Pi / Pastis

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Cafés und Terrassenlokale

Mehr als Kneipen

Bar del Pi / Pastis

Hier nun klassische Bars und Cafés, Kaffeehäuser mit Terrasse und Lokale, in denen traditionsgemäß »tertulias« stattfinden oder die zum ruhigen Gespräch geeignet sind. Für die Barcelonesen bedeutet ein solches Café mehr als nur eine gewöhnliche Kneipe oder Bar, denn an den Tischen dieser gemütlichen, lichtdurchfluteten Lokale oder auf ihren Terrassen läßt sich leicht ein ganzer Nachmittag zubringen: lesend, in der Zeitung blätternd, philosophierend, schreibend, für Prüfungen büffelnd. Andere lassen das Leben an sich vorbeigleiten oder diskutieren mit Freunden.

Eine aussterbende, aber einst weit verbreitete Einrichtung dieser flanierenden Café-Gesellschaft war die »Tertulia«, eine Diskussionsrunde gleichgesonnener Seelen, die sich regelmäßig zu einem Kaffee um einen bestimmten Stammtisch des Lokals traf, um ein konkretes Thema zu erörtern. Es gab Stierkampf-Tertulias, Theater-Tertulias, Künstler-Tertulias und die bis heute erhaltene »Barça«-Tertulia der älteren Anhänger des F.C. Barcelona, die täglich zwischen 12 und 13 h am Anfang der »Ramblas« vor dem »Canaletas«-Brunnen zusammentrifft. Nobelpreisträger Camilo José Cela hat in seinem Roman aus den vierziger Jahren, »La Colmena«, eine solche Tertulia trefflich beschrieben.
Heutzutage besitzen diese Lokale eine regelmäßige Kundschaft und sind beliebte Treffpunkte für Musiker, Journalisten, Künstler, Fotografen, Freiberufler, Studenten, Ausländer, Mannequins, Nachtschwärmer, Designer und junges Volk. Allen, die zur Stadtboheme zählen, mischen sich hier zwanglos unter Familien, Rentner, Angestellte und Yuppies.

Bar del Pi
Pça. St. Josep Oriol, 1

Nostalgische, echte Bohème-Kneipe, überwiegend von Künstlern und Schriftstellern besucht. An den Wänden hängen jede Menge Bilder, darunter viele Portraits und Karikaturen des Besitzers, die ihm liebevoll gewidmet sind. Im Sommer ist die Terrasse auf dem Platz vor der Bar einer der beliebtesten Treffpunkte in der Altstadt. Im Schatten der gotischen Kirche »Santa María del Pi«, umgeben von alten Behausungen mit ihren schönen Balkons und Fassaden, ist dieser ruhige, vom Rummel und Verkehr der »Ramblas« abgelegene, Platz ideal für ein kühles Bier an einem heißen Sommernachmittag.

Café Zürich
Pl. Catalunya, 1

Kein anderes Kaffeehaus Barcelonas besitzt ein so weltoffenes Ambiente wie dieses. Hier kreuzen sich die Wege der halben Stadt, und das Zürich ist häufig erster Halt für viele Besucher aus aller Welt. Die ganzjährig geöffnete Terrasse in Vorzugslage in der Stadtmitte, am Beginn der »Ramblas«, ist gleichsam das Tor zu ihr und beliebter Ausgangspunkt für einen Altstadtbummel und lange Nächte auf den »Ramblas«. Allabendlich trifft sich im Zürich alles, was zur »Ramblas«-Bohème gehört: von jungen Smarties, über werdende Künstler bis hin zu bekannten Schauspielern, Fernsehleuten und seriösen Intellektuellen à la ´68.

An Frühlings- und Sommerabenden herrscht hier Hochbetrieb, und es kann schwierig werden, einen freien Tisch zu erwischen. Im Winter gilt dasselbe für innen. Obwohl kürzlich die Umgebung umgebaut und neue Terrassenfläche gewonnen wurde, bleibt die Hauptterrasse das echte Herz des »Zürich«.

Café del Centre
Girona, 69

Schönes altes Kaffeehaus mit hölzernem Mobiliar im alten Stil und regelmäßig stattfindenden »tertulias«. Mittwochs um 18.30 h versammelt man sich hier zur Erörterung verschiedenster Themen um eine duftende Tasse Kaffee.

Café de la Opera
Rambla dels Caputxins, 74

Gegenüber der Oper gelegen, wirkt das älteste Café der Stadt immer noch genauso blendend wie zu seiner Gründungszeit. Schillerndes Publikum. Abgesehen von Opernbesuchern und Flaneuren aller Art treffen sich hier besonders gerne in Barcelona wohnende Ausländer, für die das Operncafé schon fast zur zweiten Heimat geworden ist. Zum Kaffee gibt´s hier vorzügliche Kuchen und Torten. Im Sommer auf den »Ramblas« vor dem Café einige Tische und Stühle.

Café Marsella
Sant Pau, 65

Mitten im »Barrio Chino«, Barcelonas Rotlichtviertel. Liegt inmitten einer etwas rauhen Umgebung, wobei die mobile Polizeiwache in der Nähe etwas beruhigend wirkt. Wer sich trotzdem hertraut, wird ein Lokal vorfinden, wie es sie heute kaum mehr gibt.

Wenn man das »Barrio Chino« nicht kennt und es zum erstenmal betritt, stellt sich das Gefühl ein, in einem Fellini-Film oder in Brechts »Drei-Groschen-Oper« gelandet zu sein. Gauner, Transvestiten, Studenten und Bohème: in diesem kabaretthaften Café in Lumpenversion verkehrt ein buntes Völkchen, und manchmal wird auch ganz spontan eine kleine Gesangsnummer improvisiert. Wahrhaftig, dieses Haus versetzt einen für den Preis einer Tasse Kaffee ins Spanien der dreißiger Jahre zurück. Deshalb ist das »Marsella« besonders bei ortsansässigen Ausländern beliebt, und deshalb sollte man auch über die schmuddelige Einrichtung hinwegsehen können.

Pastis
Santa Mónica, 4

Ungewöhnliches, etwas dekadentes Lokal im Stil der klassischen Montmartre-Bohèmekneipen. Brassens- und Piaf-Lieder, guter Pastis und alles, was dazugehört, um sich ins Paris der Vierziger versetzt zu fühlen.