Kap Breton
Kap Breton
Alexander Graham Bell, der Erfinder des Telefons, schrieb einmal, er habe nun weiß Gott die ganze Welt gesehen, die kanadischen und amerikanischen Rocky Mountains, die Anden, die Alpen und das schottische Hochland, die stille Schönheit des Kap Breton indes übertreffe alles. Wir können dem nur beipflichten.Kap Breton? Was zum Teufel haben die bretonischen Seefahrer an diesem wilden Kap gesucht, dem nordamerikanischen Land´s end? Ganz einfach: sie waren hinter dem begehrten Kabeljau her! Die Meeresgründe des Atlantiks sollen damals nur so gewimmelt haben von dieser schmackhaften Fischart, der man es zu verdanken hatte, dass es auch freitags etwas Anständiges zu beißen gab. Als Erklärung mag auch ein Blick auf die Karte dienen: Neuschottland ähnelt von seinen Umrissen her einem großen Meeressäuger, Kopf nach unten, Schwanzflosse in Richtung Norden aufgerichtet. Das Kap Breton ist also nichts anderes, als der maritime "Schwanz" der Neuen Welt. Und der Kap-Breton-Highlands National Park; ist die schillerndste aller Schuppen darin.
Ein paar Sätze noch zur Landschaft, einem Stück Finnischer Seenplatte jenseits des Atlantiks, in deren dichten Wäldern Elche, Bären und Rehe Schutz suchen: ein schmaler Engpaß nur trennt die Kap-Breton-Insel (Cape Breton Island;) vom Festland. Auch kulturgeschichtlich hat das Kap etwas vorzuweisen, man denke nur an den frankophonen Einsprengsel Chéticamp, wo bis heute die Nachfahren der französischstämmigen Akadier leben. In den Felsen an der Küste und den Bräuchen der Einheimischen lebt noch viel Keltisches und Gälisches fort (so existiert in Baddeck etwa ein Gälisches Studienkolleg).
Erschlossen wird diese unverwechselbare Welt nach Tage währender Anfahrt vom Cabot Trail, der langen Küstenstraße, die sich zwischen Wäldern und Meer entlangschlängelt. Dabei soll es sich nach Meinung eingefleischter Enthusiasten um die schönste Küstenstraße Nordamerikas handeln. Wie der Name "Cabot" zu erklären ist? Nun, der erste Europäer, der diesen bis 1497 unbekannten Zipfel nur vier Jahre nach der Landung des Kolumbus in Amerika erkundete, nannte sich Jean Cabot (1450-1499). Der Venezianer war auf der Suche nach der berühmten Nordwestpassage in Richtung China ...
Sich zurechtfinden
Kap Breton Highlands National Park: Ingonish Beach, T. (902) 285-25 35 oder 224-23 06 (im Sommer und Herbst) sowie 285-26 91 (im Frühling und Winter).
Nationalparkbüros: zwei an der Zahl: eines am Cabot Trail, wenige Kilometer hinter Chéticamp in Richtung Norden, das zweite in Ingonish. Auskünfte erteilen beide Büros von 8-20h (24. Juni bis 4. September) bzw. 9-17h (20. Mai bis 23. Juni sowie 5. September bis 10. Oktober); während des restlichen Jahres von 8-17h (unter der Wocher nur telefonisch). Im Nationalparkbüro Chéticamp erhält man eine Campingerlaubnis, kann sich eine Ausstellung und ein Diorama anschauen, sich mit allen notwenigen Unterlagen versorgen (Landkarte, Wanderführer usw.) und seine Nase in die größte Buchhandlung im kanadischen Westen mit dem Schwerpunkt Natur stecken.
MTB-Vermietung: im Nationalparkbüro Chéticamp.
Anreise
Von Baddeck: seiner idealen Lage wegen bietet sich der schöne Hafenort als Beginn oder Abschluß einer Rundfahrt über die Halbinsel an. Der Cabot Trail führt rund um die Spitze des Kap Breton (296 km). An einem Tag zwar im Schweinsgalopp zu schaffen, zwei Tage sollte man sich aber mindestens Zeit lassen. Noch besser, man richtet sich nach der Empfehlung der Nationalparkverwaltung und veranschlagt drei bis vier volle Tage. Dabei im Uhrzeigersinn von der Westküste in Richtung Ostküste vorgehen. Von Baddeck aus erreicht man Chéticamp über Upper Middle River und Margaree Forks.
Über Quebec und Neu-Braunschweig: über den Sunrise Trail (Transkanadaroute 104) bis Canso (Canso Causeway), dem Einfallstor zum Kap Breton (über Port Hastings). Seit Fertigstellung der Brücke ist das Kap Breton strenggenommen nurmehr eine Halbinsel. In Port Hastings; muß man sich dann entscheiden: entweder nach Baddeck (Route 105) und von dort aus über den Cabot Trail; oder gleich nach Chéticamp über den Ceilidh Trail (120 km von Canso Causeway bis Margaree Harbour) und erst dann zum Cabot Trail.
Günstige Reisezeiten
Sommer: für die wärmsten und beliebtesten Monate Juli/August spricht die Sonne, das Licht und die Gelegenheit zum Baden (für abgehärtete Naturen). Das Thermometer schwankt tagsüber so zwischen 20 und 25 C, nachts zwischen 10 und 20øC. Ein Garantie dafür, dass es trocken bleibt, übernehmen wir nicht; also Regenklamotten vorsehen.
Ende September/Anfang Oktober: jetzt verfärben sich die Wälder des Kap Breton; ein wahrer Augenschmaus!
Kampieren
Von Mitte Mai bis Mitte Oktober kostenlos. Für die sehr einfach ausgestatteten Zeltplätze ist aber ein Campingausweis erforderlich, erhältlich in den Nationalparkbüros Ingonish und Chéticamp. Tagestarife; ermäßigte Gebühr ab vier Tagen.
Camping Chéticamp: am Westeingang des Nationalparks, gleich hinter dem Nationalparkbüro. Zusammen mit Broad Cove größter Campingplatz im NP. Trinkwasser, saubere Toiletten und Duschen, Küchenhütte mit Holzofen. Vierzehn der Stellplätze verfügen über Stromanschluß.
Camping Corney Brook: auch an der Westküste, vor dem Aufstieg zum French Lake. Unmittelbar am Meer gelegen, in einer Bucht mit Kieselstrand. Fließend Wasser, Küchenhütte mit Holzofen, Feuerstellen.
Camping Fishing Cove: sehr einfacher Zeltplatz am Ende der Welt, und das ist durchaus wörtlich zu nehmen: erreichbar ist er nur über einen 8 km langen Fußweg, der zwischen French Lake und Pleasant Bay abzweigt. Also gerade recht für Freunde des einsamen Zeltens in der Natur mit Robinson-Crusoe-Ambitionen. Gleich an der Küste und herrlich "wild", was nicht heißt, dass der Arm der Bürokratie nicht bis hierher reichte: vom Nationalparkbüro ausgestellter Campingausweis erforderlich!
Camping Broad Cove: unweit des Osteingang zum Nationalpark. Weitläufige, gut ausgestattete Anlage bei der Broad Cove-Bucht, in Ingonish.
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