Selbstverständlich

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Fast Auswanderer

Unverständnis, warum nicht Papua als Heimat

Nacht für Nacht neue Erklärungen ausarbeiten

Lebhaft wurde es mit der Kategorie der „Fast-Auswanderer“. Sie hatten sich den Sachzwängen längst ergeben; für sie kam Auswandern, leider, aus all diesen logischen Gründen nicht mehr in Frage. Aber sie fragten, stellten in Frage, fragten nach. Warum um Himmels Willen waren wir nur zurückgekehrt, wo wir doch schon so nah an der Erfüllung ihres Traumes waren, so naturverbunden, so urwüchsig gelebt hatten? Sie hinterfragten mich, die Fast-Auswanderer, aber sie wollten nicht wissen. Schließlich war das ihr Lebenstraum gewesen, wenn nicht dies dazwischengekommen wäre und jenes es unmöglich gemacht hätte, und wir, die wir so nah dran waren, es zu verwirklichen – warum bloß waren wir zurückgekommen?


Die letzte Kategorie war meine eigene, die der „Wiedereinsteiger“. Mit ihnen fühlte ich mich in geheimer Selbstverständlichkeit verbunden. Wir wussten, was es hieß, nach all diesen in einer anderen Kultur gelebten Jahren wieder Fuß fassen zu wollen. Uns verband das Wissen um dieses Außenseiterdasein, das Wissen um die Bedeutung von „Du bist weiß und wirst es immer bleiben“. Wir konnten einander erzählen, wie gut wir uns in das Denken, die Sprache der Menschen eingelebt hatten, wir konnten einander übertrumpfen an Einfühlsamkeit, an kultureller Problembewältigung. Niemand hatte die sozialen Strukturen klarer erfasst als derjenige, der gerade das Wort hatte. Wir konnten Abende und Nächte damit verbringen, Erklärungen zu suchen, Lösungsvorschläge auszuarbeiten, viel differenzierter, weil mit mehr Abstand als in der Zeit unseres direkten Betroffenseins. Die Probleme trafen uns nicht mehr, aber sie bewegten und berührten uns noch ach so sehr. Sie hatten einen entscheidenden Teil unseres Lebens ausgemacht, waren Teil von uns.


Langsam, langsam tasteten wir uns voran in der Welt hier, jeder hatte den Weg für sich selber zu finden. Als mich einmal eine Psychologin fragte, wie ich mich denn nun hier fühlte, antwortete ich verloren: „Manchmal glaube ich, noch gar nicht richtig hier zu sein“. „Das ist nur natürlich“, antwortete sie mir, „die Seele geht zu Fuß!“ Diese Aussage empfand ich als ungemein tröstlich. Das Gefühl der Verlorenheit, das mich umgab, bekam dadurch etwas Verständliches, etwas, worin ich mich wiederfinden konnte.


Heute bin ich mir sicher, damals den richtigen Schritt getan zu haben. Meine Kinder haben ihren Weg in Deutschland gemacht, ich fühle mich glücklich, diese beiden Menschen ein Stück ihres Weges begleitet zu haben. Ich bin zu Hause, ich bin nach einer Reise um die Welt in mir angekommen.