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Olympiastadion

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Olympischer Komplex Barcelonas

Das Olympiastadion von 1929 sollte ursprünglich den Olympischen Spiele von 1936 als Schauplatz dienen. Wegen der unruhigen Lage in Spanien fielen sie in letzter Minute an Berlin. Am Tag der Eröffnung der Volksspiele, gedacht als Alternative zu den von den Nazis ausgerichteten Spielen, ereignete sich jener Militärputsch, welcher der Republik ein Ende setzte und den spanischen Bürgerkrieg heraufbeschwor. Für die Spiele von 1992 wurde das Stadion völlig umgebaut, um seine Kapazität auf 80.000 Zuschauer zu verdoppeln. Dabei wurden die Einrichtungen erneuert und den heutigen Bedürfnissen angepaßt, aber die Fassade und das äußere Erscheinungsbild aus den Dreißigern blieben erhalten. Die restlichen Anlagen des »olympischen Rings« sind das Schwimm- und Sprungstadion »Bernat Picornell« sowie die neu errichtete Sportuniversität des berühmten, umstrittenen katalanischen Architekten Ricard Bofill. Die »Anella Olímpica« ist Barcelonas eigener Sitz der Götter und stellt den Mittelpunkt der Olympianlagen dar, doch es existieren in anderen Teilen der Stadt noch drei weitere olympische Wettkampfstätten mit Sporthallen und Anlagen. Mit eigenem fahrbarem Untersatz kann man auf den höher gelegenen »Mirador de la Anella Olímpica« hinauffahren und von diesem Aussichtspunkt die gesamten Olympiaanlagen überblicken. Zu Fuß ist der Mirador von hier aus auch erreichbar. Anschließend lassen wir das Olympiastadion hinter uns, überqueren die breite »Avinguda de l´Estadi«, in derselben Richtung, aus der wir gekommen sind, zur »Plaça Neptú« mit der »Fundació Miró«.

Das angenehme Terrassenrestaurant der »Fundació« nutzen wir zu einer kleinen Pause und verzehren eine Kleinigkeit. Von hier aus bietet sich ein nicht gerade kurzer Abstecher auf die »Montjuïc«-Festung an. Dies wäre eine Alternative zum etwas weiter vorne beschriebenen, gewöhnlichen »Montjuïc«-Abstieg, denn die Auffahrt zum Kastell und die Besichtigung lassen keine Zeit für weitere Besuche am selben Tag. Hierzu müssen wir von der »Fundació« ein Stück weiter bis zur Talstation der Gondelbahn laufen. Diese bringt uns über den Vergnügungspark bis auf die Festung am höchsten Punkt des »Montjuïc« hinauf. An der Stelle des mittelalterlichen Bergfrieds wurde sie im Jahre 1640, z.Zt. des Krieges gegen die zentralistischen Kastilier, nach der klassischen, defensiven Zitadellenstruktur des französischen Militärarchitekten Vauban angelegt. Später diente sie den bourbonischen Staatstruppen als Besatzungsfestung gegen die Stadt. Bis 1940, als sie restauriert und Sitz des Militärmuseums wurde, diente sie als Militärgefängnis und war Schauplatz grauenhafter Folterungen und Hinrichtungen. Heute ist sie von 9-23 h zu besichtigen und beschert einen großartigen Blick auf Hafen und Meer. In Spanien wurde bis unter Franco noch das mittelalterliche Würgeeisen, die Garotte, benutzt. Noch kurz vor seinem Tod ließ er Juan Grimau damit hinrichten.

Wenn schon in der Gegend…

Von hier aus könnten wir nun über die »Carretera de Miramar« zu dem etwas tiefer gelegenen »Mirador de l´Alcalde« gelangen. Von dort bietet sich ein besseres Panorama über die Stadt, das Meer und die nördliche Küste. Auf der entgegengesetzten Straßenseite des »Mirador« steigen wir wieder in die Gondelbahn und gelangen zur Talstation, wo wir in die Zahnradbahn umsteigen, die uns wieder zum »Paral.lel« in die Stadt hinabführt.

Falls wir uns nicht für diese Möglichkeit entscheiden, kehren wir bei der »Fundació Miró« um und nehmen die rechts abbiegende Straße, die zum Ethnologiemuseum hinunterführt. Auf halber Höhe markiert auf der linken Seite ein großes Tor den Eingang zu einem kleinem Palast. Es handelt sich um den leider nur sonntags für das Publikum geöffneten »Palauet Albéniz«, eine vornehme Gästeresidenz, welche die königliche Familie bei ihren Aufenthalten in Barcelona bewohnt und die auch schon andere Ehrengäste der Stadt nutzten.

Das Innere ist mit Gemälden der wichtigsten katalanischen Künstler ausgestaltet, darunter ein Kuppelgemälde des Meisters des Surrealismus Salvador Dalí. Hinter dem Schlößchen liegen die schönen »Joan Maragall«-Gärten;, von denen aus wir zur Rückfront des »Palau Nacional« gelangen. Auf der Vorderseite des Palastes bietet sich uns eine der schönsten Aussichten über die Stadt bis hin zu den Collserola-Hängen. Es handelt sich also um das Gegenstück zur Tibidabo-Perspektive. Das mächtige Gebäude des »Palau Nacional« von 1929 birgt seit 1934 das »Museu d´Art de Catalunya« mit der weltweit wichtigsten und größten Sammlung romanischer Kunst. Es ist zugleich das bedeutendste Kunstmuseum der Stadt. Hinter seiner Kuppel steigen an Festtagen die schon zum Stadtbild gehörenden, bekannten neun Lichtstrahlen in den Nachthimmel auf.

Font Mágica-magischer Brunnen

Von hier aus gelangen wir über einen langen Treppentrakt oder die, für die olympischen Spiele angelegten, Rolltreppen zum »magischen« Brunnen hinab. Diese ironisch anmutende Bezeichnung versteht man nur, wenn man abends dem, auf die Musik abgestimmten, Licht und Wasserspiel zusieht und bedenkt, dass dieses »Wunderwerk« von Ingenieur Carles Buïgas für die Weltausstellung von 1929 fertiggestellt wurde und damals zusätzlich noch mit Rauchdüsen und Bällchenkanonen ausgestattet war. Diese poetische »Font Mágica« war zweifelsohne die Hauptattraktion jener Expo. In Aktion tritt dieser Brunnen nur abends zwischen 21 und 24 h, samstags und sonntags mit Musik und Laser von 22-23 h. Außerhalb der Sommersaison wird alles um eine Stunde vorverschoben, und von Januar bis Frühling ist er außer Betrieb. Deshalb empfiehlt es sich, den Brunnen als letzte Station dieses Rundgangs zu besuchen, womöglich nach dem Abendessen im »Poble Espanyol«, das, wie erwähnt, ein ausgezeichneter Ort ist, um sich nach einem so anstrengenden Tag auszuruhen und wieder zu Kräften zu kommen. Bei Nacht nämlich hat man von der »Avinguda de la Reina Maria Cristina« eine grandiose Perspektive über die farbigen Fontänen des Brunnen, die stufenweise angelegten Wasserbecken und Pavillons der Weltausstellung von 1929 sowie den beleuchteten »Palau Nacional«.

Wenn man auf die »Plaça Espanya« hinabblickt, erhebt sich auf der linken Seite des Brunnens der 1986 wiedererrichtete deutsche Pavillon der 1929-Expo. Der streng geometrische Bau im rationalistischen Stil des Bauhaus-Architekten Mies van der Rohe kündigte in Spanien zur Zeit des ausklingenden Jugendstils und des Neoklassizismus eine revolutionäre, völlig neue Architektur an. Der bekannte Barcelona-Stuhl aus Stahl und Leder, eines der ersten modernen Designer-Möbelstücke, wurde vom deutschen Architekten für diesen Pavillon entworfen. Gönnen wir uns jetzt unsere verdiente Pause im »Poble Espanyol«.

Dieses quirlige »Dörfchen« schließt erst bei Morgengrauen. Weil alles unmöglich an einem Tag zu besichtigen ist, haben wir einige Museen und die schöne »Teatre Grec«-Freilichtbühne beiseite gelassen. Sie werden an anderer Stelle beschrieben und können auch über den, in der Nähe der »Fundació Miró« von der »Avinguda de Miramar« abzweigenden, zum Messegelände herabführenden, »Passeig Sta. Madrona« zusammenhängend besichtigt werden.

Diese Variante würde uns von der »Fundació« ab zuerst zum interessanten Ethnologischen Museum, dann zur »Font del Gat«, einem beliebten Ausflugsziel zur Zeit der Jahrhundertwende, zu besagtem »Teatre Grec«, mit seinem Gartenrestaurant im Sommer, zum Archäologischen Museum und schließlich zur Avantgarde-Schaubühne »Mercat de les Flors« führen. Von hier aus könnten wir dann leicht wieder zum zentralen Brunnen zurückkehren. Dieser Rundgang ist weniger streng einzuhalten als vorangehender, da vielseitiger und unmöglich an einem Tag zu schaffen.