Centro / Estandard
Diskotheken in Barcelona
Nächte voller Rythmus
Ciudad / Estandard
Centro Ciudad
Consell de Cent, 294
Großes Lokal mit Sälen, die verschiedenen Aufgaben gerecht werden. Im Untergeschoß die eigentliche Tanzfläche mit Legionen modischer Tänzer und allen Verrenkungen des Neandertalers zu Donnermusik des DJs Peter. Denn hier haben wir´s mit dem Tempel der elektronischen und apokalyptischen »Techno«-Klänge zu schaffen. Über diesem brütenden Fegefeuer der Geschmacklosigkeit liegt die ruhigere Bar, gestaltet mit vielen Video-Monitoren und einigen Sitzgelegenheiten wie ein gewöhnliches Nachtlokal. Im obersten Geschoß ein oder zwei Billardtische für die Spieler unterm Publikum. Im »Centro Ciudad«, das so heißt, weil es im Gegensatz zu den meisten anderen Discos zentral gelegen ist, werden regelmäßig von den Managern des Lokals thematische Parties veranstaltet.
Bikini
Deu i Mata, im »L´Illa«-Komplex
Im neuen Einkaufszentrum »L´Illa« integriert, besitzt dieses, einst an anderer Stelle bestehende, Tanzlokal heute ein neuen Moden angepaßtes Aussehen und hat nichts mehr mit dem Lokal von einst zu tun, wo sich vor über dreißig Jahren zu Beat- und Twist-Klängen schon die Vorfahren der heutigen Nachtschwärmer amüsierten.
Apolo
Nou de la Rambla, 61
Ein alter Tanzsaal gibt den Rahmen zur schönsten Diskothek der Stadt ab, die aber wie ein Londoner »Club« nur zweimal in der Woche stattfindet. Dieser romantische, mit rotem Plüsch und goldenen Stuckverzierungen geschmückte, Salon aus den Glanzzeiten des »Paral.lel« zu Anfang unseres Jahrhunderts zieht freitags- und samstagabends das aktuellste Publikum der Stadt an, denn hier hört man gute Tanzmusik und kein hämmerndes Elektronik-Geschnatter wie andernorts gang und gäbe. Samstags ist die Hölle los, wenn um 3.30 h vorher wird hier an diesem Tag nicht geöffnet die Jungs vom »San Francisco« einfallen und hier ihre lasziven Parties fortsetzen. Dann tanzt hier bis 6.30 h alles wie wild den orgiastischen auf zwei erhöhten Plattformen plazierten Go-Go-Tänzerinnen nach. Wie fünf Minuten vor Weltuntergang. Wirklich sehenswert. Unweit der »Ramblas« günstig gelegen.
Studio 54
Av. Paral.lel, 64
Ende der Siebziger in einem alten Theater als Filiale des legendären New Yorker Night Clubs gegründet, heute nur noch Teenyrefugium und fast ein Kindergarten. Die Lautsprecheranlage soll die beste der Stadt sein und donnert in diesem drei Stockwerke hohen Saal erbarmungslos provokative Lolitas auf die Tanzfläche, während jüngere und ältere Zuschauer es sich an der Theke gemütlich machen.
Enfants
Guárdia, 3
Rockdisco in einer Nebenstraße des »carrer Nou de la Rambla«, nahe den »Ramblas«, die heute statt Hard-Rockern ein unterschiedliches, aber stets dezentes Publikum aus jungen Leuten aller Farben anzieht, die sich hier zu Klassikern der Siebziger bis Neunziger amüsieren. Gute Musik und ein ehrliches, unkompliziertes Ambiente. Niedrigere Preise als andernorts. Vor 2 oder 2.30 h kommt man umsonst hinein, danach wird jeder zur Kasse jeder gebeten.
Karma
Plaça Reial, 10
Weitere Rockdisco und nach 3 h Brennpunkt des Geschehens in diesem Teil der Stadt. Das »Karma« ist ein legendäres Lokal aus den blumigen Siebzigern, das sich seither großer Beliebtheit erfreute. Hier finden sich im Sommer die meisten Touristen ein, und hier ist auch schon manche internationale Freundschaft geschlossen worden. Rockige, laute Musik, billiges Bier und heiße Stimmung. Hier ist es manchmal so voll, dass auf der Tanzfläche kein Quadratzentimeter mehr frei bleibt. Trotzdem feiert und tanzt das Publikum mit einem Eifer, welcher der Stimmung des Karnevals von Rio nahekommt und den man sonst in kaum einem anderen Tanzlokal erlebt.
Psicodromo
Almogávers, 86
Endstadion der barcelonesischen Nacht. In dieses After Hours-Lokal trudelt nur noch ein, wer schon alles andere überstanden hat und immer noch Kraft zum Weiterfeiern findet, denn hier wird erst um 6 h geöffnet und bis 11 h getanzt. Wem das noch nicht genügt, findet heimliche Lokale, wo man bis zum nächsten Abend weiterfeten kann. Es handelt sich um die außerirdische »Techno«-Szene hierzulande als »Bacalao«-, also Kabeljau-Szene bekannt die von freitagabends bis zum Montagmorgen ohne Unterbrechung das Wochenende durchfeiert. Hier sollen aber solche Lokale nicht erwähnt werden, nur dieses apokalyptische und dekadente »Psychodrom«, wo die ausdauerndsten Nachtbummler zusammenströmen und mit leerem Gesichtsausdruck, in nach Rauch stinkenden Klamotten ihre letzten Energien aufbrauchen, bevor sie nach einem ausgiebigen Frühstück mittags ins Bett krachen.
Distrito Distinto
Av. Meridiana, 104
Ein etwas abgelegenes Lokal, das spät schließt und deshalb die letzten Nachzügler nach Torschluß im »Apolo«, »Monumental« und »San Francisco« versammelt. Entsprechend extravagant gekleidetes Publikum, meist Homosexuelle. Außergewöhnliche, lebhafte Atmosphäre, obgleich hier fast nur effeminierte Jungs, die aus irgendeinem Passolini-Film geflüchtet sein könnten, zu sehen sind.
Soweto
Sócrates, 68
Mal etwas anderes ist diese Afro-Diskothek, leider im Viertel »Sant Andreu« bei der nördlichen Barcelona-Ausfahrt ziemlich außerhalb gelegen. Hier kann sich jeder zu ansteckenden Reggae-, Souk-, Merengue-, Calypso-, Afro- oder Salsa-Rhythmen den Teufel aus der Seele tanzen.
Estandard
Travessera de Gràcia, 39
Jüngste Diskothek der Stadt mit einer schönen und »warmen« im Gegensatz zur früher üblichen unterkühlten Inneneinrichtung aus Edelhölzern und Rosteisen, in der endlich einmal Ästhetik und Funktionalität versöhnt sind. Ergebnis ist ein fatasievolles, als Tanz- oder auch als Konzertsaal nutzbares Lokal, wo man sich eher wohl als fehl am Platze fühlt, wie in manch anderen Kultstätten der barcelonesischen Nacht. Das verhindert aber nicht, dass hier, wie in den letzten Jahren üblich, die verrückte, futuristische Toiletteninstallation wieder einmal Hauptaugenfang der gesamten Designereinrichtung sein soll.