Paradiesisch
Endlich Unterstützung
Arbeit, Arbeit und kein Ende
Finnisches Einrichtungshaus gibt es selbst in Papua
Nach einer weiteren Woche war es soweit: das Wohnzimmer erstrahlte in Pastelltönen, die Ikeastehlampen mit ihren weißen Schirmen und blauen Vögeln darauf leuchteten warm im Reichtum des fast immer vorhandenen Stroms wir saßen als Familie im Wohnzimmer und konnten unser Glück, wieder ein zu Hause zu haben, kaum fassen. Endlich gab es auch einen Telefonanschluß, so dass wir selbständig mit der Außenwelt in Kontakt treten konnten. Am nächsten Tag ging ich über die Station, hinter der gleich nach dem letzten Haus der Busch begann, um mir Pflanzen für unser Haus zu holen: Farne, Gummibäume, Philodendren, und eine Pflanze mit pinken Blüten es war alles da, ich brauchte die Pflanzen nur auszugraben und zu Hause einpflanzen.
Wenige Tage später begann das neue Schuljahr, Janna und Amos mussten morgens nach Madang zur Schule gebracht werden, und die Station in Amron füllte sich mit neuem Leben. Nach und nach trafen die Schüler der Landwirtschaftsschule, der Realschule, und die Studenten der Evangelistenausbildung ein. Das war ein einziges Singen auf der Station, Gras wurde geschnitten, Gärten wurden angelegt, unsere Studenten, zum Teil gestandene Familienväter, hatten erst einmal Buschhäuser für ihre Familien zu bauen. Amron erwachte zu neuem Leben. Einige unserer Studenten kannten uns noch aus der Zeit in Begesin, als sie dort Schüler gewesen waren. Glücklich hörte ich, wie sie mich altvertraut Mama nannten. Sie berichteten anderen von meiner damaligen medizinischen Versorgung. Prompt hatte ich jeden Abend nach der Arbeit im Garten die Wunden der Studenten zu versorgen und, da ich die Mama war, bekam ich Kleidungsstücke zum Zusammenflicken geliefert, bei denen ich häufig vor lauter Fetzen nicht wusste, wo ich anfangen sollte.
Amos und Gatedais Sohn Luta freundeten sich an und machten aus dem Mangoreichtum, den Amron zu bieten hatte, eine Quelle zu ihrer Taschengeldaufbesserung. Sie ernteten auf der Station Mangos, legten sie unten am Straßenrand im Schatten der Sagopalmen auf Bananenblätter und verkauften sie unter dem Marktpreis. Der Mangobaum wurde zu Jannas und Amos` ureigenstem Baum, sie stiegen in schwindelerregende Höhen in ihm hinauf, hängten Seile auf, an denen sie sich, über den Abhang schwebend hinunterschwangen, sie belebten den Baum mit ihrer Phantasie und hauchten ihm ihr ganz und gar eigenes Leben ein.
Ich fand ein Hausmädchen aus Amron-Dorf, denn die Gartenarbeit bzw. Parkarbeit war für eine Person zu viel. Da es keine Jahreszeiten gab, waren täglich Blätter zu rechen, Büsche zurückzuschneiden, nachzupflanzen, die Außen- wie die Innenarbeit war für eine Person nicht alleine zu bewältigen. Gomai, ein sanftes junges Mädchen aus dem Dorf Amron wurde für mich zu einer großen Hilfe, obgleich ich mich durch ihre Anstellung ein wenig wie eine weiße "Missis" fühlte. Wir häuften die faserigen äußeren Hälften von Kokosnüssen auf die Orchideenbeete, rechten Laub zusammen, bis uns der Schweiß in die Augen tropfte und pflanzten rundum am Rand der Landzunge Hibiskus-Hecken. Anfangs gaben wir uns noch unnötig viel Mühe, indem wir die abgeschnittenen Triebe vor Ausheben der Gräben wässerten, um die Triebe gekreuzt in die angefeuchtete Erde einzupflanzen. Später vertrauten wir der Fruchtbarkeit der Erde und schnitten Triebe ab, die wir dann einfach in die Erde steckten sie würden schon wachsen, wussten wir, und das taten sie auch.
Von Caroline in Madang bekam ich den Ableger eines Puderquastenstrauchs mit roten, runden Puffblüten, den wir neben dem Schlafzimmerfenster einpflanzten. Später konnte ich vom Bett aus die Kolibris, vor den Blüten schwirrend, an ihnen nippen sehen. Samstags schnitt ich von den süß duftenden Frangipanisträuchern eine Dolde ab und stellte sie in einem schönen Glaskelch auf den Wohnzimmertisch. Die Blüten, so wusste ich, wurden Touristen auf Hawaii als Ketten zur Begrüßung um den Hals gehängt.