Jacques Coeur
Jacques Coeur eine Legende
Geschichte eines Geschäftsmanns
Undank des Karl VII.
Während Jeanne d´Arc ihr Schwert erhob, sorgte der Jacques Coeur (Coeur = Herz) für die Bezahlung der Truppen. Auf diese beiden stützte sich der bläßliche König Karl VII., König von Frankreich, der in Bourges residierte. Und zweifelsohne war Jacques Coeur mit ganzem Herzen bei der Sache. Früh schon setzt der im Jahre 1400 in Bourges geborene Coeur seinen Geschäftssinn und seinen Hang zum Reisen ein. In Bourges versorgt er den Thronfolger mit allerlei Handelswaren, und da dieser chronisch abgebrannt ist, vergißt der Geschäftsmann, seine Schulden einzutreiben. Dann wendet er sich der Levante zu, den Ländern, wo Vermögen zu machen sind.
Im Jahre 1432 reichen seine Geschäfte u.a. bis Alexandrien, Zypern, Damaskus und Florenz. In Aigues-Mortes baut er eine beeindruckende Handelsflotte für den Außenhandel auf und häuft ein gewaltiges Vermögen an, das er seinem König zu Füßen legt: »Sire, alles was ich besitze gehört Ihnen.« Karl VII. vertraut ihm die Münze, das Hôtel des Monnaies an, was dem Amt eines modernen Finanzministers entspricht. Fortan arbeiten die Kumpanen Hand in Hand bei allen Geldhändeln, beißen auf Gold und mehren ihr Vermögen. Jacques Coeur ordnet die Freigabe der mit mannigfaltigen Wegzöllen belasteten Verkehrswege an und vergißt dabei nicht, solide Netze für seine eigenen Belange zu knüpfen, bandelt mit dem Papst und dem türkischen Sultan an und unterhält Niederlassungen in ganz Frankreich und Vertreter im gesamten Orient.
Viel Geld, viel Ehr´: Karl VII. erhebt ihn in den Adelsstand und bestellt ihn zum Commissaire, also zum Verwaltungschef, des Languedoc. Und er bringt immer mehr Schäfchen ins Trockene, tauscht Leinen aus Bourges gegen Gewürze, Indigo, Baumwolle, Seife aus dem Orient, wird Botschafter in Rom, Ägypten und Aragon. Er leistet sich einen Herrschaftssitz in Bourges, zwei Häuser in Paris, zwei in Tours, fünf oder sechs verstreute Schlösser. Zwischen 1442 und 1451 ist er auf dem Höhepunkt seiner Macht: sein Vermögen entspricht annähernd einer Milliarde heutiger Francs, und dem König leiht er ohne weiteres mal eben zweihunderttausend Écus für die Rückeroberung der Normandie und der Guyenne, was einem Viertel des königlichen Staatshaushalts entsprach!
Nun, da Karl VII. wieder aufgerichtet war, das Reich wiederhergestellt und die Finanzen saniert, war es an der Zeit, richtig Kasse zu machen. Der König, ebenso undankbar wie ungeschickt, spielt Coeur übel mit, klagt ihn der Verschwörung und Majestätsbeleidigung an, läßt ihn enteignen und ins Gefängnis werfen. Drei Jahre später kann Coeur flüchten und eilt zu seinem Freund, dem Papst. Aber Jacques Coeur ist inzwischen 61 Jahre alt und am Ende. Seine letzten Kräfte verzehrt er bei der Führung eines Kreuzzuges in der Ägäis. Im Jahre 1456 schließ er auf der Insel Chio für immer die Augen.