Nachtbars

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Nachtbars in Barcelona

Musik und Getränke

Abraxas / Este Bar

Diese Spielart von Designer-Lokalen entspringt den Musikpubs und Hippiekneipen der Siebziger und ist eine typisch barcelonesische Erscheinung, die wegen ihres großen Erfolges auch in anderen spanischen Städten nachgeahmt wurde. Es handelt sich um aufs Nachtleben ausgerichtete Bars mit ausgefallenen Designer-Einrichtung, lauter Musik und – abgesehen von ein paar Hockern an der Theke – nur wenigen Sitzgelegenheiten, da man hier nicht mit einem festen Personenkreis zusammensitzt, sondern sich im Stehen amüsiert und ständig von Bekannten zu Bekannten durch die Menge kreuzt. Manche besitzen auch eine kleine Tanzfläche, die aber selten als solche benutzt wird.

Vor allem die Lokale mit dem meisten Zulauf beherbergen eine faszinierende Scheinwelt, in der sich Designer, Mannequins, Künstler, Fotografen und andere Vertreter dieser Fauna begegnen und ihr eigenes »Star System« aufrechterhalten. Für viele dieser Freiberuflichen sind solche Lokale gleichzeitig auch Arbeitsbörse und Informationsquelle. All dies bezieht sich aber nur auf einen Teil der Nachtwelt, vielleicht der spektakulärste. Wie gesagt, hat sich diese schillernde Welt des Scheins nach dem Boom der achtziger Jahre inzwischen wieder gelegt und auch geändert. Solche Lokale sind in letzter Zeit gar nicht mehr so »in«, obschon sie weiterhin existieren, und es sind wieder einfachere Kneipen gefragt, wo es natürlicher zugeht und man sich fern dieser Glitzerwelt amüsieren kann.

Nach solchen Bars ist ausdauernder Ausschau zu halten, weil sie anonymer sind und weniger ins Auge fallen. Alle Nachtbars öffnen schon um 19 h, obwohl sie sich erst so langsam ab 23-23.30 h oder noch später füllen. Der Höhepunkt wird um 1 h erreicht und hält bis um 2.30 oder 3 h durch. Danach wird in der Diskothek oder im »Club« weitergefeiert.

Abraxas
Gelabert, 26

Außergewöhnliche Esoterik-Bar, in der überwiegend »Apostel« diverser Reinkarnations- und New-Age-Theorien zusammenströmen. Von montags bis samstags werden täglich ab 23 h Tarot-Karten gelegt und aus der Hand gelesen. Freitags auch ab 20.30 h Jazzkonzerte. Gute Cocktails.

Beat
Balmes, 86

Im Look einer Werkstatt dekoriert, ist dieses Lokal trotz seines achtjährigen Bestehens immer noch eines der modernsten. Hier wird Alternativrock und »Bacalao«, Kabeljau genannte – niemand weiß genau warum – apokalyptische Computermusik gespielt. Das Publikum sieht auch dementsprechend aus. Fesselnd.

Bella Bestia
Riera St. Miquel, 19

Die schöne Bestie ist ein nahe an der »Diagonal« gelegenes und besonders lebhaftes Afrikaner-Lokal mit guter Afro-Musik. Bombenstimmung und ansteckende Rythmen. An der Bar werden angeblich afrikanische Cocktails gemixt, was auch immer das heißen mag. Außer Getränken sind in der Ausstellung auch Handarbeiten aus Afrika erhältlich.

Blues Bar
Comerç, 23

Alte, mit nostalgischen Objekten und Postern geschmückte, Kneipe und wegen ihrer Musik Mekka aller Blues-Liebhaber. Angenehmes, gemütliches Klima, großzügige Schlußzeiten. Hier bekommt man zum Bier auch »torrades« und andere Kleinigkeiten zum Essen.

Boira
Amigó, 47

Klassiker aus den ersten Jahren des New Wave, der entscheidend zur Mode der barcelonesischen Nachtlokale beitrug. Diese Bar war lange Zeit Hauptquartier des in Barcelona als Institution geltenden Rock-Fotografen Flowers und der Mods. Heute werden hier hauptsächlich Psychedelia aus den Sechzigern, Soul und Blues gespielt.

Boliche
Diagonal, 508

Diese alte Kegelbahn mit zugehöriger Bar wurde in den Achtzigern wiederentdeckt und aufgeputzt, wobei der Charme eines Fünfziger-Bowling erhalten blieb. Heute ist dieses elegante Lokal ein ruhiger Ort, um, von Art Decó-Mobiliar umgeben, in intimer Begleitung einen guten Bourbon zu genießen.

Cangrejo
Montserrat, 9

Nur für Mutige, denn die Umgebung ist nicht gerade die beste, und im Inneren sieht man sich im Nu in irgendeine Diskussion mit der schrägen Gesellschaft, die hier zusammenkommt, verwickelt. Wer sich aber ins Herz des »Barrio Chino« traut, um das wahre Barcelona, die Hafenstadt, die Picasso und Genet so stark in den Bann zog, zu erleben, sollte sich auf keinen Fall diese pittoreske Kneipe entgehen lassen.

Spieler, Transvestiten, Matrosen, alte Tabakverkäuferinnen, zwielichtige Gestalten, Flamenco-Zigeuner und abenteuerlustige Nachtschwärmer aus gutem Hause vermischen sich in diesem kitschigsten aller Lokale, dessen verrücktes »High-Kitsch«-Dekor selbst Star-Designer Mariscal in Erstaunen setzt, der sich hier manchmal sehen läßt.

Ceferino
Pamplona, 88

Durch einen Seiteneingang des alten Fabrikgebäudes, heute Konzertlokal und Diskothek »Zeleste«, gelangt man in einen West Side Story-Innenhof, wo diese kleine Bar mit Tischen im Freien zu finden ist. Das »Ceferino« wird vor allem von Konzertbesuchern vor oder nach dem Auftritt und von nimmermüden Nachtschwärmern besucht, denen schon alle anderen Lokale geschlossen worden sind, denn hier wird erst beim Morgengrauen der Laden runtergelassen. Die Bar besitzt aber auch ein eigenes Publikum, meist harte »Biker«, angelockt von den hier gelegentlich veranstalteten Live-Auftritten kleiner Lokalbands.

Dirty Dick´s
Marc Aureli, 2

Englischer Pub mit uriger Holzausstattung und fröhlicher Stimmung. Außer Guinness vom Faß Irish Coffee, gute Sandwiches und Kanapees.

El Dorado
Paça del Sol, 4

Mittelgroßes Lokal an der »Plaça del Sol« in »Gràcia« mit kleiner Tanzfläche, in dem es etwas natürlicher als in den meisten Designer-Bars zugeht. An Wochenenden ist hier die Hölle los, und die Temperatur kann so hoch steigen, dass am Eingang eine zweite Bar aufgestellt wird, damit man im Freien oder auf der Terrasse ein wenig Luft schöpfen kann. Billard-Tisch und periodische Ausstellungen. Voller Lebensfreude, sehenswert.

El Otro
Valéncia, 166

Angeblich nach einer Borges-Kurzgeschichte benannt, heißt dieses Lokal »die Andere« (Bar), obschon sich dieser Name auch als Anspielung auf die früher im Viertel Ribera denselben Besitzern gehörende Kneipe »Descontrol« auslegen läßt. Hübsch dekoriertes, unprätentiöses Lokal mit einer nicht mehr ganz jungen, bunten Stammkundschaft von Musikern, Malern und individualistischer Fauna.

Este Bar
Consell de Cent, 257

Genau wie im vorgenannten Fall wurde diese Bar als Flucht aus der vor einiger Zeit heruntergekommenen Innenstadt und vor den immer strenger werdenden Polizeiregelungen gegründet. Dies in einem »besseren« Viertel, aber ohne Schickeriaeinschlag. Zusammen erschlossen die befreundeten Inhaber beider sich ergänzenden Bars – »Este« = diese, »Otro« = andere – dem Nachtleben eine neue und heute sehr belebte Zone. Das Publikum setzt sich aus nonkonformistischen Frauen und Männern um die Dreißig zusammen, die sich hier meist wegen der Salsa-Musik und dem ungezwungenen, lockeren Ambiente einfinden. Ansprechende, helle Einrichtung.