Weine
Weine von der Loire
Kleines Lexikon
Süffige Tipps
Die ehemals bescheidenen und liebenswerten Loire-Weine gewinnen ständig neue Liebhaber, und auf keiner Pariser Speisekarte fehlt ein Bourgeuil, Sancerre, Chinon, Saumur-Champigny oder Coulée-de-Serrant, wobei die Preise, wie es sich gehört, mit der Beliebtheit steigen. Es versteht sich, dass man diese kleinen frischen, lebhaften und rassigen Tröpfchen am Ort ihrer Erzeugung genießen sollte, im Schatten der Fässer und zu geringen Preisen.
- Anjou: abwechslungsreiche Lage, die besonders Rosé-Weine hervorbringt, aber auch rote und sehr gute, nach mancher Meinung geradezu hervorragende Weiße. Die Rosésorten sind kleine Weinchen, die man gleich am Faß entkorken kann; die Cabernets dürfen als die edelsten gelten. Bei den Roten bleibt die Wahl zwischen den etwas harten, aber fruchtigen Cabernets und dem Gamay. Was die Weißen angeht, so trinkt man sich am besten durch die ganze Appellation »Coteaux-de-la-loire«, die drei außergewöhnliche Spitzensorten (»Crus«) zu bieten hat: den Savennières (kräftige Blume, herrlicher Körper) und vor allem den Roche-aux-Moines und den hochgeschätzten Coulée-de-Serrant. Wenn auch die süßen Dessertweine aus der Mode gekommen sind, so sollte man doch seine Vorurteile vergessen zugunsten eines Coteaux-de-Layon oder d´Aubance, die mit einem feinen Lindenblütenaroma und guter Lagerung aufwarten, und unbedingt um des Bonnezeaux oder des Quart-de-chaume willen, die den großen Sauternes (Bordeaux) nicht nachstehen. Man nehme uns beim Wort, damit scherzen wir nicht!
- Bourgeuil und Saint-Nicolas-de-Bourgeuil: wundervolle Weine zum Einkellern, rot mit Himbeer- und Brombeeraroma und manchmal ein wenig herb, ideal zu Wild oder Braten.
- Châteaumeillant: ein kleinet »Grauer« aus Gamay- und Pinottrauben, wunderbar zum Ziegenkäse. Der Stolz des Berry!
- Chinon: die Cabernet-Traube ist das ganze Glück dieser seidigen Tropfen mit Veilchennote, die schon Rabelais gepriesen hat. Ebenso lecker kurz nach dem Keltern wie eindrucksvoll nach Jahren im Keller (bis zu zwanzig!).
- Cointreau: Adolphe (Apotheker mit Hang zum Kulinarischen) und Édouard Cointreau vervollkommneten in Angers das Rezept des berühmten Likörs auf der Basis von Orangenschalen.
- Coteaux-d´Ancenis: beachtliche Weißweine aus der Chenin-Rebe und angenehme Rote aus Gamay, trotz allem ein bißchen säuerlich.
- Coteaux-du-Vendômois und du-Loir: verwandt mit den Touraine-Weinen, in allen drei Farben erhältlich. Ausdrücklich verwiesen sei auf den Jasnières, einen ansprechenden trockenen Weißwein aus einer süßen Frucht. Sehr elegant!
- Côtes-de-Gien: kleine Landweine in Rot (Gamay und Pinot noir) und weiß (Chenin oder Sauvignon), preiswert und ansprechend.
- Crémant-de-Loire: der Crémant-d´Alsace macht seit einiger Zeit in deutschen Landen Furore, weil er besser als (fast) jeder Sekt und wesentlich billiger als Champagner ist. Der Vetter von der Loire steht dem im allgemeinen nicht nach: er ist das Ergebnis der zweiten Lese (»second couteau«) der großen Schaumweine des Saumurois.
- Gros Plant du Pays Nantais: stammt von der gleichen Rebe wie Cognac und Armagnac; der kleine Bruder des Muscadet, leichter und noch klarer und äußerst harntreibend aber jeder sollte sich sein eigenes Urteil bilden ...
- Guignolet: diesen Likör aus in Alkohol eingelegten Weichselkirschen verdankt die Welt dem Anjou.
- Menetou salon: Nachbar und Vetter des Sancerre. Angenehme trockene weiße und bemerkenswerte rote (Pinot noir), etwas kräftige Tropfen.
- Montlouis: angebaut am südlichen Rand der Loire, gegenüber dem Vouvray, dem er durchaus ähnelt.
- Muscadet: die Sorte aus dem Nantais mit dem reißenden Absatz. Das Anbaugebiet verteilt sich auf beide Ufer der Loire. Es handelt sich nicht um irgendeinen »kleinen Muscat«, sondern um Weißwein aus der Muscadet-Traube, die in Burgund unter dem Namen »Melon« bekannt ist. Wenn auch der ordinäre Muscadet ein furchteinflößendes Gesöff ist, so gibt es doch einige erlesene Ausnahmen aus ausgezeichneten Trauben, sehr trocken, leicht angesäuert und mit köstlicher Blume. Drei Herkunftsgebiete (Appellations contrôlées): Coteaux-de-la-Loire (der fruchtigste und stärkste), SÜvre-et-Maine (der typischste, edelste und beste) und der Muscadet als solcher.
- Pouilly: Weißweine aus der Chasselas-Rebe (erfrischend, leicht und unruhig) und aus dem Cépage blanc fumé, einer Art Sauvignon; letzterer trägt die Appellation de Pouilly Fumé und ist ein elegnater, recht trockener Tropfen mit Körper und Fülle.
- Quincy: ein recht trockener Weißer mit feinem Bukett, besonders erfrischend zu Austern.
- Reuilly: eine kleine Lage, unterteilt in Weiße (Sauvignon vom Typ Sancerre), Rote (Pinot Noir) und Rosés (Pinot Gris).
- Sancerry: hier vollbringt der weiße Sauvignon Wunder an Klarheit und Raffinesse mit seinem fruchtigen, recht trockenen und süffigen Wein, am besten zu Fisch oder kräftigem Ziegenkäse. Die besten kommen aus Chavignol und Bué. Die roten Sancerre aus Pinot Noir sind auch nicht zu verachten: sie schmecken nach Burgund und sollten frisch und jung genossen werden.
- Saumur: der Saumur-Champigny ist ein exzellenter, kräftiger und lagerfähiger Rotwein mit Veilchenaroma. Einige trockene Weißweine der Coteaux de Saumur ähneln dem Vouvray; ferner können wir zu hervorragenden Schaumweinen raten, die nach der traditionellen (Champagner-) Methode reifen.
- Touraine: eine durchmischte Lage, in erster Linie geprägt von den Roten, unter denen der Cheverny und der Valençay herausragen; aber auch die Touraine-Weine aus Azay-le-Rideau (weiß), Noblé-Joué, Amboise oder Mesland (Rote aus Gamay oder Cabernet) führen durch ihre Leichtigkeit in Versuchung.
- Vouvray: ein großer, goldfarbener Schaumwein, der verschiedene Nuancen annimmt: die »ruhige« (goldene Farbe, köstliches Traubenaroma mit Nuß- und Mandeltönen), die trockene (zum Fisch) und, vor allem, die süße, deren Jahrgangsabfüllungen (»Millésimes de Vouvray«) nach vierzig, fünfzig oder sechzig Jahren ein unvorstellbar kräftiges Aroma entfalten.