STOCKHOLM (Vorwahl: 08)

Wütende Herrscher und kühle Untertanen

Stockholm, in landschaftlich reizvoller Umgebung erbaut und über vierzehn Inseln an der Zufahrt des Mälaren-Sees verteilt, steckt voller Widersprüche: die malerische Altstadt, vorwiegend aus dem 13. Jh., ausschließlich aus Fußgängerzonen bestehend, grenzt unmittelbar an ein ultramodernes, hübsch-häßliches Verwaltungs- und Handelszentrum. Weitläufige, halb verwilderte Parkanlagen grenzen an ein höllisches Netz städtischer Autobahnen und idiotischer Verkehrsknoten, welche Stockholm für den auswärtigen Autofahrer zu einem verwirrenden Labyrinth machen. Die offensichtlichen Bemühungen um den Schutz der Umwelt haben immerhin dazu geführt, dass Stockholm wahrscheinlich die einzige Metropole auf der Welt ist, wo man sich in einen der Meeresarme wagen kann, ohne gleich an Typhus zu erkranken. Mit ein wenig Glück bekommt man vielleicht ein paar Schweden zu Gesicht, die am Fuß des königlichen Palastes Lachs fischen.

Geschichtlicher Rückblick

Die Gegend um Stockholm mit ihren tausenden von Eilanden war schon im Mittelalter vom damals noch jungen Handelsbürgertum zum Handels-und Verkehrsknoten ausersehen worden. Im 13. Jh. nahm die Stadt dann richtig Gestalt an. Sie überzog sich mit Kirchen und wuchs stetig, bis sie Mitte des 17. Jhs zur Landeshauptstadt bestimmt wurde.

1397 stand sich Schweden, genau wie Dänemark und Norwegen, unter der Herrschaft einer energischen Dame namens Margarethe von Dänemark. Die Schweden schätzten diese Abhängigkeit nicht besonders, und Anfang des 16. Jhs formierte sich eine nationalistische Bewegung mit Sten Sture, dem »Tapferen Ritter« an der Spitze, einem wahren Björn Borg in Sachen Rebellion. Allerdings war diesem etwas weniger Glück als dem Tennisspieler beschieden, wurde er doch von Christian II. von Dänemark, der 1520 mit seiner Armee in Stockholm einmarschierte, nachhaltig in die Schranken verwiesen. Der wütende Herrscher ließ erst mal alle Opponenten köpfen. Es sind dies die düsteren »Novembertage« in der schwedischen Geschichte. Trotz aller Repression wurde Stockholm zwei Jahre später durch Gustav Vasa befreit. Im 17. Jh. dann schmückte sich die Stadt mit Palästen und Verwaltungsgebäuden. Sie gewann an Bedeutung und schluckte