Beklemmung

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Verschwindende Lagunenstadt

Mit schwimmenden Augen davon

Ein Nachmittag in Singapur

Die Strecke von Amron nach Madang zum Flughafen hatte etwas Beklemmendes, das sich, glaube ich, jedem von uns wie eine Eisenkette ums Herz legte. Jeder für sich in seine eigene Welt versponnen, versuchten wir, mit unseren Augen Abschied zu nehmen, noch einmal die Schönheit aufzusaugen, als müssten wir loslassen, was kein Mensch loslassen kann. Den Abschied von Michael schafften wir ohne Tränen, ihn würden wir wieder sehen, aber vom Flugzeug aus schauten wir mit schwimmenden Augen auf unser Madang, die Lagunenstadt, die langsam in der Ferne verschwand.


In Port Moresby sprachen meine beiden verbuschten Kinder anbetrachts einiger Ampeln von einer richtigen Großstadt, und ich dachte mit klammen Gefühlen an die richtigen Großstädte, die auf diese beiden buskanaka warteten. Auf dem Flug nach Singapur wünschte uns der Flugkapitän ein gutes Neujahr auf Englisch, Tok Pisin und Hiri Motu. Wir erlebten einen Nachmittag in Singapur, den wir in dieser wie abgeschleckt sauberen Stadt mit Einkäufen verbrachten. Jeder von uns hatte tausend Mark zur Verfügung, die aber in einer Stadt, in die Menschen aus ganz Südostasien zum Einkaufen flogen, rasch ausgegeben waren.

Am Abend wollte ich gerne richtig schick Essen gehen. Es war Silvesterabend, wir traten von unseren Hotelzimmern auf den Gang, überall funkelten Lichter, der ganze Innenhof des Hotels war ein einziges Lichtermeer. Ich schlug meinen Kindern vor, ein ortstypisches Lokal zu besuchen, wie wir sie bei unseren Einkäufen in der Orchard Road mehrfach gesehen hatten. Aber da biss ich auf Granit, denn sie hatten so viel von McDonald’s in Ukarumpa gehört, jetzt waren sie in der großen Welt, das wollten sie nun endlich auch einmal genießen. So kam es, dass wir ausgerechnet in einer exotischen Stadt wie Singapur zum ersten Mal im Leben in den Genuss eines Big Macs mit Pommes kamen.


Am nächsten Morgen setzten wir unsere Heimreise fort, wir flogen mit der Lufthansa, was Janna und Amos einen Schock versetzte. Im Flughafengebäude standen wir neben einigen Deutschen. Meine Kinder sprachen nur noch Englisch mit mir. Auch wenn ich sie auf Deutsch ansprach, bekam ich wütende Antworten auf Englisch, denn sie wollten sich mit „den Deutschen“ nicht identifizieren, da sie sich als Niuginis fühlten. Während des Fluges wünschte uns der Kapitän noch einmal ein gutes neues Jahr, jeder Passagier erhielt ein Glas Sekt, und es wurde deutsches Essen gereicht. Zwischen meinen Kindern und mir war die Stimmung eisig, und ich begann, mich vor dem, was vor uns lag, zu fürchten.