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Castagniccia

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Korsische Kastanien für Maroni-Esser

»Kastanitsch« sagen die Korsen mit unverkennbar mediterranem Akzent. Sie meinen damit den ausgedehnten, üppig grünenden und feuchten Kastaniendschungel, der zwischen Hügeln und schier endlosen Gebirgsketten wuchert (und bisher noch niemals »Feuer gefangen« hat). Tropische Palmen und Kautschukbäume sucht man hier freilich vergebens. Dafür säumen dichte Eßkastanienwälder (die »Brotfrucht« der Insel) die Straßen, in denen verwilderte Schweinerudel und Ziegenherden ihr Dasein fristen.

Im »goldenen« 17. Jh. lebte hier, zwischen Corte, Bastia und der östlichen Ebene, ein Großteil der Inselbevölkerung. Noch heute erinnern zahlreiche romanische Kirchtürme, Campanilen, barocke Kirchen und schiefergedeckte Hausdächer inmitten der wogenden Wälder an diese Zeit. Die von Landflucht entvölkerten Dörfer spielen Verstecken mit dem »heiligen« Berg San Petrone (1.767 m), fern und unnahbar. Irgendwie fühlen wir uns in dieser entvölkerten Region am wohlsten, die sich dem »grünen Tourismus« langsam zu öffnen beginnt (also nicht dem Massentourismus). Wer am Ende seiner Korsikatour in Bastia ankommt, versuche, eine Nacht unter einem Kastanienbaum zu verbringen ... oder mehrere, denn die Castagniccia ist nichts für Eilige.

Auskünfte

  • Verkehrsverein Castagniccia (Syndicat d´initiative): hat noch kein eignes Büro bezogen, verfügt in Folelli aber über einen Informationsstand. Auskunft zu Wanderungen und sonstigem unter T. 95 35 83 11 (Mme Emmanuelli verlangen) oder bei Jean-Jean im Hotel Le Refuge, Piedicroce.

    Anreise

  • Über Ponte-Leccia auf der Straße Corte-Bastia oder über Cervione, das erste Dorf oberhalb des östlichen Tieflandes. Achtung: die Straßen sind eng und kurvig, sprich gefährlich. Auch sportliche Autofahrer und (immer noch) ADAC-Mitglieder vergeben sich nichts, wenn sie hier nur 30 km/h fahren. Auf diese Weise sieht man wenigstens etwas von der Landschaft.

    Das Nest, das mit seinen tausend Einwohner dennoch fast städtisch wirkt, war 1736 Hauptstadt des Königreiches Korsika. Im nahen Kloster Alesani gekrönt, umgab sich hier der uns schon bekannte Baron Neuhoff mit einem glanzvollen Hofstaat. Als »Theodorus I. von Gottes Gnaden und durch die Heilige Trinität erwählter König auf Korsika« verteilte er Orden und Titel, prägte Münzen, proklamierte eine neue Verfassung und war doch nach acht Monaten wegen fehlender finanzieller Mittel am Ende. Er floh außer Landes und starb, arm und verbittert, 1756 kurz nach Entlassung aus dem Londoner Schuldturm.
    Kleines Heimatmuseum hinter der Kathedrale.