Lebensgewohnheiten
Auf geht´s, neue alte Welt!
Lazy Lifestyle
Ein bisschen Schwelgen noch
Also Chile, dann lass mal knacken, was gibt´s zu bestaunen, was passiert bei dir, bist wirklich ein kleines Europa?
Naja, wenn schon, dann musste ein mediterranes Stückchen sein, denn Sonnengott strahlt hier um die Glücksrad-Wette mit Blauhimmel, angenehm warm bis Spitzenwetter, dazu die frische Brise Meerluft im beschaulichen La Serena, freundliche Valles und Berge im Rücken, lecker Essen, und oho, eine Küche mit Spülbecken, Ordnung und warmem Wasser, ein Klo mit Brille und Papier, ein Bus mit Türen, eine Straße mit Asphalt, ein Versprechen, das gehalten wird. Grüne Parks, grüne Bäume, darunter eine Ulmenallee, von der ganz Europa seit hundert Jahren nur noch träumen kann, schön stachelige Akazien, Palmen, lila Flockenblumen und Geranien, ein Pfirsichbaum im Hostelpatio und herrlich vermilchstraßter Nachthimmel. Geht gut an, Chile!
Und dann deine schönen Leute, italienisch schick, bräunlich gebrannt, hier mal nen Tattoo, da mal lazy outskirted, aber insgesamt, hübsch, hübsch, manchmal ne Nummer zu dick aufgetragen, aber bitte, hat Charme, wenn man sich die Sonnenbrillen wegdenkt noch viel mehr.
Und diese Konsequenz, ich muss sagen, gefällt mir. Wandern wir doch nichtsahnend in den nächsten Kiosk, ach schau mal, was hat Lucky Strike denn hier für coole, neue Zigarettenschachtel-Motive! Skeleton-Serie, oder was? Bei näherem Hinsehen entpuppen sich die Rebell-Pictures als gelbe, schiefe Zähne, die auf den Lucky-Strike-Boxes bedrohlich prangern, dazu fiese Warnungen und sonst nichts.
Zeitungen gibt´s auch, natürlich intelligenter als die im Indio-Norden. Nachrichtentechnisch (kannst du ja auch nix dafür, Chile) ist das Erste, was uns in die Augen springt, Papa Papst, der am Tag der Frauen (Danke Weltbestimmer, dass du den Tag der Frauen eingeführt hast, so wie den der Bäume und den der Kinder, sonst würden wir noch vergessen, dass das die wirklichen Weltbestimmer sind) die Diskriminierung der Frauen aufs Schärfste angeprangert hat. Also wirklich Papst, gut dass gerade du das sagst, Oberhaupt der Institution, die die Frauenunterdrückung eingeführt, institutionalisiert und perfektioniert hat, oder wie war das mit weiblichen Priestern und dem 400soundsovielten männlichen Oberhaupt?
Nebenbei noch ne andere Meldung, die beruhigt, die begeistert (Nein, nicht die, dass sich Australien bei den Aboriginies entschuldig hat. Heißt das eigentlich, die Weißen gehen jetzt wieder?). Auf der Kinderseite finden wir folgenden Oberhammer, den man selbst nach Bolivien-Besuchen nicht für möglich hält. Die Hälfte der rezenten Erdpopulation, also knapp drei Milliarden Sapiense, haben noch nie in ihrem Leben einen Telefonanruf getätigt oder entgegen genommen!! Heissa, es besteht also doch noch Hoffnung!
Und erst Recht, wenn wir ehrlicherweise eingestehen müssen, dass nach andinen Schreischmerzattacken wieder Musik aus den klimatisierten Supermarktboxen und den schicken Sportwagen herauskommt. Eben noch Olivia Newton-John "Have you ever been mellow" (Bitte mal entdecken!), danach ein bisschen Eagles, Guns n Roses und Tears for Fears. Hmm, OK, Eagles, Guns n Roses und Tears for Fears machen das Ding auch nicht fett, viel besser wäre natürlich "Why dont we do it in the road" vom weißen Beatles-Album im Radio zu hören. Aber mal jeder für sich ganz ehrlich: Wer hat überhaupt jemals "Why dont we do it in the road" vom weißen Beatles-Album in irgendnem Radio gehört? Niemand, oder? Deswegen folgendes Angebot: 7. März, freitagsabends, 21 Uhr auf www.rdl.de im Livestream, White Album zum Auftakt ...
Bin abgeschwiffen (oder besser abgeswift, so wie die Wischdinger, wo man früher einfach Lappen zu gesagt hat), zurück nach Chile, zum Blauhimmel, zum Easy Living, bis auf Weiteres erst mal am Strand, von braunen Augen aus der Unendlichkeit, bunten Lamaohren und Eseln träumend (penetrantes Festhalten, muss ich schon sagen), danach heiß duschend und Gänsesteak zum Abendessen, mit Kürbissen, Broccoli und nem knackigen Frischsalat, anbei Walnussbrot, bin ich wieder?