Verständnis

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Pflicht für Ehepaare - Rückkehr ins Geburtsland

Romantische Familiengeschichten

Wassermangel und andere ungewohnte Situationen

Ich erinnere mich an eine Episode, die in der Familie meines Mannes umging und die mich die drei Frauen besser verstehen ließ. Die drei besuchten als junge Mädchen einen Volkstanzkurs in Neuendettelsau. Als treue Missionsspender solche „Ausschweifungen“ verurteilten, befahl die gestrenge Mutter, die als Lehrerin ihre Töchter selbst unterrichtet hatte, den Kurs schleunigst abzubrechen, was selbstverständlich befolgt wurde. Jede der drei Frauen kehrte nach Heirat in ihr Geburtsland zurück. Eine davon war Tante Berta, eine andere musste ihren Ehemann nach einer Krebserkrankung in Neuguinea beerdigen, die dritte war meine Schwiegermutter.


Zurück zum Heiratsantrag. Meine Schwiegermutter nahm also auf Anraten ihrer Mutter den Antrag an. Viel Zeit zum Kennenlernen gab es nicht. Ihr Zukünftiger sollte schon bald nach Neuguinea ausreisen, eine „Station“ aufbauen und – er war gelernter Zimmermann – ein Haus bauen. Es fanden einige Begegnungen statt, immer im Beisein der Eltern. Aber das genügte, man war sich sympathisch und so wurde kurz vor der Ausreise meines Schwiegervaters Verlobung gefeiert.

In der Zeit, als er im Hochland von Neuguinea sein Haus baute, fand ein reger Briefverkehr zwischen den beiden statt. Sie tauschten sich über verschiedenste Themen miteinander aus, waren in vielen Belangen einer Meinung und kamen einander durch die Briefe näher. Nach Monaten des Briefwechsels war das Haus im Hochland fertig und meine Schwiegermutter folgte ihrem Verlobten per Schiff in ihr Geburtsland. Auf dem Schiff lernte sie eine andere junge Frau kennen, ebenfalls auf dem Weg zu ihrem Verlobten nach Neuguinea. Die beiden Frauen verstanden sich gut und schlossen Freundschaft. In Finschhafen sollte eine Art „Doppelhochzeit“ stattfinden, nach der sie mit ihren Ehemännern auf ihre jeweilige Station reisen würden.


Beide Frauen wurden bei Ankunft in Finschhafen von ihren Verlobten bereits erwartet, die Hochzeitsvorbereitungen waren im Gange. Aber nun tauchte ein von allen unerwartetes Problem auf: Meine Schwiegermutter musste erkennen, dass sie ihren Verlobten nicht mochte, ihn förmlich nicht riechen konnte! Irgendwie fühlte sie körperlich, dass diese Beziehung nicht gutgehen würde.


Sie muss einen Weg gefunden haben, sich den anderen Beteiligten mitzuteilen, denn es wurde Kriegsrat gehalten. Sowohl meine Schwiegermutter, als auch ihre mitausgereiste Freundin und deren Zukünftiger erklärten sich bereit zu einem Tausch. Nur einer war nicht bereit, zu tauschen: mein Schwiegervater. Er hatte nicht um die Hand irgendeiner Frau angehalten, sondern um die der Tochter seines Lehrers. Am nächsten Vormittag fand die Trauung der beiden Paare statt.


Nun war ich also auf der Überfahrt zu meinem „wirklichen“ Niuginileben – und teilte die Schiffskabine mit einer Frau, über deren Vorgeschichte ich recht intime Details wusste. In der Kabine wirbelte Amos, in meinem Kopf wirbelte die Vergangenheit. Zum Glück wusste diese Frau nicht, dass ich wußte … Irgendwann in der Nacht muss Amos sich wohl in sein Schicksal ergeben haben, denn als ich im Morgengrauen von Geräuschen geweckt wurde, hatte ich mit Sicherheit geschlafen.