Essen & Trinken

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Essen in Katalonien

Viele Leute, viele Eßkulturen

Wie die Katalaner essen

In ihrer Eßkultur unterscheiden sich Katalanen und Mitteleuropäer wesentlich. Die Essensgewohnheiten der Spanier im allgemeinen sind nicht gerade die gesündesten und richten sich auch nicht nach den Grundsätzen einer vernünftigen, ausgeglichenen Nahrung. Hier wird am frühen Morgen kaum gefrühstückt. Viele Spanier nehmen vor Arbeitsbeginn nur einen schnellen Milchkaffe ein, andere dazu vielleicht einen Keks oder ein kleines Stück Gebäck.

Dafür wird dann im Verlaufe des Vormittags, so gegen 11 h, eine kleine Arbeitspause und ein zweites gehaltvolleres Frühstück eingelegt, meist aus einem belegten Brötchen und einer Tasse Kaffee bestehend. Auf diese Weise wird der lange Vormittag überbrückt, denn zu Mittag wird erst um 14 h gegessen. Diese Mahlzeit ist entgegen allen diätischen Regeln die reichhaltigste des Tages, wird von Wein begleitet und manchmal sogar mit einem Glas Cognac abgeschlossen. Es ist leicht verständlich, dass darauf eine erholende Siesta folgen sollte, aber im hektischen Großstadtleben bleibt keine Ruhe dafür, und lediglich ein starker Kaffee wird wieder fit für die Arbeit machen.

Gegen 18 oder 19 h, wenn die Kinder aus der Schule kommen und viele Barcelonesen ihren Arbeitstag beenden, wird noch eine Kleinigkeit, meist süßes Gebäck, aber in manchen Fällen auch ein Sandwich, genascht und um 22 h dann zu Abend gegessen. Diese letzte Mahlzeit ist immer warm, obschon meist aus Fisch, Gemüse oder Eiergerichten zusammengestellt, und nie so üppig wie das Mittagessen. Dies sind die überkommenen Essensbräuche und -zeiten, doch in einer berufsmäßig so aktiven und hektischen Gesellschaft wie der barcelonesischen bleibt niemandem die nötige Muße, um dieses ganze Ritual abzuspulen, und es setzen sich immer mehr mitteleuropäische Ernährungsgewohnheiten durch.

Immer öfter wird nach amerikanischem Stil mit Cornflakes u. a. gefrühstückt und mittags nur ein schneller Imbiß eingenommen. Trotzdem muß man sich als nord- oder mitteleuropäischer Besucher hier etwas umstellen, sich an den ansteckenden lateinischen Lebensrhythmus anpassen und die neuen Essenzeiten übernehmen. Diese Umstellung gehört auch zum richtigen Erleben einer neuen Stadt und einer anderen Kultur. Aber genauso wichtig, und noch viel fesselnder ist es, sich an die fremde Kost zu gewöhnen.

Die Spanische Küche hat den Ruf, sehr reichhaltig und vielfältig zu sein. Die katalanische Spielart hat wenig mit der kastilischen zu tun und besitzt einen starken mittelmeerischen Einschlag. Viel frisches Gemüse, Fisch und Meeresfrüchte sowie Geflügel, Wildfleisch und Olivenöl, Knoblauch und aromatische Naturkräuter machen aus ihr eine reiche, ausgeglichene, leichte und raffinierte Küche, die mehr die Gegenüberstellung verschiedener Geschmacksakzente in einem ausgewogenen Ganzen, als einen einzigen, beherschenden Geschmack aus verschiedenen Zutaten sucht. In Frankreich steigen z. Z. die kreativsten Köche von der bislang tonangebenden »Nouvelle Cuisine« auf diese ehrlichere, leichtere, aromatischere Küche um, die nur wenigverarbeitete Naturerzeugnisse verwendet.

Die katalanische Küche unterscheidet zwischen kalten Sommerspeisen und kräftigen Wintergerichten. In den heißesten Monaten werden verschiedene Salate – »ensalada« oder »amanida« – und viele kalte Speisen aus gedünstetem Gemüse und Fisch gegessen, im Winter dagegen Fleischgerichte und warme Brühen.

Nachstehend eine kurze Liste der geläufigsten katalanischen Leckerbissen. Zu bedenken gilt es, dass die meisten Gaststätten keine mehrsprachigen Menüs vorweisen können. Diese sind nur in touristischen Lokalen üblich, und die sollte jeder möglichst meiden, da dort nur fades Einheitsfutter zu erwarten ist.