Museen

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Museen und Theater

Museen

Ottawa ist ein Dorado für Museumsgänger: die Musen- und Kulturtempel tragen hier übrigens alle den Zusatz National, und das ist gewiß kein Zufall: schließlich ist den Landesvätern und -müttern daran gelegen, Ottawa als Bundeshauptstadt tüchtig herauszuputzen. Und da wird, genau wie bei uns auch, eben nicht gekleckert, sondern geklotzt.

National Museum of Civilization: Laurier Street 100, in Hull, dem Parlamentshügel gegenüber (Plan B2). T. 819/776-70 00. Im Sommer täglich Einlaß von 9 bis 17h, im Juli bis 18h. Donnerstags bis 20h, ab 17h Eintritt frei.

Die Architektur des nagelneuen Museums, Spiegelbild der Erosionskräfte Eis, Wind und Wasser, bietet dem Auge des Betrachters eine Allegorie der kanadischen Landschaft. In einer riesigen Glasgalerie wurde die naturgetreue Nachbildung eines Indianerdorfes aufgestellt, einschließlich Totempfahl und mehrerer Einbäume. In der oberen Etage Darstellung der Ankunft und des täglichen Lebens der Einwanderer unterschiedlichster Nationalität. Unter einer 17 m hohen Kuppel zahlreiche realistische Erläuterungen zur Landung der Wikinger, zum Walfang sowie eine typische Straße im "Neufrankreich" des 18. Jahrhunderts. Ferner ein Métis-Camp in den Prärien, eine für Ontario typische Straße, eine Werft, ein Sägewerk im 19. Jahrhundert und dergleichen mehr. Zahlreiche Beispiele für Volkskunst. Hervorragend gemacht! Das Museum verschafft uns einen detaillierten Überblick über kanadische Kultur und Geschichte.

National Museum of Natural Sciences (Naturhistorisches Nationalmuseum): McLeod Street, Ecke Metcalfe Street; gleich vis-à-vis vom YMCA/YWCA. T. 966-31 02. Im Erdgeschoß die Sammlungen zum "Leben in den verschiedenen Zeitaltern" und zur "Erde". Pädagogisch einfühlsame, aber unaufdringliche Darstellung. In den Bereichen "Säugetiere" und "Vögel Kanadas" lebensechte Dioramen von Bisonherden in verschneiter Landschaft oder Nistkolonien auf den Felsen der Atlantikküste sowie Ausstellung zum Tierverhalten. Auch lebende Schlangen, Ratten, Blutsauger und dergleichen Ungetier. Daneben ausführliche Sammlungen zur "Pflanzenwelt". Außerdem Dinosaurierskelette, einige davon einzigartig in der Welt. Zeichnungen und Erläuterungen erwecken die Knochen zu neuem Leben. Häufige Wechselausstellungen.

Achtung: wer auch ins Science and Technology Museum möchte, darf am selben oder darauffolgenden Tag ins Nature Museum, ohne neu Eintritt zu bezahlen.

National Gallery of Canada (Museum der Schönen Künste): Sussex Drive 380 (Plan C2). T. 990-19 85. Zutritt täglich außer sonntags von 10-18h, mittwochs bis freitags von 10 bis 20h.

Licht und Raum schaffen eine einmalige Atmosphäre. Die geometrische Glaskuppel liefert ein Beispiel für den Wagemut der Architekten. Bemerkenswert im Innern das Oratorium der Rideau-Kapelle (29,7 m lang, 7,6 m hoch), die, eigentlich zum Abbruch bestimmt, vollständig abgetragen und einschließlich Holzrosette und Skulpturen hier Stein für Stein wiedererrichtet wurde.

Die Sammlung alter kanadischer Kunst birgt zahlreiche Gemälde der bekannten "Gruppe der Sieben" (Group of Seven), die 1920, kurz nach dem Tod des Begründers der neuen kanadischen Malerei, Tom Thomson, ins Leben gerufen wurde. Dazu muß man wissen, dass sich alle Kunstrichtungen, also auch die Malerei, in Kanada bis in die fünfziger Jahre sehr schwer taten, im eigenen Land, geschweige denn weltweit, Beachtung zu finden. Seit 1957 befaßt sich das Canada Council mit der Förderung des geistigen Lebens, u.a. indem es Kunstschaffenden finanziell unter die Arme greift. Die Group of Seven stand in den zwanziger Jahren am Beginn einer neuen Landschaftsmalerei, löste sich 1932 aber wieder auf.

National Museum of Science and Technology (Wissenschafts- und Technologiemuseum): Saint-Laurent Boulevard 1867 (Plan F4). T. 991-30 44. Täglich geöffnet. Wissenschaft und Technik zum Anfassen und Ausprobieren: die physikalischen Gesetze erschließen sich auf diese Weise fast von selbst. Auch Oldtimersammlung.

Canadian War Museum (Kriegsmuseum): Sussex Drive 330 (Plan C2). T. 992-27 74. Auch wer dem Thema eher mit Vorbehalten gegenübersteht, wird die Qualität des Museum nicht bestreiten können. Am Eingang rechts eine Galerie mit Gemälden Alexander Colvilles, Maler aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Auf drei Etagen Geschichte der Weltkriege I und II, Entwicklung der Waffentechnik - die Tötungsmethoden verfeinerten sich zusehens und gipfeln in der Neutronenbombe, die "weiche Ziele" (soft targets) vernichtet und alles "Brauchbare" unversehrt läßt - und der Uniformen.

Königlich kanadische Münze: Sussex Drive, neben dem Kriegsmuseum. T. 992-23 48. Führungen nach Vereinbarung oder alle fünfzehn Minuten von 8.30 bis 11h und von 12.30 bis 14.45h. Dauer: vierzig Minuten. Hier werden Gold- und Sammlermünzen geprägt. Ausführliche, zuweilen ein wenig technische Erklärungen. Leider gibt´s nach der Führung kein Warenmuster für die Teilnehmer ...

Nationales Luftfahrtmuseum: Flughafen Rockliffe, nahe dem Saint-Laurent Boulevard. T. 993-20 10. Montags geschlossen. Über hundert Maschinen vergegenständlichen die Geschichte der kanadischen Luftfahrt. Die spielt wegen der riesigen geographischen Dimensionen eine gewichtige Rolle bei der Erschließung des Landes. Man denke nur an die legendären Bush pilots.

Karikaturensammlung: St Patrick Street 136, zwei Steinwürfe neben der Notre-Dame-Basilika. Freier Eintritt. Wer sich für Großkopfete in übertriebener Darstellung erwärmen kann, wird an den Originalen seine Freude haben.

Musik und Theater

Kristallisationspunkt des Musik- und Theaterlebens ist in Ottawa das National Arts Center an der Südseite des Confederation Square. Oper, Schauspiel und Konzerte finden hier einen würdigen Rahmen. Einen Vorgeschmack liefern die kostenlosen Mittagskonzerte auf der Terrasse; das dortige Café mit Blick auf den Rideau-Kanal lockt im Sommer Kunst- und Kulturschaffende sowie Studenten der nahen Universität an.

Ottawa und die Tulpen

Im langersehnten Frühjahr erblühen auch Ottawas Gärten und Parks. Hauptdarsteller dieses »Naturschauspiels« (ein wenig darf wohl nachgeholfen werden) sind jedes Jahr Millionen Tulpen aus Amsterdam, die das holländische Volk, aus Dankbarkeit dafür, dass Königin Juliane im Zweiten Weltkrieg in Kanada Zuflucht gefunden hat, spendiert.



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