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Prominente Korsen

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Korsische Berühmtheiten

Nationalhelden und Politiker

Einfach unglaublich, wie viel Prominenz diese kleine Insel hervorgebracht hat, wenn man bedenkt, dass im Laufe der Geschichte durchschnittlich kaum mehr als 150.000 Seelen auf Korsika zu Hause waren. Aus Platzgründen können wir nur auf einige wenige eingehen, die wir noch dazu völlig willkürlich ausgewählt haben. Napoleon haben wir natürlich gesondert behandelt, wie es sich gehört (s. Menüpunkt »Geschichte«).

  • Sampiero Corso: der 1498 in Bastellica geborene und gefürchtete Krieger wurde zum ersten korsischen Nationalhelden, weil er sein Leben lang gegen die Genuesen kämpfte. Nach seiner Ausbildung auf der Militärakademie zu Florenz tritt er als Condottiere – zu Deutsch: Söldnerführer – zunächst in den Dienst der Medici, dann von Franz I. Nachdem er sich neben dem glorreichen Ritter Bayard hervorgetan hat, wird er zum Generaloberst der korsischen Infanterie ernannt. Zunächst von den Genuesen hinter Gitter gebracht, aber dank Heinrich II. wieder auf freien Fuß gesetzt, nimmt sich Sampiero die Rückeroberung der Insel im Verein mit der französisch-türkischen Strafexpedition von 1553 vor. Indem er die Sippenoberhäupter für seine Sache gewinnt, provoziert er den ersten richtigen Aufstand gegen die Genuesen. Aber seine Truppen treten auf der Stelle und die Krone läßt ihn im Stich.

    In der Zwischenzeit kehrte er zwar nach Frankreich als Gouverneur von Aix-en-Provence zurück, verfolgt jedoch weiterhin seinen Traum. In einem letzten Anflug von Stolz landet er 1564 im Golf von Valinco, nur von einer kleinen Anzahl von Getreuen unterstützt. Da er nichts mehr zu verlieren hat – Sampiero hatte soeben seine Frau wegen Verdacht auf Verrat ins Jenseits befördert – durchquert er die Insel, kämpft im Norden, belagert Sartène und scheitert vor den Toren von Porto-Vecchio. 1567 schließlich gerät unser Held in einen Hinterhalt, in den genuesische Söldner ihn mit Hilfe der Vettern seiner Frau gelockt haben

  • Pasquale Paoli: dieser 1725 in Morosaglia, in der Castagniccia, geborene Korse ließ sich von seinem Schüler und Erzrivalen Napoleon I. den Schneid abkaufen. Dabei verfügte Paoli zunächst über die größere Anhängerschaft: er verkörpert den eigentlichen Nationalisten. Als Sohn eines korsischen Revolutionärs, Giacinto Paoli, verbringt Pasquale seine Kindheit im Exil in Neapel. Er bewundert die damals maßgeblichen Philosophen und malt sich eine bedeutsame Zukunft für Korsika aus. Während der Wirren des Jahres 1755 wird er von den Aufständischen zum General der korsischen Nation gewählt. Paoli bemüht sich, den Kern eines unabhängigen Staates zu schaffen, gestützt auf eine Verfassung, die er mit Hilfe von Jean-Jacques Rousseau entwirft. 1762 steht das Aussehen der korsischen Fahne fest: sie soll den Kopf eines Mauren tragen. Dann erwählt Paoli Corte zur Hauptstadt, baut eine Armee auf, eine Flotte, eine Universität, eine Druckerei, schafft eine korsische Währung und gründet eine Zeitung ... Aber Paoli schlägt sich fast alleine gegen alle: die Franzosen, die Genuesen, die korsischen Separatisten und die Buenapartesippe. Seine Armee wird 1769 geschlagen, und er muß erneut den Weg ins Exil antreten. Der »Vater der Nation« stirbt 1807 in London, nach einem kurzen Aufenthalt auf seiner Heimatinsel.
  • Theodor von Neuhoff: dieser im Jahre 1694 zu Köln geborene deutsche Baron und typischer Abenteurer des Rokoko hat eigentlich nichts Korsisches, wird 1736 aber durch einen geschichtlichen Zufall zum »Oberhaupt des korsischen Reiches« gekrönt. Und das kam so: der reisefreudige Baron traf in Italien auf korsische Revolutionäre und hatte den genialen Einfall, die allgemein verwirrte Lage auf der Insel für deren Sache und sich selbst zu nutzen. Von den Engländern und einigen Aufständischen unterstützt, landet er in Pluderhosen, Scharlachgewand, mit langer Feder am Hut, samt Lebensmitteln und Waffen für die Patrioten, am Strand von Aleria und bald trägt der Abenteurer eine grüne Krone aus Lorbeer- und Eichenlaub auf dem Kopf, läßt Münzen mit seinen Initialen prägen und versucht die Ordnung im Lande wiederherzustellen. Neuhoff wird jedoch von den Genuesen vertrieben und muß sein Reich bereits nach acht Monaten im Stich lassen. Er landet sogar wegen Überschuldung im Gefängnis – ein Los, das uns unter allen Umständen erspart bleiben möge! – und stirbt in völliger Armut.
  • Kardinal Fesch: der Onkel Napoleons I. ist zunächst in Ajaccio als Archidiakon tätig, meldet sich jedoch während der Revolution als Soldat zur italienischen Armee. Als er anschließend zum Kardinal von Lyon ernannt wird, kann er als französischer Botschafter beim Heiligen Stuhl nach Italien – das er vor allem wegen seiner Maler bewundert – zurückkehren. Und es erweist sich sodann als überaus nützlich, einen Kaiser zum Neffen zu haben! Um sich bei diesem zu bedanken, gelingt es ihm, Papst Pius VII. zur Kaiserkrönung Napoleons in Paris zu bewegen. Zum Schluß kriegen er und sein karrierebewußter Neffe sich doch noch in die Wolle, doch tröstet sich Fesch mit den im Laufe seines Lebens schätzungsweise fünfzehntausend gesammelten Kunstwerken. 1839 segnet der in Ungnade gefallene in Rom das Zeitliche; seine märchenhafte Sammlung hinterläßt er der Stadt Ajaccio.
  • Osolemirnix (Octarinetabelatchitchix): allen, denen Korsika ausschließlich dank Asterix ein Begriff ist, gilt er als der nach Napoleon berühmteste aller Korsen. Den Autoren Goscinny und Uderzo ist es meisterhaft gelungen, die Qualitäten und kleinen Schönheitsfehler des »korsischen Charakters« in einem Porträt, nämlich dem des stolzen, mutigen, großzügigen und zugleich überempfindlichen Clanchefs, darzulegen. Osolemirnix entpuppt sich in »Asterix auf Korsika« zwar als leicht verletzlicher Bergmensch, der jedoch durch die Liebe zu seiner Insel, ihren Gerüchen und ihrem Käse auch liebenswürdige Züge gewinnt. Was indes weniger bekannt ist: Octarinetabelatchitchix – so der Name im französischen Original – gibt es tatsächlich, und zwar stand ein gewisser Mimi Pugliesi, ein Multitalent, das sich als Kellner, Unterhalter und Sänger in einem Luxusrestaurant aus der Gegend von Bonifacio verdingt, Pate für diese Figur.
  • Tino Rossi: der 1907 in Ajaccio geborene Constantino schulte bereits im zarten Alter von sieben Jahren seine berühmten Stimmbänder, indem er seinen kleinen Schwestern Schlaflieder vorsang. Als Rossi 1983 stirbt, zählt man längst Millionen Verehrerinnen seiner Kunst. Nach schwierigen Anfängen in Marseille macht der schöne Hidalgo in einer Revue im Casino de Paris Furore. Danach folgen ungefähr zwanzig Filme, vier Operetten und vor allem Dutzende von Schallplatten, die heutzutage immer noch unter die bestverkauften Platten mit französischen Chansons gerechnet werden – nicht zuletzt dank des regelmäßig zu Weihnachten hervorgekramten Liedes »Petit Papa Noël«. Die »korsische Nachtigall« ist in seinem Heimatland bis heute eine hochverehrte Sängerpersönlichkeit, auch wenn respektlose Jugendliche seine Musik zeitweise ins Lächerliche zogen.
  • Marie-José Nat: die zwar bekannte, gleichwohl eher diskret auftretende Schauspielerin heißt mit richtigem Namen Benhalassa und ist die Urenkelin eines Schäfers aus dem Süden Korsikas. Noch ihre Mutter verdingte sich als Obstverkäuferin in Bonifacio. Um jedoch als Schauspielerin Karriere machen zu können, mußte die Dunkelhaarige mit den haselnußbraunen Augen nach Paris gehen – so ist das nun mal in einem zentralistisch verwalteten Staat wie Frankreich. Zunächst verdiente sie ihre Brötchen als Covergirl, dann wird man in »Elise ou la vraie vie« auf sie aufmerksam; 1974 erhält Marie-José Nat sogar einen Preis in Cannes. Auch als sie Berühmtheit erlangt hat, verleugnet die Schauspielerin ihre Heimat und bescheidene Herkunft nicht. Die Gemeinde Bonifacio freut sich denn auch über ihre Rückkehr und überläßt ihr ein wunderschönes Haus hoch oben auf den Klippen.
  • Charles Pasqua: der »Starsky and Hutch« der französischen Politik entstammt einer korsischen Familie und beginnt seine Laufbahn zunächst ganz unten: als Handelsvertreter beim französischen Alkoholproduzenten Ricard, wo er sich bald zum Verkaufsdirektor hocharbeitet. Dann steigt Pasqua in die Politik ein: er wird zunächst Vorsitzender des Generalrats im Pariser Vorstadtdépartement Hauts-de-Seine, dann Vorsitzender der konservativen RPR (Partei der Gaullisten) im Senat. Pasqua weiß die bürgerlichen Bevölkerungsschichten mit seinen populistischen Parolen zu beruhigen, als er Innenminister wird, bringt aber während der Studentenunruhen im Jahre 1986 die französische Jugend gegen sich auf.

    1993 wird der rechtskonservative Falke Pasqua erneut zum Innenminister ernannt – in der Folgezeit profiliert er sich als Einwanderungsgegner, verschärft die Ausländergesetze (willkürliche Kontrollen!) und schürt somit die hysterische Angst vor »Immigrantenströmen aus dem Osten«. Seiner politischen Heimat, scherzhaft »République des Haut-de-Seine« genannt, wird er ein wenig untreu: er bereitet den Plan Pasqua für Korsika vor ... Der Law-and-Order-Man kann aber durchaus innenpolitische Erfolge verbuchen; so fädelte er 1994 im Sudan die Festnahme von Carlos ein und zerschlug in einer vorhergehenden Regierung die »Action Directe«, in etwa Baader-Meinhoff entsprechend, aber nur ein müder Abklatsch unserer so schön preußisch durchorganisierten Truppe. Man kennt die Welschen ja.

  • Korsische Schriftsteller: Angelo Rinaldi, Gisèle Poli, Philippe Franchini, der alte Haudegen und Schriftsteller Patrice Franceschi, unser französischer Kollege Benoît Lucchini, der Dichter Pascal Bonetti und Marie Susini, in den Augen vieler die bedeutendste zeitgenössische Autorin mit korsischen Wurzeln.
  • Berühmtheiten mit Gastrecht auf Korsika: der Sänger Yves Duteil, der wegen aidsverseuchter Blutkonserven angeklagte ehemalige Ministerpräsident Laurent Fabius, der Minister Bernard Kouchner, der Historiker Alain Décaux, Stefanie von Monaco (auf der Insel Cavalo), und viele andere.