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Genua gibt den Ton an

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Die Genovesi kommen

Korsen und Korsaren

Im 12. Jh. versucht die aufstrebende Hafenstadt Genua, sich die Konkurrenz aus Pisa vom Hals zu schaffen. Beide Hafenstädte zählen zahlreiche Anhänger auf der Insel, und so fließt das Blut denn auch in Strömen. 1284 zerstört Genua ein für allemal die pisanische Flotte. Diejenigen, die noch als Korsen eingeschlafen waren, wachen nun als Genuesen wieder auf. Fünf Jahrhunderte lang werden sie verzweifelt versuchen, ihre Unabhängigkeit wiederzuerlangen.

Aber da geschieht 1453 etwas Kurioses: Genua verleiht Korsika an seine Gläubiger, nämlich an die reiche Bank des hl. Georg (San Giorgio). Nun herrschen wieder Friede und Wohlstand auf der Insel. Zu den alten befestigten Städten Calvi, Bastia und Bonifacio gesellen sich neue Burgen und einbogige Brücken. Nicht zu vergessen die neunundsechzig (andere Quelle: 91, wobei aber vielleicht ältere, viereckige, wie der von Nonza aus der Piserzeit mitgezählt wurden) berühmten runden Genuesertürme (Tours génoises), die von den ehemals rund 150 Türmen übrig blieben.

In jedem dieser runden, zwölf bis siebzehn Meter hohen Türme mit breiter Grundfläche von acht bis zehn und einem Plattformdurchschnitt von fünf bis sieben Metern halten sich zwei bis drei Männer auf, damit beschäftigt, die tausend Kilometer korsischer Küste in regelmäßigen Abständen zu beobachten. Sobald sich eine fremdländische Galeere, ein verdächtiges Segel am Horizont zeigt – und Asterix weiß ein Lied davon zu singen, welch Plage die nordafrikanischen Piraten damals waren –, wird per Rauch-, Feuer- oder Blendspiegelsignal Alarm geschlagen, das dann von allen Nachbartürmen weitergeleitet wird. Innerhalb einer Stunde lief der Alarm von Turm zu Turm rund um die Insel.

Errichtet wurden sie von der genueser »Bank des heiligen Georg« im 16. Jh. Der besterhaltene ist der Tour d´Albo an der Mündung des Guado Grande. Die Türme, in denen Waffen und Vorräte lagerten, wurden beim Nahen einer Feindflotte zu Fluchttürmen für Hirten und Fischer der Gegend. Bis 1830, als Frankreich Algier in Besitz nahm, leisteten die Türme immer wieder gute Dienste gegen die Piraterei.

Aber ist Genua, die vom Untergang bedrohte Hafenstadt eines sich auflösenden Italiens, wirklich noch Genua? Als Verbündete Karls V. wird es von dessen Hauptwidersacher, dem französischen König Heinrich II., wiederholt angegriffen. Auf Betreiben eines korsischen Edelmannes, Sampiero, und mit Hilfe eines türkischen Korsaren erobern französische Truppen die Insel. Zum Leidwesen unserer nationalbewußten westlichen Nachbarn wird Heinrich II. Korsika im Rahmen eines Kuhhandels jedoch erneut zurückgeben. Die Insulaner werden also im Stich gelassen. Aber Sampiero weiß genügend Partisanen um sich zu scharen. Zwei Jahre lang wird er gegen die Genuesen aufbegehren, bis er in eine Falle gerät.

Genuas wiederhergestellte Herrschaft wird brutaler und schonungsloser. Die Korsen werden es nicht vergessen. 1729 kommt es zu einer großen Hungersnot unter der Bevölkerung, was die Insulaner schließlich zu den Waffen greifen läßt. Für die Genuesen beginnen nun vierzig lange Jahre, in denen sich Niederlage zu Niederlage gesellt. 1735 gehen die Korsen sogar so weit, die Unabhängigkeit auszurufen. Genua reagiert mit einer Blockade der Insel.

Da eilt unverhoffte Hilfe aus Deutschland herbei: in Gestalt des rheinischen Abenteurers Theodor von Neuhoff, der die Lage geschickt ausnutzt und sich von den aufständischen Korsen zum König Theodor I. krönen läßt (mehr zum »kölsche Theo« unter »Korsische Berühmtheiten«). Nun verbündet sich Frankreich auch noch mit Genua. Dem haben die Korsen nichts entgegenzusetzen, und die Genuesen können ihre Vorherrschaft bald erneut etablieren.