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Pla de la Boquería

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Kurzer Abstecher...

... von den »Ramblas«

Hospital de la Sta. Creu

Anschließend ein kurzer Abstecher von den »Ramblas«. Wir biegen von den beiden Straßen, die vom »Pla de la Boquería« rechts abgehen, in die breitere ein, den »carrer Hospital«, an dem noch viele, alte Lederhandlungen und Arbeitsbekleidungsgeschäfte liegen, die etwas vom Treiben und Handel des frühen 20. Jahrhunderts hier ahnen lassen. Nach der dritten Ecke auf der rechten Seite ein kleiner Platz mit ein paar Tischen der »horchatería« gegenüber, des kleinen Erfrischungskiosks, jedenfalls im Sommer.

Auf der anderen Straßenseite, auf derselben Höhe an der Ecke, ein weiterer kurioser Getränketresen, an dem sich Arbeiter oder Passanten im Vorübergehen kurz erfrischen. Beim Weitergehen stehen wir plötzlich vor dem großen »Hospital de la Santa Creu«, der eindrucksvollste Bau im ganzen »Raval«. Dieser Stadtteil wurde bis zum 18. Jahrhundert nicht richtig urbanisiert und bewohnt. Vorher lagen hier nur Äcker und Felder, durchzogen von den aus Barcelona führenden Wegen – den heutigen Straßen »Carme« und »Hospital«.

Dazwischen hatten sich seit dem 10. Jh. einige Klöster und Spitäler angesiedelt, die es wagten, sich außerhalb der Mauern niederzulassen. Durch den Bau der dritten Mauer im 14. Jh. befanden sich auf einmal all diese Felder innerhalb der Stadtgrenzen, und die »Porta de St. Antoni« – bei der heutigen »Bar Tres Tombs« – wurde zum Haupteingangstor, an dem die großen Empfänge für Könige, Vizekönige, Fürsten, Generäle, Bischöfe oder Kardinäle gefeiert wurden. Das im späten 10. Jahrhundert von Guitardus gegründete »Hospital de la Sta. Creu« ist als Krankenhaus eine der ältesten Einrichtungen auf der ganzen Welt.

Der Bau dieses von der Kathedrale abhängigen Asyls und Spitals für Pilger wurde 1401 in Angriff genommen. Dabei benutzte man fertig behauene Steinblöcke, die für den nie gebauten königlichen Palast an der »Rambla« vorgesehen waren. In einer ersten Phase bestand es aus vier Flügeln, die einen Innenhof mit Kreuzgang umgaben. Diese Struktur wurde im 16. Jh. quasi verdoppelt, indem einer dieser Baukörper abgerissen und ein neuer, von drei Trakten umgebener, Hof angefügt wurde, so dass das Spital sich in seiner, bis heute erhaltenen, Form vom »carrer del Carme« bis zum »carrer Hospital« erstreckt. Durch das große Tor der Renaissancefassade, eines der wichtigsten katalanischen Bauwerke dieses Stils, betreten wir den moderneren Hof dieses großen Komplexes.

Heute beherbergt das alte Gemäuer eine Kunsthochschule, Ausstellungsräume, ein paar Bibliotheken und ein Universitätsarchiv. Vom ersten Hof aus gesehen, ist im linken Flügel die Kunstakademie »Escola Massana« untergebracht, während die massive Kapelle auf der rechten Seite einen Ausstellungssaal beherbergt. Weiter vorne trennt ein auf eine salomonische Säule gestütztes Kreuz den neuen vom alten Hof mit seinem Kreuzgang. Ein angenehmer Ort, um eine Weile auszuruhen, da man sich hier, fern vom Stadtlärm, angesichts der zeitlosen, Ruhe verströmenden, gotischen Architektur, der Welt entrückt fühlt. Schaut man in den Himmel und hört nur die Möwen schreien, so wähnt man sich kaum im Herzen einer Millionenstadt.

Von diesem idyllischen Hof treten wir jetzt in einen, von zwei großen Gebäuden gesäumten, Gang. Auf der linken Seite erreichen wir zuerst den Eingang zur frei zugänglichen und immer mit Studenten überfüllten »Biblioteca de Catalunya« und etwas weiter vorne das interessante Gebäude der »Casa de Convalescencia« aus dem 17. Jh., heute Universitätsarchiv und ebenfalls frei zu besichtigen. Der sehenswerte Innenhof ist ein Meisterwerk damaliger Architektur und erinnert ein wenig an die barocken Paläste Südspaniens.

Auf der entgegengesetzten Seite liegt die alte Chirurgie- und Medizinakademie aus dem 18. Jh. Von hier aus gelangt man durch ein Eisentor auf den »carrer del Carme«. Wir machen hier aber kehrt und begeben uns wieder zum »carrer Hospital«. Auf dieser Straße in Richtung »Ramblas« kommen wir an der rechten Seite an dem kürzlich zum zweiten Mal renovierten »Romea«-Theater und weiter vorne an einem unauffälligen Platz vorbei. Hier werfen wir, bevor wir zur »Rambla« zurückkehren, noch rasch einen Blick auf die unvollendete Barockkirche »Sant Agustí«. Im Inneren sind nur die Gemälde des Claudi Lorenzale hervorzuheben, des katalanischen Vertreters der deutschen Nazarener, die zu Beginn des 19. Jhs in Rom die primitive Malerei der Renaissance wiederzubeleben versuchten.