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Umgebung

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Sehenswertes in der Umgebung

  • Balagne: wir widmen dieser wunderbaren Gegend ein eigenes Kapitel.
  • Pointe de la Revellata: sechseinhalb Kilometer westlich Calvis ins Meer ragende Landspitze, über die Straße nach Porto zu erreichen. Nach anderthalb Kilometern führt ein Weg auf der rech-ten Seite zur vordersten Spitze der die Bucht von Calvi abschließenden Halbinsel; so gelangt man – zu Fuß – zum Ozeanographischen Zentrum der Universität Lüttich (Laboratoire marin). Ein paradiesisches Fleckchen! Tauchsportbegeisterte können sich an Pierre Lejeune und Daniel Baye wenden: die beiden geben Anfängern und Fortgeschrittenen Tauchkurse (mit Unterkunft). Es handelt sich nicht um einen privaten oder gewerblich genutzten Club, sondern eine Einrichtung, die einen wissenschaflichen Zweck verfolgt! Also unbedingt vorher anrufen: T. 95 65 06 18.
  • Kapelle der Madonna di a Serra: sechs Kilometer südwestlich von Calvi, über die D 81 nach Porto durch macciaüberwucherte Felswildnis. Nach vier Kilometern zweigt eine Straße nach links oben ab zur Kapelle aus dem 19. Jh. Von hier oben aus genießt man einen wrklich atem ... atembe ... atemberaubenden Blick auf den Golf von Calvi und die Berge der Balagne. Entlang des Weges trifft man auf zahlreiche tafoni, die noch später erwähnten, seltsam ausgehöhlten Steine.
  • Schmiede von Christian Moretti: im Nunziata-Viertel, in Lumio (20260). T. 95 60 71 94. Die Werkstatt beherbergt das »Korsische Zentrum für Völkerkunde und metallurgische Forschung«. Gar nicht so einfach, diesen seltenen Vogel ausfindig zu machen. Von Calvi aus folge man der N 197 von Ile-Rousse. Ungefähr ein Dutzend Kilometer weiter führt auf der rechten Seite, nach der romanischen Kapelle Saint-Pierre-et-Saint-Paul, eine Straße hinauf nach Lumio. Die Schmiede befindet sich etwas weiter rechts, unterhalb der Straße: sieht aus wie ein Schuppen, und kein Schild weit und breit, das auf die Werkstatt hinweisen würde. Bloß nicht auffallen, scheint der Wahlspruch zu lauten. Hier arbeitet nämlich ein Genie, ein moderner Alchimist, ein Mutant: setzt man ihn mitten im Wald aus, mutterseelenallein, ohne irgendetwas in den Taschen, so wird er Monate später wieder mit Eisen herauskommen, das er auf primitive Art und Weise mit seinen eigenen Händen gewonnen haben wird. Christian Moretti, traditioneller Schmied und Métallurgiste aus der Macchia, Künstler und Messerschmied in einer Person, hat es sich auf die Fahnen geschrieben, die althergebrachte Art der Metallverarbeitung in Korsika am Leben zu erhalten – die letzte korsische Schmiede schloß 1820 ihre Pforten. Morettis Eisen und Stahl sind korsisch von oben bis unten, sogar die Holzkohle stammt aus heimischen Wäldern. Verwendung findet beides als wunderschöne Messer, Temperinu genannt: mit Stahlschneiden sowie Griffen aus Bruyère-, Olivenbaum- oder Jujubeholz. Kleine handgemachte Wunderwerke!
  • Calenzana: etwa zwölf Kilometer südöstlich Calvis, über die D 151; täglich verkehren Busse, außer sonn- und feiertags. Größere Ortschaft am Fuß einer Bergkette, allen Wanderern sicher bekannt, da der GR 20 hier seinen Ausgang nimmt. Ian Flemming, dem bekannten Autoren zahlreicher Spionagekrimis, zufolge »brüstete sich das kleine Dorf Calenzana in der Balagne damit, mehr Gangster als jedes andere Dorf in Korsika hervorgebracht zu haben und daher auch eines der reichsten geworden zu sein«. Die mächtige Familie Guérini, die in den dreißiger und vierziger Jahren den Ton im Marseiller Milieu angab, stammte aus Calenzana. Der Ort war durch die Jahrhunderte eine Bastion korsischer Unabhängigkeitsbestrebungen und geriet dadurch mehrfach in Konflikt mit dem nahen genuatreuen Calvi.

    Folgende Geschichte trug sich hier zu: Karl VI. hatte den Genuesern unter dem Oberbefehl von Camillo Doria achttausend Söldner und dreißig Geschütze unter dem Obersten von Wachtendonck zur Verfügung gestellt, um die aufständischen Korsen im Gebiet von Calenzana niederzuwerfen.

    Als nun am 2. Februar 1732 über achthundert deutsche Söldner, von Calvi her aufmarschierten, unterstützte die einheimische Bevölkerung, die außer Äxten und Messern nur ein paar Pistolen und zwanzig Arkebusen besaß, die korsischen Truppen unter dem Befehl von Ceccaldi. Besonders die Frauen taten sich hervor: sie hetzten Stiere, die man mit Pech beschmiert und angezündet hatte auf die Angreifer los und ließen ganze Steinbrocken, siedendes Öl, brennende harzige Zweige und gereizte Bienenvölker, die man auf Terrasen und Dächern aufgestellt hatte, auf die Angreifer hinabregnen. Fünfhundert fanden den Tod. Nein, nicht Bienen: Landsknechte! Das kostete Genua nicht nur die Miete von 30.000 Gulden, sondern auch 100 Gulden für jeden Toten und erhöhte so die Schulden erheblich. Verkaufte Landeskinder – Kehrseite des Rokoko! Ironie des Schicksals: aufgrund seiner Schulden trat Genua später Korsika an Frankreich ab. Auf dem Friedhof der Deutschen (Campo Santo dei Tedeschi) errichtete man Ende des 19. Jhs den Glockenturm von St. Blaise, der sich gekonnt dem Barock der aus dem 17.-18, Jh. stammenden Kirche anpaßt.

    Nun ja, inzwischen haben sich die Zeiten geändert und das Dorf lebt im friedlichen Rhythmus der vorüberziehenden Rucksackwanderer. Sehenswert die Sainte-Restitute-Kapelle an der Straße nach Zilia, einen Kilometer weiter auf der linken Seite. In der Krypta unter dem Chor birgt ein Sarkophag aus weißem Marmor, der erst 1951 ans Tageslicht befördert wurde, die sterblichen Überreste der Heiligen Restitute, einer im Altertum zu Tode Gemarterten. Der Sarkophag ist ein Einzelstück und soll aus dem 4. Jh. n.Chr. stammen: er trägt das schöne Monogramm des Gottessohnes und seiner Apostel, ein Symbol für Unsterblichkeit. Wer die Kapelle im Inneren besichtigen möchte, fragt in der Kneipe (Bar-tabac) bei der Saint-Blaise-Kirche nach dem Schlüssel. Letztere markiert die Dorfmitte und ist, wie gesagt, eine typische Vertreterin des korsischen Barocks (1691-1707).

    Das dem 25. Mai folgende Wochenende ist das große Fest der heiligen Restitute. Nach einer nächtlichen Prozession in Calenza trägt man die Figur der Heiligen zusammen mit ihren Reliquien am Sonntagmorgen wieder hinaus zu der Wallfahrtskirche inmitten eines alten Ölbaumhains. Mit einem Gottesdienst unter freiem Himmel, vom Bischof von Calvi zelebriert, enden die Feierlichkeiten.