Kulisse
Das Fort von Namutoni
Sieben gegen 500
Ein Polizeiposten mitten in Owamboland macht 1897 den Anfang. An dessen Stelle errichtet die deutsche Kavallerie 1899-1903 Namutoni, ein Lehmziegel-Fort wie aus dem Lego-Bauplan, um die Herrschaft über die Owambo zu sichern. Mitte Januar 1904 werden aber bis auf vier Mann alle 150 Schutztruppler samt Offizieren nach Süden abgezogen. Im gerade ausgebrochenen Hereroaufstand sollen sie den Siedlern beistehen. Von den Owambo, die mit den Herero stets auf Kriegsfuß standen, erwarten die Kolonialherren nichts Böses. Doch den Grundstein dafür, dass es anders kommt, haben sie selbst gelegt. Seit 1897 ist mehrfach die Rinderpest ausgebrochen, und jedes Mal empfehlen deutsche Veterinäre, alle betroffenen Rinder zu erschießen. Dieser Rat mündet in eine Existenzangst der Owambo, dass nach der zu erwartenden Unterjochung der Herero auch ihr eigenes Vieh beschlagnahmt und getötet werde.
Also stürmen wenige Tage, nachdem sich die Staubwolken der abgezogenen Schutztruppler gelegt haben, 500 Owambokrieger am Morgen des 28. Januar 1904 auf Namutoni los. Sie sind zum Erstaunen der Verteidiger mit mehreren Gewehren und sogar Sturmleitern bewaffnet. Jenseits der Mauern befinden sich nur vier Soldaten und drei vor den Herero geflohene Siedler. Dennoch gelingt es den sieben Deutschen, dem Ansturm der 500 Owambo den ganzen Tag lang zu trotzen - ein Thema, das später die Südwesterliteratur erheblich bereichern wird. Erst abends, als sich die Owambo zurückziehen, setzen sich die Verteidiger heimlich nach Tsumeb ab.
Am nächsten Morgen zerstören die Owambo das Fort so gründlich, dass es 1905 erstmal als Polizeiwache wieder aufgebaut werden muß. Im Ersten Weltkrieg landen britische Gefangene im Lager, bis die Schutztruppe es 1915 an die Südafrikaner abtreten muß. 1950-57 wird Namutoni nach Originalplänen restauriert und unter Denkmalschutz gestellt. 1958 öffnen sich die Tore erstmals für Touristen. Heutzutage wird bei Sonnenuntergang zum Spiel eines Hornisten auf dem Turm die Flagge eingeholt, während der Himmel rotviolette Kulissen zaubert.