Flamenco
Echter Flamenco nur bei Zigeuner
Keine Flamenco-Tradition...
...trotzdem ein Flamenco-Festival
Dass Flamenco der Folklore des stark arabisch geprägten Südens entstammt und hauptsächlich in Andalusien daheim ist, dürfte bekannt sein. MIt der massenhaften Auswanderung andalusischer Landarbeiter und der Nachfrage durch Touristen hat diese Kunstform, die Tanz aber auch Musik und Gesang beinhaltet, die größten Städte Spaniens erreicht.
Echte Flamenco-Darbietungen darf man in der katalanischen Hauptstadt kaum erwarten, denn hier existiert keine richtige Flamenco-Tradition. Die Katalanen, die diese Form der spanischen Folklore vielleicht aus Neid man vergleiche nur mal mit der wenig aufsehenerregenden, gestelzten »Sardana« übergehen, interessieren sich auch kaum dafür. Deshalb findet man nur touristische »Tablaos Flamencos«. Einige darunter sogar von hoher Qualität, aber echten spontanen Flamenco erlebt man nur noch bei den improvisierten Familiengelagen der Zigeuner und Auswanderer auf den Plätzen der unbewohnbaren Betonvorstädte oder in einigen wenigen, fast geheimen Kneipen. Diese werden beinahe ausschließlich von Andalusiern und Zigeunern besucht, was manchen Touristen abschrecken wird, die nachfolgend aber immerhin erwähnt werden sollen.
Eine gute Gelegenheit, hochkarätigen Flamenco zu sehen, bietet das jährlich im Mai oder Juni stattfindende »Festival de Flamenco de Barcelona«, bei dem die besten Gitarristen, Tänzer und Sängerinnen aus ganz Spanien gastieren. Sich im Kulturinformationbüro im »Palau de la Virreina« erkundigen oder auf mögliche Auftritte des Flamenco-Genies »Camarón de la Isla« mit seinem untrennbaren Gitarristen »Tomatito« oder die des Duos »Lole y Manuel« achten.
Nicht mit Flamenco, sondern eher von karibischen Son- und Salsa-Klängen geprägt, und doch dieselbe Zigeunerlebensfreude und lateinische Leidenschaft drückt die katalanische Rumba aus, ein bodenständiger und im »carrer de la Cera« entstandener, dynamischer, tanzbarer und auf den Rhythmen der spanischen Gitarre gründender Musikstil, dessen König zweifellos der große Peret ist. Jede beliebige Platte dieses Interpreten, außer vielleicht die übertechnifizierten letzten Aufnahmen (»Chipen«, »Los Amaya«) stellt ein Klangsouvenir und außergewöhnliches Mitbringsel für einen guten Freund dar, da dieser ansteckende, vibrierende und vor Lebensfreude pulsierende Rhythmus, der barcelonesischste aller der hier praktizierten Musikstile ist.
Den finanziellen Segen bekamen jedoch, wie so oft, die weltbekannten und erfolgreichen Plagiatoren »Gipsy Kings« ab.