Bäder aus Marmor
Schwitzbäder, Schwimmbecken und Sporthallen
Luxuriöses Massenvergnügen
Antike Wasserversorgung
Etwas weiter südlich, an der Via Appia, liegen die Thermen des Caracalla, ein eindrucksvoller Schauplatz antiker Selbstverwöhnung. Die erhaltenen Überreste lassen die gewaltigen Ausmaße der Bäderanlage unschwer erahnen. Dreihundertdreißig Meter im Quadrat überspannten die riesigen Hallen und Gewölbe der 216 n. Chr. von Kaiser Caracalla eingeweihten Anlage. Sechzehnhundert Menschen konnten sich hier mit Baden und Spielen gleichzeitig gegen ein geringes Eintrittsgeld die Zeit vertreiben. Aus heutiger Sicht erscheint der Besuch der Thermen als ausgesprochen luxuriöses Massenvergnügen: wertvoller Marmor verkleidete die Bäder, Fresken und teils noch sichtbare Boden- und Wandmosaiken schmückten sie aus. Es gab die Wahl zwischen warmen, lauwarmen und kalten Bädern, dazu kamen Schwitzbäder, Schwimmbecken und Sporthallen, wo Hanteln gestoßen und Ball gespielt wurde, Vortragsräume und Bibliotheken. Masseure und Friseure boten ihre Dienste, fliegende Händler Speisen und Erfrischungsgetränke an. Einige Zeit war das gemeinsame Baden von Frauen und Männern in den Thermen eine normale Angelegenheit. Kaiser Hadrian verbot diesen Brauch schließlich. Die Anlage war noch im 7. Jahrhundert bis zur Zerstörung des komplexen Systems der Wasserzufuhr durch die Goten in Betrieb. Danach verfiel der Riesenbau und wurde für andere Bauten ausgeschlachtet. Zur Festivalzeit im Sommer sind sie nur teilweise zu besichtigen.
Wasser spielte eine wichtige Rolle im Leben der Römer. Mit dem Untergang des Römischen Reiches ging ein erstaunlicher Wissensschatz rund um die Handhabung dieses kostbaren Gutes zum Teil für Jahrhunderte verloren. Roms Architekten und Ingenieure waren Meister im Bau von Wasserleitungen. Bis heute erhaltener Kreuzungspunkt von übereinandergeführten Wasserleitungen ist die Porta Maggiore. Rund um die Stadt lagen 100 n. Chr. 423 Kilometer Fernleitungen und Aquädukte, die einen Bedarf von über fünfhundert Litern pro Tag und Einwohner decken mußten. Außer der Anlage des Caracalla wurden zehn weitere Thermen aus den Bergen mit Wasser gespeist. Es gab über dreizehnhundert öffentliche Brunnen. Die Römer setzten ganze Arenen unter Wasser, so zum Beispiel das Stadion des Kaisers Domitian, die heutige Piazza Navona, um dort Seekämpfe abzuhalten und ihre Spiele abwechslungsreich zu gestalten. Es gab wassergekühlte Sonnenplätze im Zirkus und das erste unterirdische Abwassersystem, die Cloaca Maxima, deren berühmtester Kanaldeckel die Steinmaske der Bocca della Verità heute in der Vorhalle von Santa Maria in Cosmedin gewesen sein soll. Bekannt ist sie dafür, dass ungetreuen Eheweibern, wenn sie ihre Hand hineinlegten, diese abgehackt wurde. Zog die Dame sie unversehrt wieder heraus, so war sie unschuldig. Voilà.
Erst die Renaissancepäpste ließen die nach dem Niedergang des Römischen Reichs von den einfallenden »Barbaren« zerstörten Aquädukte instandsetzen, und die berühmtesten Künstler wetteiferten in Renaissance und Barock darum, der lebensspendenden Flüssigkeit effektvolle Gefäße zu schenken. Und so begleitet uns in Rom das Geräusch plätschernden Wassers auch heute noch.
Sofort neben dem Stadttor erhebt sich übrigens das berühmte Grabmal des altrömischen Brotfabrikanten Eurysaces und seiner Frau. Es ist einem Backofen nachempfunden und war eines der antiken Vorbilder für die faschistische Architektur in Rom.