Juli / Dezember

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Volksfeste

Feiertage in Barcelona

El Carme

16. Juli

Ebenso wie es ein gemeinsames großes Fest für die ganze Stadt gibt, feiert jeder Stadtteil sein eigenes Volksfest. Diese Überlieferung rührt noch aus Zeiten, in denen viele dieser Viertel einzelne Ortschaften waren. »El Carme« sind die der Schutzpatronin der Fischer »Nostra Senyora del Carme« gewidmeten Feiern des Stadtteils »Raval«, des Teils rechts der »Ramblas«. Ein guter Anlaß zur Entdeckung der quirligen Seitenstraßen und Gassen des »carrer Hospital« oder »Carme« mit ihrer Welt von auf den Straßen spielenden Kindern, wäschebehangenen Balkonen, singenden Matronen oder in den Bars laut plaudernden Männern, da bei solchen Festlichkeiten dort alles ein wenig friedlicher zugeht.

Festes de Gràcia

Woche des 15. Augusts

»Gràcia« war bis 1897 ein selbständiges Arbeiterdorf, und seine Einwohner haben immer einen ausgeprägten Gemeinschaftssinn besessen. Dies zeigt sich in seinem Volksfest, vielleicht nach den »Mercé«-Stadtfeiern, das beliebteste unter den, vor allem jungen, Barcelonesen, aber auch unter den in der Stadt wohnenden Ausländern. Während der Woche der »Fiesta« steht hier alles Kopf, und Tag und Nacht wird gefeiert. Jede Straße wird von ihren Einwohnern geschmückt und besitzt ihre eigene kleine Bühne, auf der Kabarett und Musik dargeboten werden, während die Plätze zu belebten Tanzflächen mit ihren jeweiligen Orchestern oder Bands umgemodelt werden. Hier lebt eine Woche lang alles auf der Straße, zwischen Tanz, Sekt und übersprudelnder Lebensfreude. Gerade wenn es am heißesten ist, ist diese »Fiesta« Trost vieler in der Stadt Zurückgebliebener und eine willkommene Erfrischung im brütenden Hochsommeralltag.

Diada Nacional de Catalunya

11. September

Es wird behauptet, die Katalanen als produktives, ewig unterdrücktes Volk mit einem Hang zum Selbstmitleid, gedächten nur ihrer Niederlagen. Dies ist der Fall bei der Diada , Kataloniens Nationalfeiertag, zum Gedenken an das schlimmste Debakel in der Geschichte des katalanischen Fürstentums. Am 11. September 1714 stürzte Philipp V. , ein erklärter Feind der Katalanen, die Regierung in Barcelona, nachdem diese im Erbfolgekrieg die unterliegende Partei der Habsburger unterstützt hatte. Mit diesem Tag begann Kataloniens Niedergang, da es künftig dem zentralen Königshaus in Madrid untergeordnet sein würde. Und dieses Datum gerade haben die Katalanen als Symbol ihres Widerstandes gewählt. Zu Francos Zeit war diese stark nationalistische Gedenkfeier verboten, und seit seinem Tod werden an diesem Tag große Demonstrationen und Kundgebungen durchgeführt, in denen die »senyera«, die katalanische Nationalflagge, die Straßen und Balkons der Stadt überschwemmt und Kataloniens Forderungen lauthals verkündet werden. In den letzten Jahren hat dieser nationalistische Eifer etwas nachgelassen.

La Mercé

Woche des 24. September

Das große Stadtfest Barcelonas, an dem die Stadt während einer Woche aus allen Nähten platzt und alles im Rausch der Feier versinkt, während in allen Ecken der Stadt, aber vor allem in der Altstadt, die diversesten Aktivitäten im Freien steigen. Auf Straßen und Plätzen, wie den »Ramblas« oder der »Plaza Real«, wird Theater und Kabarett inszeniert, tanzt man nachts zu Salsa-Combos oder Rock n´Roll-Bands oder kann man tagsüber auf besonderen Straßenmessen – in der Regel auf »Rbla. Catalunya« oder »Av. Gaudí« – katalanische Weine und gastronomische Spezialitäten kosten. Gleichzeitig wird das eh schon großzügige Kulturangebot der Stadt mit besonderen Ausstellungen und Opernaufführungen erweitert. Im »Palau« gastieren zu dieser Zeit regelmäßig Orchester von Weltrang, während im neu dazu eingerichteten »Sot del Migdia«, auf dem »Montjuïc«, drei oder vier Tage lang Freiluftrockkonzerte mit internationalen und spanischen Bands steigen. Mit Ausnahme einiger exklusiver Darbietungen wird alles von der Stadt finanziert und ist kostenlos. Die »Mercé«-Feiern bedeuten für Barcelona die »rentrée« in die neue Kultursaison nach der langen Sommerpause. Während einer Woche lebt die Stadt nochmal kräftig auf und feiert so den Ausklang des Sommers. Die »Mercé« ist das letzte Sommerfest und der Auftakt zum Herbst.

Tots Sants

1. November

Am Vorabend zu »Allerheiligen« wird in Katalonien die »castanyada« gefeiert. Zu diesem Herbstfest versammelt sich die Familie, und es werden geröstete Kastanien und Süßkartoffeln und »panellets«, feines Mandelteiggebäck, gegessen und dazu Süßwein getrunken. In dieser Zeit findet man in den Straßen zahlreiche kleine Verkaufstände mit auf kleinen Kohleöfen geröstete Kastanien und Süßkartoffeln. Das romantische Bild dieser volkstümlichen Straßenverkäufer paßt heutzutage kaum noch zum hektischen modernen Barcelona und wird sicher in den nächsten Jahren auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Schade. Am 1. November besuchen die Familien nach altem Brauch ihre Ahnen auf den Friedhöfen und schmücken ihre Gräber mit Blumen.

Weihnachten

21. Dezember bis 6. Januar

Das Weihnachtsfest umfaßt mehrere Feiertage und endet erst mit dem »Tag der Heiligen Drei Könige«, dem althergebrachten Bescherungstag, obgleich im modernen Barcelona, bedingt durch die fortschreitende Verwässerung aller Kulturen nach amerikanischem Muster und u. a. durch die Werbung unterstützt, immer mehr Weihnachsfeste im angelsächsischen Stil gefeiert werden, also mit den den Spaniern so fremden Symbolen wie Tannenbaum, Weihnachtsmann oder »Weißer-Weihnachts-Romantik«. Zu Heiligabend geht man zur »missa del gall«, zur Mitternachtsmesse. Der 28. Dezember entspricht dem deutschen 1. April. An diesem Tag kann man sich jeden Ulk leisten, und sogar die Zeitungen und sonstige Medien veröffentlichen immer eine fantasievolle, unwahre und meist spektakuläre Nachricht. Sylvester wird auf der Straße oder in Privatparties zu endlos laufendem Sekt ordentlich gefeiert. Zu jedem der zwölf Glockenschläge, die den Übergang ins neue Jahr markieren, wird eine Weintraube geschluckt, was Glück fürs kommende Jahr verheißt. Wer zu dieser Zeit auf der Straße ist, steuert entweder »Plaça Catalunya« oder »Plaça Sant Jaume« an, wo sich eine große Menschenmenge um die öffentlichen Uhren versammelt, um gemeinsam mit Sekt und Trauben ins neue Jahr zu rutschen.