Aufregung

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Unerwartete Veränderung

Anscheinend fremde Gesichter

Scherzhafter Austausch unter Konkurrenten

Ich war richtig aufgeregt, als ich am nächsten Morgen mein Gästehaus betrat. Fast nur fremde Gesichter blickten mir vom Frühstückstisch entgegen, dafür begrüßten Jimmy und John mich, als sei ich monatelang weggewesen. Anne hatte mir alles sauber hinterlassen, und so konnte ich das Haus wieder leicht übernehmen. Mit der Zeit stellte sich ein neuer Tagesrhythmus ein, ich kaufte auch weiterhin ein, was der Markt zu bieten hatte und bekam von John bei der Rückkehr eine Tasse Kaffee gereicht. Aber die früher so nervösmachende Buchführung fiel mir inzwischen so leicht, dass ich nach dem Markteinkauf nur noch mit Jimmy oder John einen Lunch vorbereitete. Danach ging ich mit ihrem Segen während meiner Mittagszeit im Pool des Madang Hotels zum Schwimmen.


Oft traf ich auf Peter Barton, den Besitzer des Hotels, wobei wir uns scherzhaft über die Belegung „unserer“ Häuser austauschten. Selbstverständlich waren unsere Häuser in keinster Weise miteinander vergleichbar: das Madang Hotel war ein riesiger Komplex, alle Zimmer mit Klimaanlage, es war das erste Hotel in der Hafenstadt. Mein Gästehaus hatte noch nicht einmal ein Viertel der Zimmer zu bieten, und in ihnen rührte gerade mal ein Ventilator die warme Luft durcheinander. Aber wir begegneten einander mit gegenseitiger Achtung. Peter wusste, dass mein kleines, bescheidenes Gästehaus auch in Touristenkreisen einen guten Ruf erworben hatte, nicht zuletzt durch meine anerkannt gute Küche. Er hatte einen Sohn in Amos` Alter, der zeitgleich auf ein Internat in Sydney gekommen war, so dass wir uns offen über den unerwarteten Trennungsschmerz ausgetauscht hatten. Peters Frau Jan arbeitete, wie ich wusste, auf seinem Katamaran Melanesian Explorer, einem Kreuzfahrtschiff, als Kreuzfahrtleiterin für die von ihm aufgebaute, landesweit bekannte Reisegesellschaft Melanesian Tours.

Peter`s Chefkoch John hatte ich vor einiger Zeit, als im Madang Hotel an einem Wochenende mit „Deutscher Küche“ als Zugpferd geworben wurde, Rezepte geliefert, nach denen er ein fränkisches, leckeres Hochzeitsessen hätte zubereiten können, wie es meine Gäste des öfteren serviert bekamen. Was John daraus gemacht hatte, war schlichtweg eine Katastrophe. Wir waren eigens am Sonntag zum Dinner ins Madang Hotel gegangen, da ich sehen und schmecken wollte, was John aus meinen detailliert beschriebenen Rezepten gemacht hatte. Die Suppe war fade, die Leberklößchen in ihr schwammen verkocht in Einzelteilen darin herum, der Tafelspitz war zu harten Scheiben zerkocht, die dazu gereichte Meerrettichsauce war klumpig und ohne jeglichen Pfiff. John sagte, den Kopf aus der Küche herausstreckend, vorwurfsvoll: „Du hättest eben kommen sollen, gemeinsam wäre vielleicht etwas Besseres aus deinen Rezepten geworden!“ „Ja, hättest du mich nur mal gerufen, ich wäre schon gekommen oder ich hätte dir einen meiner Mitarbeiter geschickt!“, antwortete ich lachend.


Im Pool des Madang Hotels schwamm ich mir ganz unerwartete Muskeln an, täglich steigerte ich meine Poollängen um eine weitere, und ich genoss die Erstarkung meines Körpers. Nach Essen war mir in der brütenden Mittagshitze ohnehin nicht zumute, so dass es mich jeden Mittag zu diesem von Meerwasser gespeisten Pool zog.