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Ramblas

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Ramblas: die Promenade Barcelonas

Alte Stadttore auf neuem Boulevard

Weniger architektonisch beeindruckend als unser erster Rundgang und weniger Sehenswürdigkeiten. Es handelt sich hier eher um einen Spaziergang durch das Herz der Stadt entlang ihrer wichtigsten Promenade, der uns einige hübsche Ecken und Plätze sowie die Uferzone und den Hafen entdecken läßt. Also weniger ein Besuch mit konkretem Kulturprogramm, als ein entspannender Bummel durch die Altstadt: eine angenehme Beschäftigung für einen Vor- oder Nachmittag.

Wir beginnen am Anfang der »Ramblas« gegenüber dem »Café Zürich«, beim »Canaletes«-Brunnen. Sein Wasser besitzt angeblich die Fähigkeit, denjenigen der es trinkt immer wieder nach Barcelona zurückkehren zu lassen. Die platanengesäumte Promenade war im Mittelalter nichts weiter als ein staubiges Flußbett unterhalb der Stadtmauern, das in der Regenzeit das Wasser sammelte und ins Meer führte und nach dem arabischen Begriff für ein solches Rinnsal »ramla« benannt wurde.

Die damaligen Stadttore markieren heute noch die Abschnitte dieses Boulevards. An der »Porta de Sta. Anna« stellten sich jeden Morgen arbeitssuchende Tagelöhner an. Vor der »Porta de la Boquería«, am heutigen Miró-Mosaik auf dem »Pla de la Boquería«, wo der Weg zum Llobregat und ins südliche Katalonien seinen Anfang nahm, erstreckte sich eine gepflasterte Fläche, auf der Fleischverkaufsstände, Glücksspieltische und die Galgen standen. Als die Stadt zu ihrer Glanzzeit im 14. Jh., zu der sie Besitzungen bis Griechenland und Nordafrika verwaltete, wegen ihrer Erweiterung auf dieser Seite eine neue Mauer bekam, lag die »Rambla« plötzlich innerhalb Barcelonas. Mit dem Bau von Klöstern, der Universität, des ersten Theaters und anderer öffentlicher Gebäude nahm dieses Flußbett immer mehr das Aussehen einer richtigen Straße an.

Bis zum Schleifen der Mauern im Jahre 1860 und der Ausdehnung mit dem Stadtteil »Eixample« über die damaligen Grenzen hinweg war die »Rambla« im dichten Häuserdschungel der Altstadt die einzige breitere Straße und auch die einzige richtige Verkehrsader und Flanierpromenade der Stadt, zugleich auch ihr Geschäfts- und Vergnügungsviertel. Dieser Rolle blieb sie auch später treu. Keiner der neueren Boulevards besitzt das volkstümliche Flair und die ansteckende Lebhaftigkeit der »Rambla«. So blie sie bis heute der wahre Mittelpunkt der Stadt, als Treffpunkt, Flaniermeile und Spiegelbild ihrer sozialen Umgebung.

Von der Plaça Catalunya bis zum Meer

Auf diesem Rundgang werden die »Ramblas« unser Leitfaden sein, und wir werden, während wir von der »Plaça Catalunya« bis hinab zum Meer spazieren, die verschiedenen Sehenswürdigkeiten beschreiben, die an den »Ramblas« oder in deren unmittelbarer Umgebung liegen. Zunächst entfernen wir uns aber ein wenig von diesem Boulevard, überqueren ihn nach links und marschieren zur Meeresseite der »Plaça Catalunya« bis zu einer Tiefgarageneinfahrt. Hier nach rechts und dieser etwas seltsamen Fußgängerstraße an der Bank entlang bis zu einer Treppe folgen. Unter uns können wir jetzt das romanische Kloster »Sta. Anna« erblicken.

Obgleich heute, von größeren Gebäuden fast erdrückt und in der Stadtmitte gelegen, stand dieses Kloster zu seiner Gründungszeit auf den Feldern jenseits der Stadtmauern. Trotz der kleinen Änderungen des 14. und 15. Jhs an der Kirche reflektiert diese immer noch das düstere und karge Stilempfinden der Romanik. Auf der linken Seite der Apsis liegt die »Capella dels Perdons«, die kleine Bußkapelle, die einst eine Skulpturengruppe aus dem 14. Jh. enthielt, in deren Nähe angeblich den Gläubigen derselbe Grad der Vergebung wie beim Heiligen Grab in Jerusalem zuteil wurde. An das Hauptschiff grenzt der kleine Kreuzgang aus dem 15. Jh., schon ganz im Stil der Gotik. Nach Besichtigung der Kirche treten wir durch ein Eisentor, an dem immer mehrere Blumenverkäuferinnen stehen, auf den »carrer Sta. Anna«, dem wir ein kleines Stück nach links folgen, um dann in die erste kleine Gasse auf der rechten Seite einzubiegen. Diese kurze Straße führt uns auf die »Plaça Vila de Madrid«, wo im Bügerkrieg die Bombardierungen von 1937 einen römischen Friedhof freilegten, heute in der Mitte des Platzes zu besichtigen.

Ateneu Barcelonés

Von hier aus führt uns die Straße »Canuda«, an einem Sportgeschäft entlang, wieder auf die »Ramblas« zurück. Vor und knapp hinter diesem Laden passieren wir den »Ateneu Barcelonés«, ein traditionsreiches Kulturhaus aus dem letzten Jahrhundert. Das »Ateneu«, Treffpunkt und Forum Intellektueller und Künstler, dem so wichtige Persönlichkeiten wie die Jugendstil-Architekten Doménech i Muntaner und Puig i Cadafalch oder Literaten wie Vázquez Montalbán als Präsidenten vorstanden, hat sogar in dunkelsten Zeiten das Kulturleben aufrechterhalten. Hier werden Ausstellungen gezeigt, Vorträge gehalten, Kurse geleitet, Filme vorgeführt, Bücher bekannter Autoren vorgestellt und andere kulturelle Aktivitäten veranstaltet.

Das schöne neoklassizistische Herrschaftshaus, das diese Institution beherbergt, beeindruckt innen noch mehr als von außen. Der prächtige Eingang, an dem noch die Kutscheneinfahrt zu erkennen ist, die Bibliotheken mit ihren wundervollen Deckenmalereien, die geschnitzten Holztreppen, der Jugendstilfahrstuhl – es steht wirklich ein Stuhl drinnen – und nicht zuletzt der Garten im Innenhof mit seinen großen Palmen, lohnen eine kurze Besichtigung. Danach, zurück auf den »Ramblas«, spazieren wir diese, an der »Compañía Tabaquera de Filipinas«, einer der wenigen spanischen Kolonialhandelsgesellschaften entlang, ein Stück weit hinunter bis zur nächsten Ecke. Auf der linken Seite der »Palau Moja«, ein Herrschaftshaus aus dem 18. Jh., heute Sitz der Kulturverwaltung der Landesregierung, und auf der rechten Seite die »Betlem«-Kirche.

An dieser Stelle verengt sich die »Rambla«, was an ihre allmähliche, ungeplante Entstehung als Promenade erinnert. Die Jesuitenkirche »Betlem« ist ein typisches Beispiel katalanischer Barockarchitektur.