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Sehenswürdigkeiten

Sich im Porto umschauen

Calanches de Piana (sprich »Kalangke«, frz.: »Les Calanques«, von altligurisch »cal«, Kerbe)): eines der sieben korsischen »Weltwunder« in Gestalt eines Felslabyrinths etwa zwei Kilometer hinter Porto, an der Straße hinauf nach Piana. Schwindelerregende Felsnadeln, dreihundert Meter hoch aufragend, und von Wind und Wetter wild zerklüftete, rote Granit- bzw. Porphyrfelsen bestimmen das Landschaftsbild. Der französische Schriftsteller Guy de Maupassant beschrieb auf seiner Durchreise 1880 die Calanche folgendermaßen: »Ein richtiger Wald aus purpurnem Granit ... fremdartig geformte Felsen, Mönche in Kutten, gehörnte Teufel, riesige Vögel, eine monströse Gesellschaft, eine Stein gewordene Alptraum-Menagerie, die irgendeine extravagante Gottheit hier zu Stein erstarren ließ.« Am eindrucksvollsten ist dieses Szenario kurz vor Einbruch der Abenddämmerung – entre chien et loup (»zwischen Hund und Wolf«), wie die Franzosen sagen.

Und in der Umgebung?

Girolata: das rund zwanzig Kilometer nördlich Portos gelegene entzückende Fischerdörfchen ist für seine Reede und seinen Pisanerturm (viereckig) bekannt. Girolata ist lediglich über einen Fußweg, den Bocca a Croce , der vom Col de la Croix abzweigt, in anderthalb Stunden zu erreichen. Um bequeme Touristen ja nicht übermäßig zu strapazieren, werden Bootsfahrten von Porto nach Girolata angeboten – mit dem Ergebnis, dass dieses herrliche Fleckchen im Sommer hoffnungslos überlaufen ist. Dennoch lohnt sich die Besichtigung, schon allein der spektakulären Küstenlandschaften und der roten Felsnadeln des Monte Senino wegen. Die in Marine de Porto ansässige Compagnie des Promenades en Mer , T. 95 26 15 16, preist einen Schiffsausflug an Bord eines Glasbodenboots an, das einen Einblick in die Unterwasserwelt und ihre Wunder ermöglicht. Verkehrt in der Hauptsaison zweimal täglich: Abfahrt um 9.30 und 14.30h. Dauer des Ausflugs: drei Stunden mit Aufenthalt in Girolata (eine halbe Stunde bis zwei Stunden, je nach Wochentag), anschließend Besichtigung des Naturschutzgebietes von Scandola.

  • Naturschutzgebiet von Scandola: wüstenartige Halbinsel im Golf von Girolata, die für ihre wilden Berglandschaften bekannt ist; drum wurde sie auch von der Unesco auf die Liste der erhaltenswerten Naturlandschaften gesetzt. An geologischen Kuriositäten fehlt es wahrhaft nicht: zerklüftete Felsen, Orgeln aus Vulkangestein, erodierte Berghänge, Magie der Farben und wunderlich ausgehöhlte Steine, Tafoni genannt, deren Rätsel nunmehr als gelöst gilt. Das Wort stammt von pietra tafonata (Einzahl tafone, tafonare = durchlöchern). Die Geologen und Geomorphologen Wendelin Klaer und Herbert Wilhelmy haben die Steine untersucht.

    Die Höhlungen der Granitblöcke sind ellipsoid- oder kugelförmig. Alle Hohlblöcke besitzen seitliche Öffnungen; charakteristisch sind auch baldachinartige Überhänge oder flache Höhlungen auf Kluftflächen an der Unterseite der aufliegenden Blöcke, schließlich Hohlblockskelette. Es kommen kopfgroße Höhlungen mit dünnen Trennwänden, aber auch hintereinander angelegte grabkammergroße Räume vor. Der Boden der Höhlungen ist stets nach der Öffnung hin geneigt und damit frei von Gesteinsschutt. An den Höhlendecken können meist weitere Nebentafoni auftreten, die rippenartige Vorsprünge voneinander trennen. In fast allen Tafonifelsen schälen sich an den Deckenwänden und an den oberen Teilen der Seiten- und Rückwände größere oder kleinere konkave Gesteinsplatten ab. Die glatten Tafoni-Innenwände sind gewöhnlich von etwas blasserer Farbe als die rauheren Felsoberflächen, die durch Eisenoxidausscheidungen rot gefärbt sein können. Klaer führt die Abschuppungsvorgänge im Innern der Tafoni auf Volumenschwankungen an der Gesteinsoberfläche infolge häufiger und kurzfristiger Temperaturschwankungen zurück. Dieser Erklärung der Tafoni vermag Wilhelmy nicht zustimmen, denn, so folgert er, die Tafoni müßten dann an der Gesteinsoberfläche zu finden sein, weil dort die Temperaturschwankungen größer sind als an den Auflageflächen der Blöcke, wo die Hohlräume jedoch am häufigsten vorkommen. Er ließ Rippen zwischen den Höhlungen auf ihre chemische Zusammensetzung untersuchen, wobei sich bestätigte, dass die Bedeutung der chemischen Verwitterung für die Tafoni-Bildung unterschätzt worden war. Durch den Wechsel starker nächtlicher Betauung und kräftiger Sonnenbestrahlung scheiden sich an der Oberfläche der Blöcke Eisenoxidhydrate ab. Diese bilden Hartkrusten, hinter denen sich die Höhlungen durch Lösungsvorgänge und Abschuppungen entwickeln. Schließlich zerfallen auch die Krusten, und übrig bleiben die Hohlskelette. Die Bildung der Tafoni reicht nach Klaer mindestens bis in das letzte Interglazial (etwa 150.000 bis 190.000 Jahre vor unserer Zeit), vielleicht sogar bis ins jüngste Tertiär zurück. So, das war´s. Alles klar?

    Die Macchia – sie bedeckt einen Teil der 700 km² – weist hier eine für eine Küstenlandschaft besonders vielfältige Flora auf, unter anderem die bis zu vier Meter hohe Baumheide (Erica arborea) . Unter Wasser sind die Herbiers de posidonies nach wie vor Gegenstand wissenschaftlicher Neugier (Posidonia nennt sich eine ausgestorbene Muschelgattung) . Auch was die Tierwelt betrifft, hat das Naturschutzgebiet einiges in petto: die letzten Fischadler und die größte Fledermaus Europas (frz. Molosse) sind hier heimisch. Daneben zahlreiche Vogelarten wie Silbermöwe, Haubenkormoran, Singdrossel, Zaunkönig usw.! Sogar an ein paar natürliche Feinde hat man gedacht, auf dass das ökologische Gleichgewicht erhalten bleiben möge: Füchse, Blindschleichen usw. Die beste – und außerdem einzige – Art und Weise, um dieses einzigartige Gebiet kennenzulernen, bleibt das Wandern. Das trifft sich ja hervorragend: der GR 20 führt nämlich hier durch. Ansonsten bleibt noch die Möglichkeit, ein Boot in Porto (s. unter »Girolata«) oder Calvi zu besteigen, welches das Naturschutzgebiet ansteuert; für Erkundungen auf eigene Faust bleibt dann aber nicht gerade viel Zeit. Die Crux aller eher auf die Bedürfnisse des Fremdenverkehrs, als auf den Schutz von Fauna und Flora ausgerichteten »Naturparks« (nicht zu verwechseln mit den Nationalparks mit ihrer streng geschützten Kernzone): im Sommer treiben sich hier viel zu viele Zweibeiner herum. Dann ist es für Pflanzen und Tiere nicht weit her mit der Ruhe.

    Übrigens wird man immer wieder – und vor allem an der Westküste – Brunnen finden, die aus runden mehr oder minder groben Kieseln errichtet wurden. Ein besonders schönes Exemplar steht an der von der Calanche nach Porto hinunterführenden Straße.

    Für einen Ausflug eignet sich auch der im Osten des Golfs gelegene Foret d´Aitone , der in Höhen zwischen 800-1200 Metern eine Fläche von rund 2400 Hektar bedeckt. Der Wald mit seinen vielen Schwarz- oder Lariciokiefern ist eines der wichtigsten Waldgebiete der Insel. Bis zu fünfzig Meter ragen einige der zweihundert Jahre alten Baumriesen in der Nähe des Forsthauses von Aitone auf.