Chinatown

In der East Pender Street, zwischen Gavrall Street und Gorest Street. Weniger vorzeigbar als Gastown, aber dafür um einiges natürlicher. Chinatown hat keine mehr oder weniger künstlich gestrickte Legende nötig: Geschichte und Gegenwart reichen völlig aus.

Vancouver beherbergt bekanntlich nach San Francisco die zweitgrößte chinesische Gemeinde in Nordamerika. Die Chinesen strömten zu Beginn des Gold rush ins Land und ab 1881, also zehn Jahre später, zum Bau der transkanadischen Eisenbahn, ausführlich dokumentiert in den Geschichten um Lucky Luke. Sie schufteten zunächst wie die Erdwürmer, um mit dem ersparten Geld in ihre asiatische Heimat zurückzukehren und mit ihrer Familie für die dortigen Verhältnisse in Wohlstand leben zu können. Aber wie es so geht, ließen sich die meisten dann doch auf Dauer im Gastland, das sie gerufen hatte, nieder, blieben häufig unter sich und bewahrten so ihre kulturelle Identität. Da die Europäer dies nicht gerne sahen, hatten die Chinesen eine Reihe von Schikanen zu erdulden, wie Strafexpeditionen, schlechte Löhne etc. Doch all das konnte der chinesischen Gemeinde nichts anhaben, die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs durch neue Einwanderungen mächtige Verstärkung bekam. Mehr noch als anderswo haben sich die Chinesen in das Völkergemisch Kanadas und das Wirtschaftsleben eingefügt, ohne eigene Überlieferungen, Gebräuche und Kleidung aufzugeben. Die Straßen der Chinatown bieten denn auch ein buntes Bild: Heilkräuterhändler neben lärmenden Musikverkäufern, kleine Restaurants (die meist erfreulich gehaltvolle Gerichte au den Tisch zaubern) neben Devotionalienhändlern. Das chinesische Kulturhaus (Cultural Chinese Center) besitzt einen kleinen netten Park (Plan II, F3; East Pender Street 50).

Sonntag morgens absolvieren die Chinesen zu Hunderten ihre Morgengymnastik im Queen Elizabeth Park; einige Stock- und Säbelkünstler üben sich im Kendo.