus gelangt man über eine Treppe mit sechshundert Stufen zu einem grauen Kiesstrand, der sich durch den angeschwemmten Asbestmüll aus Canari verfärbt hatte. Kein schöner Gedanke ...