Weitere Haltepunkte
Bummel durch barocke Lebensfreude
Musterbeispiele römischen Hochbarocks
Der unermüdliche und sinnenfreudige Baumeister Bernini
Auf den Spuren der barocken Lebensfreude durch Rom zu wandeln, heißt, etliche Kilometer zurückzulegen. Der Bummel führt allerdings durch die sehenswertesten Teile der Stadt, vor allem, wenn wir uns durch das Gassengewimmel abseits der turbulenten Hauptstraßen schlagen. Hier weitere lohnenswerte Haltepunkte:
In der Galleria Borghese, mitten im Stadtpark Villa Borghese, begegnet man dem bedeutenden Frühwerk Berninis, der als Siebzehnjähriger bereits eine Büste des Kardinals und Mäzenen Scipione Borghese anfertigte. Mit Anfang zwanzig schuf der junge Barockbildhauer die Skulptur »David mit der Schleuder« und die berühmte »Apoll und Daphne« (s. Kap. »Museen«).
Südlich, in Richtung Quirinalshügel, sollte man nun die Via Sistina und deren Verlängerung, die Via delle Quattro Fontane, einschlagen. Mitten im Verkehrsgedränge um die Piazza Barberini erhebt sich der Tritonenbrunnen, den Bernini im Auftrag von Papst Urban VIII. aus der Familiendynastie der Barberini schuf. Vier grazile Delphine tragen den Meeresgott Triton, der aus seinem Muschelhorn eine Fontäne bläst. Unterhalb des Triton haben sich die drei Bienen des barberinischen Familienwappens niedergelassen. Sie schwärmten als sichtbares Zeichen der regen Bauaktivität der Papstfamilie in die ganze Stadt aus und werden uns daher häufig begegnen.
Der Eingang zum Palazzo Barberini oberhalb des Platzes liegt links an der Via delle Quattro Fontane. Von Maderna und Borromini 1625 begonnen, beendete Bernini den Palastbau zwölf Jahre später. Der ehemalige Papstpalast gilt als Musterbeispiel des römischen Hochbarocks und als wichtige Station in Berninis Schaffen. Heute ist hier die Nationalgalerie, die Galleria Nazionale d´Arte Antica, untergebracht, ein herausragender Kunstschatz Italiens (s. Kap. »Museen«).
Wenige Schritte weiter hinterließen die beiden verfeindeten Barockmeister ihre Visitenkarten sakraler Baukunst. An der Straßenkreuzung mit der Via del Quirinale fällt der Blick auf die kleine Kirche San Carlo alle Quattro Fontane, von den Römern liebevoll »San Carlino« (Heiliges Karlchen) genannt. Der spielerische Stil Borrominis kommt in der unregelmäßigen, asymmetrischen und bewegten Formführung hervorragend zum Ausdruck. Reizvoll der kleine Kreuzgang.
Dem beneideten Konkurrenten Bernini gelang wenige Meter entfernt, an der Via del Quirinale, ein Glanzstück des Barockzeitalters, die Krönung seines reichen Schaffens. Die Kirche Sant´Andrea al Quirinale war sein letztes architektonisches Werk und das einzige, mit dem er sich vollends zufrieden zeigte. Vornehm und würdevoll wirkt die lebendig und feierlich ausgeschmückte Kirche. Edler Marmor und viel Stuck in Gold, Weiß und Rosa beherrschen das quergestellte Kirchenoval eine Grundform barocker Architektur ohne erdrückend zu wirken.
Die Straße mündet schließlich auf der imposanten Piazza del Quirinale mit reizvollem Ausblick über die Innenstadt bis zur Peterskuppel. Auch an den Palazzo del Quirinale hat Gianlorenzo Bernini, neben anderen Baumeistern, Hand angelegt. Der Palast sollte den Päpsten als bequeme Sommerresidenz dienen. Der Bau wurde um 1574 aufgenommen und bis in das 18. Jahrhundert hinein schließlich zu einem riesigen Komplex erweitert. In den herrschaftlichen Quirinalstrakten führten zwischen 1870 und dem Ende des Zweiten Weltkriegs die italienischen Könige ihre Amtsgeschäfte. Seitdem ist der Palast Sitz des Staatspräsidenten.
Das wichtigere Zentrum politischer Macht ist heute die Abgeordnetenkammer im Palazzo Montecitorio, auf halber Höhe der Via del Corso. Und auch dieser prächtige Bau geht auf das Zusammenwirken einer mächtigen Papstfamilie, der Pamphili, mit dem unermüdlichen und sinnenfreudigen Baumeister Bernini zurück.