Eigentum

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Familienidylle pur!

Wir haben eine Insel in Papua-Niugini

Traurige, aber gleichzeitig faszinierende Geschichten

Gleich am Samstag darauf besuchten wir mit Gatedais Familie „die Insel“. Da unser Boot nur sechs Erwachsene aufnehmen konnte und sich in Gatedais Familie immer mehrere Besucher aufhielten, musste Michael zwei Mal fahren. Gatedai erzählte auf dem Weg faszinierende Geschichten. Gleichzeitig machte er Michael auf Riffe aufmerksam, die es zu umschiffen galt und auf Anhaltspunkte zum erneuten Finden des Wegs nach Sinub. Schon seit Urzeiten seien bei Sinub keine Haifische mehr gesichtet worden, entwarnte er. Seine Familie habe sich immer geweigert, sich dem modern werdenden Dynamitfischen anzuschließen, da dies die Korallenriffe zerstöre. Einen dugong, eine Seekuh zu harpunieren, das hielt er für schlimmer als Mord. Einmal hatte er gesehen, wie jemand das Junge einer Seekuh harpuniert hatte – er schaute uns mit seinen großen Augen an, in denen Tränen schwammen: „Ich sage euch, der Mutter sind Tränen, echte Tränen aus den Augen gekullert“, seufzte er traurig.

Stolz zeigte uns Gatedai sein Sinub, eine kleine unbewohnte Insel, mit einer von Kokos- und Sagopalmen eingesäumten Sandbucht im Westen, dahinter die Yamgärten seiner Familie. Eine Insel mit heilen Korallenriffen rundum, umgeben von kristallklarem blauem Wasser. „Ihr könnt sie haben“, meinte er, „solange Ihr hier seid, gehört sie Euch“. Ich hatte Körbe mit Essen mitgebracht, mit Papaya eingeriebene Steaks, Salate, frisches Brot, in einer Kühlbox Getränke – wir konnten es uns gutgehen lassen an diesem Tag. Die Kinder stürzten sich gleich ins Wasser, ich machte mich mit Mama Gatedai ans Feuerholz sammeln. Im Nu hatte sie einen Grillplatz im Schatten gefunden, den der blöde Saina beim Abriss seiner Buschhütte vergessen hatte. Wir schichteten unser Reisig unter dem Grillrost auf, stapelten Feuerholz darauf und entzündeten es. Sie deutete auf die Stelle, an der die Buschhütte gestanden hatte: „Dort oben kann euch Gatedai mit den Studenten eine neue Hütte bauen, dann könnt ihr hier auch mal übernachten“. Michael und Gatedai kamen mit zwei großen Fischen, die sie in der Zwischenzeit gefangen hatten, und Mama Gatedai machte sich unverzüglich daran, die Fische auszuweiden. Den Anblick dieser Frau beim Fischvorbereiten werde ich nie vergessen: wie Mutter Erde saß sie am Strand im Wasser, nahm die Fische aus, schuppte sie ab, Blut floss in das Wasser, färbte es rot, wurde mit jeder Welle blasser, bis es ganz weg gespült war. Noch immer im Wasser sitzend, verlangte sie Salz und Butter von mir, rieb die Fische mit dem Salz ein, schob ein Stück Butter in den Bauch, schrie Aina zu, sie solle im Busch tulip, ein leicht bitteres Blattgemüse, holen, steckte die Blätter zu der Butter in den Bauch der Fische – ihre Arbeit war getan. Jetzt waren die Papas dran, das Grillen war ihre Sache.


Am Nachmittag nahmen wir im Schatten der Bäume ein köstliches Mahl zu uns. Jeder bekam von allem etwas zum Probieren: die Steaks waren durch die Papayas butterzart, die Fische hatten durch das etwas bittere Blattgemüse eine besondere Note, mein selbstgebackenes Brot schmeckte allen, die Salate wurden aufgegessen, wir saßen und redeten, und die Zeit verflog. Erneut kam Mutter Erde zum Einsatz: Mama Gatedai setzte sich wieder ins Wasser, rieb das Geschirr mit feinem Sand sauber, ich trocknete ab und versteckte dabei verschämt mein mitgebrachtes Geschirrspülmittel, wir lachten und blödelten miteinander, wobei ich erstmals fest stellte, dass sie das gleiche kreischende Lachen wie die Frauen von Begesin an sich hatte.