Kunst
Ramblas...bis zum Meer
Hippiemarkt
Hier herrscht mittelmeerisches Flair mit Gruppen von Matrosen und Weltenbummlern aller Couleur. Am Ende der Ramblas ragt die Kolumbus-Statue empor, die übrigens, zur Feier der Entdeckung Amerikas, seit 1992 mit New Yorks Freiheitsstatue vermählt ist. Auf dem breiten Mittelstreifen steigt hier sonntagnachmittags ein bunter Hippiemarkt für Kunsthandwerk, auf dem gelegentlich schöne Sachen zu finden sind. Auf der rechten Seite fällt gleich die moderne Fassade des »Sta. Monica«-Klosters mit einer Zugangsrampe auf. Es ist heute ein modernes Kulturhaus, das »Centre d´Art Sta. Monica«, und zeigt regelmäßig interessante Ausstellungen zeitgenössischer spanischer und internationaler Künstler. Es lohnt sich, hier einmal hineinzuschauen, um die gelungene Anpassung eines religiösen Baus aus dem Jahre 1636 an seine neue Aufgabe als moderner Ausstellungsraum zu bewundern.
Auf der entgegengesetzten Seite der »Ramblas« gelangt man durch eine kleine Passage zum etwas verborgenen Wachsmuseum. Danach öffnet sich die Promenade zum Meer hin, und wir kreuzen nach rechts, wo das alte Gebäude der mittelalterlichen Schiffswerft aus dem 14. Jh. steht, größte und besterhaltene auf der ganzen Welt. Hier wurden die Schiffe der barcelonesischen Flotten gebaut, die zwischen dem 13. und dem 18. Jh. den fruchtbaren Orienthandel betrieben. In diesem gotischen Gebäude mit seinen Hallen konnte leicht an bis zu 30 Galeeren gleichzeitig gewerkelt werden. Heute nimmt das Schiffahrtsmuseum einen Teil der ausgedehnten Fläche ein, auf das noch an anderer Stelle näher eingegangen wird. Auf der der Kolumbusstatue abgewandten Seite der Werft, am Ende des »Paral.lel«, erhebt sich noch ein Rest der dritten Stadtmauer aus dem 14. Jh.
Hafenpromenade
Jetzt überqueren wir den »Passeig de Josep Carner«, laufen auf die Meeresseite dieser breiten Straße, wo schon die Terminals und Schiffe der Balearengesellschaft »Trasmediterránea« erkennbar sind, und gelangen nach links zur Kolumbusstatue. Dieses Denkmal wurde 1886 vom Architekten Gaietá Buigas, Vorfahr des Erbauers des »Magischen Brunnens« der »Montjuïc«-Weltausstellung von 1929, entworfen. Inspiriert wurde es von der Mode der großen Säulenmonumente, die das Pariser Revolutionsdenkmal damals ausgelöst hatte. Es erhebt sich mit seiner 50 Meter hohen Eisensäule auf einem Steinsockel. Der Raum unmittelbar unter dem Denkmal ist durch einen Aufzug, der leider allzuoft ausfällt, zu erreichen. Dieser Aussichtspunkt bietet einen einmaligen Blick über den unteren Teil der Stadt, den Hafen und die Schiffswerft. Vom »Portal de la Pau«, die Fläche zwischen dem Ende der »Ramblas« und dem Meer, gehen wir jetzt auf die Uferzone zu und dann nach links, hinter dem alten Zollgebäude vorbei, zum »Moll de la Fusta«, eine reizvolle Hafenpromenade, an der es sich an einem sonnigen Vormittag oder an heißen Sommerabend angenehm sitzen läßt. Hier liegen manchmal kleinere Schnellboote der Küstenwache, Beiboote amerikanischer Flugzeugträger, ägyptische U-Boote, »Greenpeace«-Schiffe, Jachten, große Drei-Master-Schulschiffe oder so seltsame Erscheinungen wie Polanskis »Piraten«-Filmgalleone, die Nachbauten der drei Kolumbus-Karavellen oder Designer Xavier Mariscals Museumskahn. Fast immer ist hier irgend etwas Sehenswertes los, und es lohnt sich, hierherzukommen, um auf dem »Moll« eine Weile herumzuspazieren, einfach in der Sonne zu sitzen oder die Dämmerung zu genießen.
Unser Rundgang ist aber noch nicht beendet. Wir kehren zum Zollgebäude zurück, und kurz bevor wir dieses erreichen, werden wir einen Anlegesteg mit mehreren seltsamen Flachbooten sehen. Es handelt sich um die beliebten »Golondrinas«, mit denen die Barcelonesen gerne eine kleine Hafenrundfahrt bis zum Wellenbrecher unternehmen. Dort befindet sich beim Anlegepunkt ein Bar-Restaurant mit einem schönen Blick aufs Meer, den »Montjuïc« und den Hafen. Die Terrassen eignen sich nach dieser langen Tour vortrefflich zum Verschnaufen. Von hier aus ist es auch möglich, neben den Steinblöcken der Außenseite der Hafenbarriere, wo immer mehrere geduldige Angler hocken, bis an die Spitze zum Leuchtturm hinauszulaufen oder aber in die entgegengesetzte Richtung bis zur »Barceloneta« zurückzuspazieren. Allerdings handelt es sich in beiden Fällen um längere Entfernungen, die nach unserem Rundgang schon eine Anstrengung bedeuten.