Außerhalb der Stadt
Sehenswertes in der Umgebung von Bonifacio
Unterhalb des Leuchtturms ein schmaler Strand. Wenn der Wind kräftig bläst, wird das Meer hier stürmisch und gefährlich. Alphonse Daudet schreibt 1855: »Denkt euch eine rothbraune, wild aussehende Insel, der Leuchtthurm auf einer Landspitze, auf der andern ein alter genuesischer Thurm, wo zu meiner Zeit ein Adler seinen Horst aufgeschlagen hatte. Unten am Meeresufer ein zerfallenes Lazarett, das überall von Gras und Unkraut überwuchert war. Dazu Schluchten, himmelanstrebende Felsen, einige wilde Ziegen, kleine korsische Pferde mit flatternder Mähne, endlich droben, hoch droben, von Seevögeln umschwärmt, das Haus des Leuchtthurms mit seiner Zinne aus weißem Stein, auf der die Wächter hin und wieder gehen, die grüne Thür von einem Spitzbogen gekrönt, das Thürmchen aus Gußeisen und oben drauf die große Laterne mit Spiegelflächen, die selbst am hellen Tage weithin leuchten.«
CavalloundLavezzi: die Inseln Cavallo (Landung nur auf persönliche Einladung möglich) und Lavezzi sind der beste Beweis für die Krise, die den Westen derzeit erschüttert. Hier mißt kaum eine Jacht über 20 m Länge, nur wenige Ortschaften bergen mehr als einen Milliardär, und die langen, blonden, spärlich bekleideten Mädchen wurden alle vom Sozialamt hierher geschickt. Was für ein Elend! Auch die vom Schicksal schwer gebeutelte Prinzessin Stéphanie von Monaco läßt sich hier gelegentlich blicken.
Das schauerliche Schiffsunglück der Sémillante 1855, von dem Alphonse Daudet in seinen Lettres de mon Moulin (»Briefe aus meiner Mühle«) berichtet, hat sich übrigens vor der Insel Lavezzi zugetragen: »Denken Sie sich sechshundert Leichen auf den Strand gestreckt, und zwischen ihnen in tollem Gewirr Holzsplitter und Fetzen Segeltuch ... Arme Sémillante! ... Sie war von der See geborsten und so furchtbar zerschmettert, dass der Hirt Palombo kaum Stücke fand, die groß genug zu einem Zaun für den kleinen Grasplatz um seine Hütte waren.«
Tauchen ist seit neuestem verboten, nachdem dreiste Souvenirjäger einen Schädel nach dem anderen aus dem Wasser holten.
Unternehmungen
Wir raten dazu, den Ausflug nur bei ruhigem Wetter zu unternehmen, weil das aufgewühlte Wasser sonst den Blick auf die buntschillernden Felsen verwehrt. Weiter gehts zur Felsenbucht von Facio, in der das Meer türkisblau schimmert. Wendung um 180° und Kurs auf den »Bunker« und die Saint-Antoine-Höhle mit ihrem an Napoleons Dreispitz gemahnenden Umriß woran sonst? auf den Saint-Barthélémy-Brunnen und die Treppe des aragonesischen Königs. Von hier aus hat man einen wundervollen Blick auf die dicht am Abgrund der Steilklippe hangelnden Häuser der Altstadt. Die Steilfelsen von Bonifacio sind neben denen von Saint-Laurent übrigens die einzigen auf Korsika aus Kalkstein. Sie dienten schon als Filmkulisse für mehrere Streifen, darunter die berühmten Kanonen von Navarone, und einen Porno mit Brigitte Lahaie in Frankreich so bekannt wie bei uns Theresa Orlowski und »Cicciolina« Ilona Staller.
»In der Nähe befindet sich die herrlichste Grotte von Bonifazio, der Sdragonato, und hier verzage ich Worte zu finden, welche dieses Wunderwerk zeichnen mögen. Nimmer sah ich ein Ähnliches, und vielleicht steht diese Höhle einzig in Europa da. Der Eingang der Grotte ist eine riesige Tropfsteinnische, aber öffnet sich in den Berg und führt durch ein kleines Tor in die ganze umschlossene innere Höhlung. Es war schön und ängstigend durch den kleinen Schlund zu steuern; die Wasser brandeten mit Wut gegen denselben, spritzten ihren weißen Gischt an das Gestein empor, schlugen zurück, verschlangen sich, wühlten sich wieder auf.
Glücklich ward die Barke durch den Höhlenschlund gespült, und mit eins glitt sie hin in einen herrlich gewölbten Tempel von ungeheurem Kreisumfange, auf einem hier grünen, dort dunkelschwarzen, hier azurblauen und dort rosig gefärbten Wasserspiegel. Es ist ein wunderbares, natürliches Pantheon. Oben klafft die Kuppel auseinander und der helle Himmel scheint herein; ein Baum beugt sich und schwankt vom Rande herab, grüne Büsche und Kräuter neigen sich in den Spalt hernieder, und wilde Trauben flattern herein. Die Wände der schönen Höhle sind fast regelmäßig gewölbt, das Wasser sickert von ihnen herab und umzieht sie mit Tropfstein. Er hängt in Knollen umher oder hat das Gestein wie mit einem Lasurguß überzogen. Der Wassergrund ist tief und klar. Man sieht die Muscheln, die Fische und die Meeresgräser.« (Gregorovius, 1854)
Verkehrsverbindungen ab Bonifacio
Busse
Nach Porto-Vecchio verkehren täglich zwei Busse, drei nach Propriano, Sartène und Ajaccio. Mit Eurocorse Voyage. T. 95 70 13 83.
Fähren nach Sardinien
Die Überfahrt ab Bonifacio-Hafen dauert etwa eine Stunde. Ankunft in Santa Teresa di Gallura. Vom 1. Juli bis zum 4. September täglich fünf Verbindungen an Bord der Moby Lines-Fähren (T. 95 73 00 29) oder der Saremar (T. 95 73 00 96). Vom 18. Mai bis 30. Juni und vom 5. September bis 1. zum Oktober vier Überfahrten täglich.