Machen wir ein Buch?

Reise, Sachbuch, Belletristik ...?
Alle interessanten Themen;
alles was bewegt.

Hier geht´s weiter!

Etnische Gruppen

Body: 

Die Bewohner Namibias

Ethnische Gruppen.

Eine der großen Aufgaben, die die Regierung Nujoma bisher mit Bravour gelöst hat, besteht darin, aus (je nach Definition mindestens) zwölf Ethnien einen Nationalstaat zu bilden.

Jeder zweite Namibier ist ein Owambo (830.000) und lebt im äußersten Norden. Aus diesem Volk rekrutiert sich die Führungsschicht der Swapo, hier hat sie ihre treuesten Anhänger. Seit jeher ist es vom Reichtum anderer Regionen ausgeschlossen und lebt noch von Subsistenzlandwirtschaft und Fischfang. Inzwischen ziehen viele Owambo auf der Suche nach Arbeit in die Städte, v.a. Windhuk und Tsumeb.

Kavango (160.000) bevölkern die weiten Flutebenen des Okavango, wo gute Voraussetzungen für Fischfang, Rinderzucht und den Anbau von Hirse, Mais und Sorghum herrschen. Kavango sind für ihre exzellenten Holzschnitzereien bekannt.

Herero (130.000) sind trotz geringer Zahl die auffälligste Gruppe. Das liegt an ihrer Geschichte, den Rinderzuchterfolgen, die ihnen einen relativen Wohlstand sichern, und an der prächtigen Kleidung der Frauen. Zudem sind Herero stärker als jede andere Gruppe über Namibia verteilt. Missionare impften den Hererofrauen die Vorliebe für lange, viktorianische Gewänder mit hohem Bund und mehreren Stofflagen ein. Vor allem ältere Frauen verfeinerten sie mit Gespür für Farben und Stil. Ein Rock umfaßt bis zu 25 m Stoff und wird durch farbige Schals und klimpernde Schmuckketten ergänzt. Die gefaltete Haartracht soll an die Hörner eines Bullen erinnern. Die Himba im Kaokoveld entstammen einem Hererostamm, den Namakrieger um 1800 in diese unwirtliche Region vertrieben.

Damara (130.000) stellen Anthropologen vor ein Rätsel. Ethnisch gehören sie zu Zentralafrikas Bantuvölkern, die seßhaft sind, von Landwirtschaft und Zuchttieren leben. Praktisch ernähren sie sich aber nomadisierend vom Jagen und Sammeln, und sprechen einen Khoisandialekt mit Klicklauten, die in Bantusprachen nicht vorkommen. Heutzutage haben die allermeisten ihrem Damaraland den Rücken gekehrt, um in Städten oder auf Farmen zu arbeiten.

Nama (85.000) sprechen dieselbe Sprache wie die Damara, sind aber nicht mit ihnen verwandt. Ihre Vorfahren bewohnten das Kap, bis burische Siedler ihnen den Spottnamen Hottentots verliehen und sie nach Norden vertrieben. 200 Jahre lebten sie im Namaqualand als halbnomadisches Hirtenvolk, bis der Oorlamführer Jonker Afrikaner sie um 1840 in die Gegend um Windhuk führte, wo heute die meisten Nama zu finden sind. Stets schwelten Konflikte mit den Herero, die die Namas als Viehdiebe ansahen.

Caprivianer (65.000) haben die Ehre, als einziges Volk der Welt nach dem Zipfel eines deutschen Kanzlers zu heißen. Unter dem Begriff werden fünf Stammesgruppen zusammengefaßt, deren größte Gemeinsamkeit der Lebensraum entlang des Kavango, Sambesi und Kwando ist. Lozi, Mafwe, Subia, Yei und Mbukushu leben von Fischfang und Subsistenzlandwirtschaft. Hie und da wird Vieh gezüchtet.

Baster (40.000) entstammen Seitensprüngen der weißen Farmer am Kap mit Namasklavinnen und sind v.a. in und um Rehoboth anzutreffen. Sozial sind sie am wenigsten einzugrenzen. Einige Baster verfolgen als Stadtmenschen beruflichen Erfolg, andere züchten Rinder, Karakulschafe und Ziegen.

An der Grenze zu Botswana leben noch Gruppen von San (50.000) und Tswana (11.000). Während die letzteren seit jeher als Viehzüchter seßhaft waren, nomadisierten San (Buschleute) seit Jahrtausenden als Jäger und Sammler durch die Weiten der Kalahari. Die moderne Gesellschaft hat ihnen die Grundlagen für diese Lebensweise entzogen. Siehe Kastengeschichte im Botswanateil.

Vornehmlich in Städten, auf Latifundien im Süden und auf dem Zentralplateau leben Weiße (90.000), darunter 20.000 deutscher Abstammung. Die ersten Händler kamen um 1760 ins Land, doch das Gros der Siedler folgte erst während der südafrikanischen Verwaltung. Wie in den Nachbarstaaten haben Weiße in Handel, Industrie und Verwaltung viele Schaltstellen inne. Daneben leben v.a. in Windhuk sogenannte Mischlinge (65.000), die auf europäische und afrikanische Vorfahren zurückblicken.

“Im Buschmannsland wurde ein gesamtes Dorf verhaftet, weil seine Jäger nach Vorvätersitte, aber ohne amtliche Genehmigung zwei Giraffen erlegt hatten. Mit den Sitten der Jurisdiktion und der Geldwirtschaft nicht vertraut, offerierten die Buschleute dem Richter ihre Pfeile und Bögen, weil sie die verhängte Buße nicht zahlen konnten. Der Richter lehnte das Angebot ab. Alle Männer des Dorfes Noqmtjoha gingen ins Gefängnis.” (Süddeutsche Zeitung, 1. März 1994)