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18. Jahrhundert

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Ein ungekrönter König

Pasquale Paoli: Einsatz für Korsika

An Frankreich verkauft

1755 wird Pasquale Paoli, ein fortschrittlicher, hochbegabter General, zum Chef des korsischen Widerstandes gewählt. Der Sproß der Castagniccia, geboren in Morosaglia, im Nordosten der Insel, möchte sich jeglicher Fremdherrschaft entledigen.

Dreizehn Jahre lang, von 1755 bis 1768, baut Paoli am Fundament für den künftigen korsischen Staat. Corte wird zur Hauptstadt ausgebaut, eine Universität eröffnet, eine korsische Regierung ausgerufen. Hier beschließt man Gesetze und Steuern, prägt Münzgeld, stellt ein Heer auf und entwirft eine eigene Verfassung. Gleichzeitig werden Aufgaben wie die Modernisierung der Landwirtschaft und die Trockenlegung der Sümpfe in Angriff genommen ...

Der von den Korsen als »Vater des Vaterlandes« verehrte Paoli erfreut sich auch der Bewunderung des französischen Philosophen Jean-Jacques Rousseau. Der aufgeklärteste unter den Königen, Friedrich von Preußen, schickt ihm ein Schwert mit folgender Gravur: »patria liberatas«. Aber dann kommt das böse Erwachen: im geschickt von Choiseul ausgehandelten Versailler Vertrag von 1768 – Ludwig XV. hat soeben seine Kolonien Kanada, Indien und Louisiana verloren – verkauft Genua Korsika an den König von Frankreich. Für zwei Millionen Lire! Die Insel gerät in Aufruhr. »Guerra! La liverte o la morte«. Was so viel wie: »Krieg! Freiheit oder Tod!« bedeutet.

Ein Jahr später wird Korsika erneut annektiert, Paoli flieht. Als er 1794 zurückkehrt, befinden wir uns mitten in der Französischen Revolution; am Cape Corse angelangt, kniet er nieder und küßt weinend den Boden seiner alten Heimat. Paoli denkt einzig und allein an sein geliebtes Korsika. Über die antireligiösen Exzesse in Paris entrüstet, ruft er ein unabhängiges Königreich unter britischem Schutz aus.

Naive Engländer! Sie ahnen nicht, worauf sie sich da einlassen. Um einer profranzösischen Landung zuvorzukommen, engagieren sie sich freiwillig, vor allem finanziell. Und jeder Korse war sogleich sehr bemüht ... Die Frauen zogen Männerkleider an, die Pfarrer Zivilkleidung, andere stellten sich in verschiedenen Gewändern vor, alles nur, um den Engländern Geld aus der Tasche zu ziehen, aber natürlich nicht, um ihnen zu dienen. Georg III., über die Unsummen in Kenntnis gesetzt, welche die Insel verschlang, ordnete den sofortigen Rückzug der Engländer aus Korsika an.