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Sehenswertes

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Ajaccio zum Anschauen

Besichtigung der Stadt

  • Kathedrale: man schreibt sie dem berühmten Architekten des römischen 16. Jhs, Giacomo della Porta, zu, Amtsnachfolger Michelangelos als päpstlicher Hofmaler und auf dem Gebiet der religiösen Architektur als prominenter Vertreter der Gegenreform ausgewiesen. Wenn dem tatsächlich so ist, so befand der Knabe sich damals wohl in einem Formtief ... Dennoch läßt sich seiner Kreation ein gewisses Niveau nicht absprechen. Und außerdem taucht sie die Erinnerung an die Taufe des kleinen Napoleone Buenaparte am 21. Juli 1771 in ein verklärtes Licht. In der ersten Kapelle links malte Eugène Delacroix die »Vierge du Sacré-Coeur«. Die Dunkelheit kann es nicht verheimlichen, dass das Muttergottesthema den großen Meister kaum begeisterte. Kein Vergleich mit seinen »Frauen von Algier«!
  • Bonaparte-Haus:place Letizia, an einer Gasse zur Rue Bonaparte. Von 9-12 und 14-18h, letzter Einlaß um 17.30h; sonntagnachmittags und montagmorgens geschlossen. Eintrittspflichtig. Geburtshaus des späteren französischen Kaisers. Irgendwo gerät jeder Kult zur Lächerlichkeit, so auch hier: das Sofa, auf dem Napoleon am 15. August 1769 das Licht der Welt erblickte, ist nicht einmal im Empire-Stil ... Na, da lachen wir doch herzlich! Zumal die Hohenpriester der kaisertreuen Religion ausgerechnet Nachkommen jener Bonaparte-Gegner sind, die der Kaiser einst nur mit Verachtung strafte. Übrigens verrät uns hier kein Mensch, dass Napoleon nach seiner Krönung gerade mal für eine Woche in seine alte Heimat Korsika zurückkehrte ... Ähämm, wir zitieren: »In den Tagen seines Glücks vergaß Bonaparte sein kleines Vaterland, undankbar und schwach wie alle Emporkömmlinge, die an die dunkle Stelle ihrer Geburt nicht gerne erinnert sein wollen. Er tat nichts für das arme Land, und die Korsen haben ihm das nicht vergessen können. Sie erinnern sich auch noch heute daran, dass der Kaiser, als sich ihm einst ein Korse vorstellte, diesen trocken fragte: »Nun, wie stehts in Korsika? Ermorden sich die Korsen noch immer?« (Gregorovius) Untreue Seele hin oder her, der Rundgang in Begleitung des etwas wunderlichen Führers erweist sich als recht amüsant.
  • Kaiserliche Kapelle: rue Cardinal-Fesch. Die Kalksteingruft aus dem 19. Jh. beherbergt die ganze Bonaparte-Sippschaft, mit einer Ausnahme freilich. Dass die französische Armee ihren im Invalidendom beigesetzten Napoleon (bzw. das, was von dessen Asche noch übrig ist) eines schönen Tages freiwillig wieder herausrückt, daran glauben selbst die Korsen nicht. Historisch wertvoll, ästhetisch weniger.
  • Fesch-Museum: T. 95 21 48 17. Von Oktober bis April von 9.30-12 und 14.30-18h geöffnet, von Mai bis September bis 19h. Im Juli/August sogar ein langer Abend von 21-24h. Das ganze Jahr über sonn- und montags geschlossen.

    Hier lohnt es sich wirklich, vorbeizuschauen (im Sinne von »genau hinzuschauen«, versteht sich). Kardinal Fesch, ein Onkel Napoleons, plünderte im Gefolge seines glorreichen Neffen nach Herzenslust die italienischen Museen, Kirchen und Kapellen. Später mußte er einen Teil der Beute zurückgeben, doch gelang es ihm, immerhin 15.000 Stücke des Diebesgutes zu behalten. Zum Zeitpunkt seines Abscheidens besaß er nach dem Pariser Louvre immerhin die schönste Gemäldesammlung italienischer Meister des ausgehenden Mittelalters. Als unser guter Ferdinand Gregorovius die Sammlung 1852 in Augenschein nehmen wollte, lagen die Bilder seit Jahren unbeachtet in der Rumpelkammer. Wir haben heute mehr Glück: das Museum birgt Meisterwerke wie Botticellis »Jungfrau mit Girlande«, Tizians »Mann mit dem Handschuh«, die »Leda« von Veronese sowie eine Reihe sehenswerter, wenngleich unbekannter Gemälde aus Siena.

  • Die Zitadelle ist Militärgelände und deshalb der Öffentlichkeit nicht zugänglich.
  • Napoleon-Denkmal: auf der Place d´Austerlitz, im Westen der Altstadt, im hinteren Teil des Cours du Général-Leclerc. Protziges Monument zum höheren Ruhme des größten Sohns der Insel, »auf einem übertrieben hohen und unschön zugespitzten Piedestal aus Granit« (mosert Gregorovius). Beinahe hätten die Korsen übrigens die falsche Statue aufgestellt: die Familie Bonaparte hatte einem Herrn Ramolino eine Ganymed-Statue zugesandt, die den Raub des nackten Jünglings durch den Zeusschen Adler darstellte. »Als sie ausgeschifft wurde und das Volk sie erblickte, hielt es den Adler des Ganymed für den Kaiseradler, den Ganymed selber für Napoleon, es sammelte sich auf dem Marktplatz und verlangte, dass man die Bildsäule sofort auf dem Brunnenwürfel aufstelle, damit man endlich den großen Napoleon in Marmor und auf dem Markt habe.« Tja, irren ist eben menschlich.

    Sobald man die Stufen des Denkmals erklommen hat, bietet sich ein toller Blick auf die Stadt. Eine kleine künstliche Napoleon-Grotte rundet die Anlage ab. Unter dem Piedestal erinnern Reliefs an die bleibenden Erfindungen des Kaisers: den Rechnungshof, das Bürgerliche Gesetzbuch (Code Napoléon), erst 1994 ersetzt, die Ehrenlegion, die französische Nationalbank, die Departements usw. Es ist schon erstaunlich, als wie zählebig sich die von Napoleon geschaffenen Verwaltungsstrukturen und Institutionen erwiesen haben. Bei dieser Gelegenheit möchten wir daran erinnern, dass der »Code Napoléon« im Rheinland bis 1900 geltendes Recht war; auch das Badische Landrecht war im Grunde nichts anderes als eine Übersetzung des französischen Gesetzbuches.

  • Capitellu-Museum: 18, bd Danielle-Casanova, gegenüber von Hafen und Zitadelle. T. 95 21 50 57. Einlaß von April bis Oktober von 10-12 und 14-18h, außer sonntagnachmittags und montagmorgens. Eintrittspflichtig.

    Kleines Privatmuseum, das ein netter, begeisterter Sammler ins Leben rief. Zum Fundus gehört Kunsthandwerk aus dem Nachlaß reicher Familien der Stadt: Möbel, Gemälde, Skulpturen, Geschirr sowie Nippes aller Art mit Darstellungen aus der Stadtgeschichte. In einer Vitrine liegen Erinnerungsstücke an die letzten Tage Napoleons aus, so das Taschentuch, auf dem gebettet er seinen letzten Schnaufer tat, die Kokarde, die er immer bei sich trug, Orden, Rasierzeug usw. Naja, Napoleon-Verächter und -hasser werden womöglich höhnisch grinsen, wenn der Museumsbesitzer voller Begeisterung die Geschichte jeder Reliquie zum Besten gibt und die Erinnerung an Persönlichkeiten wie Robespierre, Hortense de Beauharnais und Napoleon III. heraufbeschwört. Geschichtsunterricht einmal anders.

  • Les Milleli: zehn Minuten nördlich der Innenstadt, an der Strecke nach Alata. Napoleon und kein Ende: sein Landhaus inmitten der Olivenbäume ist ausgeschildert. Natürlich mußte auch dieser Ort für eine Gedenkstätte zum Ruhm des zweifelhaften Helden herhalten. Nur für eingefleischte Napoleon-Bewunderer, auch wenn die Ecke wirklich hübsch ist.
  • Für Liebhaber des Schnulzensängers Tino Rossi: der liegt auf dem Friedhof von Ajaccio begraben; die Familie wohnt nach wie vor in seiner Villa, an der Straße zu den Sanguinaires-Inseln.