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Liebe und Macht

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Napoleons Ehe und sein Untergang

Joséphine, eigentlich Marie-Josèphe Rose Tascher de La Pagerie, war eine auf Martinique geborene Großgrundbesitzerstochter mit adeliger Vergangenheit. Mit sechzehn Jahren heiratete sie Alexandre de Beauharnais, der zur Zeit der Terreur, also der jakobinischen Schreckensherrschaft im revolutionären Frankreich, geköpft wurde, was seiner Karriere als Adelsdeputiertem überhaupt nicht förderlich war. Als diese Zeit des Leides und Grauens zuende ging, war der Nachholbedarf für ein leichtes, unbekümmertes Leben groß in Frankreich.

Die damals einunddreißigjährige Witwe Joséphine war eine »Merveilleuse« (Wunderbare), was etwa so viel hieß wie eine emanzipierte Frau, die mehrere Liebhaber in der vornehmen Gesellschaft hatte. Kaum nahm sie deshalb Notiz von dem jungen korsischen General Bonaparte, schüchtern und reserviert, wie dieser nun einmal war. Dem Rat ihrer Freunde folgend, heiratete sie ihn trotzdem, um ihre privaten ebenso wie ihre finanziellen Verhältnisse zu ordnen. Ihre Familie war nicht besonders wohlhabend, und sie hatte schließlich zwei Kinder aus erster Ehe zu versorgen. 1796 endlich fruchteten die glühenden Liebesbriefe des Korsen: eigenhändig setzte er seiner Geliebten die Kaiserkrone auf. Napoleon war bis über beide Ohren in sie verliebt und ließ sich nur widerwillig scheiden, weil sie keine Kinder mehr gebären konnte.

Napoleon führte übrigens 1802 unter dem Einfluß Joséphines zum Nutzen und Frommen der Grundbesitzer und ... seiner Schwiegereltern die Sklaverei wieder ein. Erst 1848 wurde sie endgültig abgeschafft.

Jedenfalls regiert Napoleon sein Riesenreich in der Manier des korsischen Clanchefs. Von den Paolisten besiegt, müssen die Buonapartes 1793 aufs Festland fliehen. Rasch werden sie zu einer der einflußreichsten und wohlhabendsten Familien in der Alten Welt. Die Korsen waren von den Franzosen annektiert worden und hatten ihrerseits Europa kolonisiert! Napoleons gestrenge Mutter, Letizia, offenbart in ihrem Reichtum einen unglaublichen Geiz. »Hoffentlich hält es an ...« sagte sie. Und es hielt an. Als sie stirbt, hinterläßt sie ein ungeheuerliches Vermögen. Ihr Halbbruder, der Geistliche Giuseppe Fesch, schafft´s bis zum Erzbischof und Kardinal. Durch den Verkauf gestohlener Schätze wird er steinreich.

Der andere Giuseppe, der älteste Buonaparte, wird zuerst König von Spanien, dann von Neapel; auch er reißt sich Kunstschätze einfach unter den Nagel. Nach der Niederlage bringt er sein Geld in die Vereinigten Staaten.

Von allen Brüdern ist Lucien noch der netteste: er rettet Napoleon am 18. Brumaire (Staatsstreich Napoleons vom 9. November 1799). Luigi, den Napoleon schlicht als »töricht« bezeichnete, ist krank. Das hindert ihn nicht daran, König von Holland zu spielen. Da er sich zu intensiv um »seine« Untertanen kümmert, erweckt er Napoleons Zorn.

Girolamo, der letztgeborene Bruder, ist ein genußsüchtiger Taugenichts. Napoleon setzt ihn auf den westfälischen Thron. Und nicht zu vergessen Paolina mit den tausend Liebhabern, verheiratet mit dem Prinzen von Borghese. Und Elisa, Großherzogin der Toskana, die Napoleon verrät. Und Carolina, Königin von Neapel, ebenfalls eine Verräterin. Wie sagte doch Stendhal: »Es wäre besser gewesen, überhaupt keine Familie zu haben.«