Sagrada Familia

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Die Kirche der Heiligen Familie

Das Meisterwerk Gaudís

Improvisierte Architektur

Wenn es ein Wahrzeichen Barcelonas, ein die ganze Stadt und gleichzeitig den Jugendstil symbolisierendes Gebäude gibt, das jeder kennt, dann ist dies der weltbekannte Bußtempel »Sagrada Familia«. Wir haben hier das Meisterwerk Gaudís mit zwei weiteren bedeutenden Gebäuden der nach Gaudí wichtigsten Jugendstilarchitekten, Doménech i Muntaner und Puig i Cadafalch, zu einem zwei- oder dreistündigen Rundgang verbunden.

Los geht´s an der per Metro »Verdaguer« erreichbaren Ecke »Diagonal«/»Pg. de St. Joan«. Hier steht mit Blick auf die Berge rechterseits der »Palau Macaya«, ein kleiner Stadtpalast mit schöner Fassade, heute die »Fundació La Caixa«, die größte private Kunststiftung Europas, beherbergend. Dieses im Jahre 1901 von Josep Puig i Cadafalch errichtete Gebäude hat sich heute seiner Funktion als Kulturzentrum angepaßt und ist von innen zu besichtigen. Durch die große Holzpforte treten wir ins Freie, biegen nach links und dann an der nächsten Ecke wiederum nach links in den »carrer Mallorca» ein, um vier Blocks weiter die »Sagrada Familia« zu erreichen. Dieser riesige Bußtempel war das Lebenswerk des tiefreligiösen Antoni Gaudí, dessen Bau er sich ausschließlich während der letzten fünfzehn Jahre seines Lebens widmete. Er bewohnte ein kleines Atelier mitten auf der Baustelle, wo er persönlich Tag für Tag die Arbeit der Bildhauer und Maurertrupps leitete. Gaudí erstellte weder Pläne noch Entwürfe und improvisierte täglich in der Praxis mit seinen Mitarbeitern Lösungen zu architektonischen oder bildhauerischen Problemen. Modelle und Zeichnungen, mit deren Hilfe er die Kräfteverhältnisse und Gewichte kalkulierte, sind im kleinen Museum – Zutritt mit der Eintrittskarte zur Kirche – in dem einfachen, kleinen Wohngemach, wo der genügsame Gaudí hauste, zu sehen. Obschon er sein ganzes Leben lang an diesem monumentalen Werk arbeitete, hinterließ Gaudí nur einen Turm und eine fast vollendete Fassade, die als Muster für den Weiterbau des Tempels dienen sollte, da er bekanntlich ohne einen Gesamtplan arbeitete.

Nach seinem Tod wurden die Arbeiten erstmal eingestellt und konnten erst 1952 dank zahlreicher Spenden fortgeführt werden. Der Weiterbau war aber sehr umstritten, da die Vollendung des Gebäudes eine Frage der Deutung von Gaudís Vorstellungen war. Die Leitung des Vorhabens wurde dem mittelmäßigen und »modernen« – im Sinne der Siebziger – doch machtnahen Bildhauer Josep María Subirachs anvertraut. Seine Auslegung von Gaudís Vorstellungen sorgt schon seit Jahren für heftige Polemik in der Stadt.

Wie der Name andeutet, symbolisiert diese Kathedrale des 20. Jhs die Geschichte der Heiligen Familie. Der vollendeten Geburtsfassade steht die Leidensfassade gegenüber, an der augenblicklich gearbeitet wird. Es fehlt noch die dritte Ruhmesfassade. Die Apsis ist der älteste Teil dieses Bauwerks und wurde noch, bevor Gaudís bizarre Formenwelt diesen Tempel eroberte, im Verlaufe des 19. Jhs im neugotischen Stil errichtet.

Jede Fassade besitzt vier hohe Türme, die über eine Wendeltreppe bestiegen werden können. Dies ist aber nur schwindelfreien, mutigen Personen zu empfehlen, da die engen Treppen kaum geschützt über dem Abgrund schweben und die Lichtöffnungen in den Wänden ungewöhnlich groß sind. Von Januar bis März kann die »Sagrada Familia« von 9-19 h, von April bis Dezember zwischen 9 und 20 h und im Juli-August bis eine Stunde später besichtigt werden. Führungen zwischen 9 und 19 h.

Von der Bergseite der »Sagrada Familia« erreichen wir über die diagonal zu den Straßen der »Eixample« verlaufende »Gaudí«-Promenade – die einen guten Blick auf die »Sagrada Familia« beschert und während des »Mercé«-Stadtfestes in der Woche des 24. Septembers Schauplatz der »Fira del Vi«, der bereist erwähnten Weinmesse ist – ein weiteres Meisterwerk der Jugendstilarchitektur: den großen Komplex des »Hospital de la Sta. Creu i St. Pau«. Bei diesem Krankenhaus von 1902 versetzte der Architekt Lluis Doménech i Muntaner aus Ablehnung des »Cerdá«-Plans die verschiedenen Flügel und Baukörper schräg zur allgemeinen Anordnung der Häuserblocks der Eixample.

Die Pavillons und Gärten reihen sich symmetrisch aneinander und zeichnen sich durch ihre nackten Ziegelsteinwände und reichen, vielfarbigen Mosaik- und Keramikschmuck aus. Ruhig einen kleinen Rundgang durch die Anlagen dieses schönen Krankenhauses unternehmen; es gibt hier Vielerlei zu entdecken.