Geschichtliche und geographische Annäherung
Geschichtliche und geographische Annäherung
Geschichtliche Annäherung
Als Toronto die Stadt Newark, heute Niagara-on-the-Lake, als Hauptstadt Upper Canadas im Jahre 1793 ablöste, hieß es noch York. Ontario war damals nur dünn besiedelt â zu Beginn des 19. Jahrhunderts siedelten gerade mal 100.000 Leute in der ganzen Provinz! â was sich nach großzügiger Landvergabe aber bald ändern sollte. Vor allem Siedler aus den USA, die der britischen Krone wohlgesonnen waren oder wenigstens nicht feindlich gegenüberstanden, ließen sich in Ontario nieder. Als York 1834 wieder in Toronto (indianisch für »Sammelplatz«) umbenannt wurde, nahm die dynamische Entwicklung zur Provinzhauptstadt und zum Eisenbahnknotenpunkt ihren Lauf. 1953 schlossen sich die Stadt Toronto und ein Dutzend Vororte zu einem urbanen Gebilde namens »Metropolitan Toronto« zusammen, heute Heimat von rund dreieinhalb Millionen Menschen. Mit dem Bau der U-Bahn, des neuen Flughafens und der Skyline aus Banken und Versicherungen, von Sport- und Messeeinrichtungen gelang Toronto in der zweiten Hälfe des 20. Jahrhundert endgültig der Sprung unter die führenden nordamerikanischen Metropolen.
Geographische Annäherung
Toronto verläuft sich in scheinbar endlosen, industriell geprägten Vorstadtsiedlungen, die durch lange Verkehrswege an das Zentrum angebunden sind. Im Herzen der Stadt sollten wir unser Quartier aufschlagen, in einem der zahlreichen eigenständigen und präzise markierten Viertel, die für den nötigen (multi)-kulturellen Atem sorgen.
Als erstes überraschen die Sauberkeit in der Stadt â in dieser Beziehung hebt sich Toronto deutlich von allen US-amerikanischen Metropolen ab! â und das weitgehende Fehlen von Streß. Selbst wenn alle Welt nachmittags aus den Büros stürzt, hat man nie den Eindruck, in einer überfüllten Millionenstadt zu sein. Mag schon sein, dass die Wolkenkratzer der Downtown etwas übereilt aus dem Boden gestampft wurden und dabei einzelne Viertel mit ehrwürdiger Bausubstanz aus viktorianischer Zeit von der Bildfläche verschwanden; die zumeist zugewanderten Gemeinden jedoch, die hier vor Jahrzehnten schon Wurzeln schlugen, haben dafür gesorgt, dass nicht alles der Jagd nach dem Geld zum Opfer fiel. Etliche Nischen für Kultur, ausgefallenes Essen und was sonst noch einer Stadt Leben verleiht, blieben erhalten oder wurden neu geschaffen: in Kensington Market wohnen heute die »Alternativen« jeglicher Couleur, in der Chinatown brodelt das Leben zu jeder Tages- und Nachtzeit, die Queen Street gibt sich mondän, Cabbagetown wurde von den Yuppies (gibt´s die eigentlich noch?) besetzt und aufgemöbelt, in Saint-Clair sind die Italiener unter sich, in Danforth dann die Griechen ...
Kurzum, hinter der kühlen Fassade einer auf den ersten Blick wenig einladenden Metropole und hinter Shopping-Centern versteckt, blüht das Leben in zahlreichen Gassen, kleinen Parks und manch liebenswertem Viertel. Keine Hautfarbe, der man hier nicht begegnete, keine ausländische Küche, die uns nicht in andere kulinarische Gefilde entführte. Vor allem im Juni, während des Jazz-Festivals, laden zahlreiche Kneipen zum Verweilen ein, wo die Musik so gut ist wie das Bier. In jedem Fall sollte genügend Zeit mitbringen, wer Toronto von seiner Sonnenseite kennenlernen möchte.
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