Parc de la Pointe Taillon
Parc de la Pointe Taillon
Die ganze Provinz Quebec auf 92 km² reduziert - ein Klacks bei den geographischen Größenverhältnissen hierzulande! Neben Wäldern, einem Fluß, einem See und einem Badestrand (Süßwasser!) bietet der Naturpark Sanddünen, Torfmoore und Sümpfe. Das flache Gelände erstreckt sich auf einer zungenförmig in den Lac St. Jean hineinragenden Halbinsel. Natur pur, wild, intakt und unter Schutz gestellt. Statt Bergen und Hügelketten ein 6 km langer Sandstrand (auf der Südseite) und der malerische Peribonka-Fluß (Nordseite), der vor der Mündung in den See nochmal eine elegante, den Umrissen eines Saxophons nachempfundene Kurve beschreibt.
Nach endlosen Straßen und schwindelerregender Weite endlich mal innehalten, durchatmen, sich ein wenig entspannen. Gezeltet wird hier "rustikal", und als Freizeitvehikel bieten sich MTB und Kanu bzw. Kajak an. Zum Baden sollte man sich freilich den Sommer ausgucken, denn in der kalten Jahreszeit verschwindet der See unter einer dicken Eisdecke.
1885 empfanden die ersten Pioniere die Halbinsel als derart wild und unberührt, dass sie ihr den Namen Pointe-à-la-Savanne ("Savannenspitze") gaben. Dabei bieten sich weder afrikanische Savanne noch Hoher Norden zum Vergleich an, handelt es sich doch eher um ein gezähmtes Stückchen Kanada, wo Wald und Wasser eine gefällige Symbiose eingegangen sind. Apropos Bäume: darunter hat man hier Fichten, Kiefern, Birken und Pappeln zu verstehen, so dass man sich einen Moment lang in Finnland glauben könnte. Und genau wie dort, darf man hier im Adams- bzw. Evaskostüm in der Sonne schmurgeln, Ozonloch hin oder her. Ein Abschnitt des öffentlichen Strandes wurde nämlich für Nackedeis abgeteilt. Ein Québecois meinte ironisch, es handele sich hier um den einzigen, von einer Provinzregierung subventionierten Nudistenstrand in ganz Kanada. Ein wenig schmunzeln mußten wir auch bei einem Schild am Fahrradweg: "Attention aux nudistes!" ("Vorsicht, Anhänger der Freikörperkultur kreuzen!").
Nützliche Adresse
Parc de la Pointe-Taillon: 825, rang 3 Sud, Saint-Henri-de-Taillon, T. (418) 347-53 71 (in der Hauptsaison).
Anreise
Von Sainte-Monique-de-Hofleur: Zufahrt über die Route 169, Rang 6; zunächst erreicht man ein Besucherbüro, dann einen Fußgängern und Radfahrern vorbehaltenen Wanderweg, der die Halbinsel in Nord-Süd-Richtung durchquert und am "Delta digité" vorbeiführt.
Von Saint-Henri-de-Taillon: über die Route 169, dann Rang 3. Der für Autos geöffnete Südeingang führt zum Empfangsbüro am Strand von Taillon.
Quartier machen
Jugendherberge "Ile du Repos": s.o., Kap. "Peribonka". Gut geeignet für Soloreisende und Pärchen sowie für Familien mit einem oder zwei Kindern. Eine Altersbeschränkung gibt´s, wie in kanadischen Jugendherbergen üblich, nicht. U.a. finden sich hier auch Ferienhäuser für Kleinfamilien.
Einfache Zeltplätze: zwei Gelände innerhalb des Parks, hart an der Grenze zum wilden Zelten und beide nur über einen Fahradweg zu erreichen (Allah sei gepriesen!). Der Site du Castor ("Biberplatz") liegt 2 km vom Auskunftsbüro am Strand, unmittelbar am See. Mit ein wenig Glück bekommt man hier Biber zu Gesicht - die fleißigen Nager sind halt so anständig und tun genau das, was die Parkverwaltung von ihnen erwartet. Der Site du Prospecteur, 4,5 km vom Strandbüro entfernt, liegt gleichermaßen am See und am Fahrradweg.
Ferienhäuser im "Centre touristique Sainte-Monique": 900, Rang 6 West, Sainte-Monique; T. (418) 347-31 24 oder 35 92. Acht komplett mit Küche und Bad ausgerüstete Ferienhäuser am Nordzugang zum Park. Besonders für längere Aufenthalte mit Kindern geeignet.
Sehenswertes & Aktivitäten
Strand: fast das gesamte Südufer der Halbinsel ist Sandstrand, wobei der "zivilisiertere" Teil in Richtung Saint-Henri-de-Taillon zu finden ist und ca. 6 km mißt. Dahinter wird´s dann um so urtümlicher und verlassener, je weiter man zur Peribonka-Mündung vorstößt: keine Tret- und Schwertboote, keine Windsurfer mehr. Hier beginnt die geheimnisvolle Welt der Biber, Elche, Wildgänse und Wasservögel.
Radwanderung: das MTB ist mit Abstand das praktischste Fortbewegungsmittel im Park, den 25 km Radwege erschließen. Ein 12 km langer Radweg folgt Seeufer und Strand. Nicht übel aber auch der Sentier de la Tourbière oder die Piste zum "Delta digité". Mountainbikes gibt´s an Ort und Stelle zu mieten: sich an die beiden Auskunftsbüros wenden.
Kanu und Kajak: nur auf dem See möglich, weil die vielen schwimmenden Baumstämme auf dem Peribonka für Kanuten eine reale Gefahrt darstellen würden. Auf dem See dagegen steht dem Paddelvergnügen nichts im Wege.
Biberbeobachtung: theoretisch an allen Wasserläufen und kleinen Seen hinter der Strandlinie möglich, z.B. am Lac à la Tortue, am Bélanger-Kanal oder am Adélard-Kanal. Ein guter Bekannter, der die Wälder Québecs wie seine Westentasche kennt, meinte jedoch, die possierlichen Nager ließen sich in Aktion - also baumfällender und wasserstauender Weise - noch am ehesten am Peribonka River belauern ... und zwar im Morgengrauen (Südufer schwer zugänglich).
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