Kulisse
Bulawayos Anfänge
Der Untergang des Kanonenboots
Die Geburtswehen der Zulunation unter Häuptling Shaka sandten in den 1820er Jahren Schockwellen durch das südliche Afrika. Aus Angst vor Shakas grausamen Truppen begann die Difaqane, von der erzwungenen Völkerwanderung blieb kein einziger Stamm verschont. Einer der entwurzelten Clans, die Ndebele unter Mzilikazi, landete in den 1830er Jahren im Südwesten des heutigen Simbabwe.
Nach Mzilikazis Tod 1870 verfügte sein Sohn und Nachfolger Lobengula, dass sich der inzwischen zum mächtigen Volk aufgestiegene Clan am Bulawayo niederlassen solle. Die strategische Bedeutung des Ortes, den Mzilikazi als Hinrichtungsstätte genutzt hatte, war auch der British South Africa Company (BSAC) nicht entgangen. 1888 erreichte Cecil Rhodes, dass Lobengula den Rudd-Vertrag signierte.
Er brachte den Ndebele ein Kanonenboot, 100 Pfund pro Monat, 10.000 Gewehre und 100.000 Schuß Munition ein, den Briten aber das Recht auf Ausbeutung der Bodenschätze. Um dieser Kooperation Nachdruck zu verleihen, entsandte Lobengula einen Ndebeletrupp zum britischen Fort Victoria (Masvingo), das damals unter Druck der Shona stand. Ob diese Aktion von der BSAC mißverstanden wurde oder ein willkommener Anlaß zum Vertragsbruch war, ist bis heute nicht geklärt.
Jedenfalls deuteten die Briten die Waffenhilfe als versuchte Attacke und fielen in Matabeleland ein, um dessen angeblichen Mineralreichtum sich Legenden rankten. Lobengulas Kraal wurde zerstört, seine Hauptstadt niedergebrannt. Mit knapper Not entkam der ahnungslose König den BSAC-Truppen nach Norden. Seine Versöhnungsgeste, ein Goldschatz für Rhodes, wurde von habgierigen Soldaten abgefangen und erreichte seinen Adressaten nie. Wenig später starb der verbitterte König an Pocken.
Auch ohne Lobengula leisteten die Ndebele weiterhin Widerstand gegen die weiße Vorherrschaft. Trotz eines Paktes mit ihren Erzfeinden, den Shona, standen ihnen aufgrund unterlegener Waffen bald nur noch Guerillaaktionen aus den Matobohügeln heraus zu Gebote. Als Rhodes einen Waffenstillstand zu strengen Bedingungen bot, blieb dem erschöpften Volk nichts übrig als die zögerliche Zustimmung.
Damit hatte die BSAC ihre Herrschaft über Matabeleland gefestigt. Mehrere Trecks folgten, und an einem whiskyseligen Abend anno 1894 konnten weiße Siedler die Gründung des neuen Bulawayo feiern. Drei Jahre später hatte die Eisenbahn den Ort des Tötens erreicht. Und ungestört nahm der Fortschritt seinen Lauf.