Zeittafel
Geschichte des Loire Tals
Kurze Chronologie
Hochs und Tiefs
51 n.Chr.: er gallische Stamm der »Andes« wird von den Römern bei Saumur vernichtend geschlagen. Die einsetzende römische Kolonisation verleibt die Region dem lyonesischen Gallien ein. Nantes und Angers werden auf den Resten keltischer Siedlungen gegründet. Exporte ins ganze Römische Reich: Weizen, Wein, Pökelfleisch, Töpferwaren aus Angers ...
4.-7. Jh.: Christianisierung: der Hl. Maurille in Angers, der Hl. Martin in Tours, der Hl. Aignan in Orléans usw.
6.-8. Jh.: die Gegend kriegt ihren Teil der Eroberungszüge ab. Nach den Wandalen reiten die Hunnen bis nach Orléans, wo sie aufgehalten werden. Aber die Grenze der Loire bleibt umstritten zwischen Franken, Aquitaniern und Bretonen. 732 wirft Karl Martell (der Hammer) zwischen Tours und Poitiers die Sarazenen zurück und fördert dabei den Aufstieg derer, die später für seinen Niedergang sorgen sollten: der Karolinger.
9.-10 Jh.: kleine Verschnaufpause. Der Abt Alcuin, Freund Karls des Großen, gründet in Tours eine Kopisten-Werkstatt; Theodulf, Bischof von Orléans, gründet die Schule des Klosters von Fleury. Die Normannen allerdings mißbrauchen die Loire als Autobahn und plündern unterwegs Tours, Orléans, Fleury, was ihnen die ungarischen Ritter bald darauf nachmachen.
10.-11. Jh.: man atmet durch. Intensive Rodungen und Festigung des Geflechts von Feudalherrschaften. Beaugency und Romorantin erscheinen auf der Bildfläche, Tours erweitert seine Stadtmauer, Orléans wird königliche Stadt. Die Händler entdecken die Loire für ihre Geschäfte. Gründung der großen Abteien und Klöster: Saint-Benoît-sur-Loire, Saint-Martin-de-Tours, Saint-Aignan-d´Orléans.
12. Jh.: der König herrscht über den Orléanais, das Haus von Blois über das Gebiet vom Haut-Berry bis zum Pays de Chartres, das von Anjou über die Touraine und den Vendômois. Die Loire grenzt die Einflußsphären gegeneinander ab.
12.-13 Jh.: das Herzogtum von Anjou fällt den Plantagenêts zu, der Hundertjährige Krieg beginnt. Nachdem er von Richard Löwenherz geschlagen wurde, schaltet Philipp August seinen Nachfolger Johann Ohneland aus: die Touraine und Berry werden der Krondomäne einverleibt. Vorsichtig wie er war, ließ Philipp August in Bourges einen mächtigen Turm errichten, der das ganze Gebiet überwacht.
13.-14 Jh.: während Karl von Anjou in Süditalien unterwegs ist, um sich ein Königreich zu schneidern, kommen die Engländer zurück und konfiszieren die Provinzen Berry und Orléans, um sie anschließend an Prinzen von Geblüt als Apanage zu vergeben.
15. Jh.: die französische »Reconquista« (eigentl.: Rückeroberung Spaniens und Portugals von den Mauren) gegen England nimmt an der Loire ihren Ursprung. Johanna, die berühmte Jungfrau, läßt den zitternden Thronfolger in Loches zurück und macht sich auf, Orléans von den englischen Belagerern zu befreien und nach Paris weiterzuziehen. Obwohl er dort siegreich war, verließ Karl VII. die Loire nicht, und seine Nachfolger taten es ihm während zweier Jahrhunderte gleich (s.u.: »Tal der Könige«).
16. Jh.: Religionskriege. Nach einer grausamen Bartholomäusnacht (Pogrome gegen Hugenotten im Jahr 1572, bei denen in Frankreich rund zwanzigtausend, in Paris allein etwa dreitausend Protestanten ermordet wurden) in Orléans nehmen die Hugenotten unter Ludwig Condé die Stadt ein. Angers und Saumur schließen sich der Reform an. Als der Hugenotte Heinrich von Navarra Thronfolger wird, gründet sich die Katholische Liga, deren allzu mächtigen Chef, den Herzog von Guise, Heinrich III.- ermorden ließ. Kurz darauf wird er selber umgebracht. Muntere Zeiten.
17. Jh.: die Loire gebärdet sich aufrührerisch. »Monsieur« (Gaston d´Orléans) tüftelt von Blois aus an Verschwörungen gegen Richelieu, danach versucht seine Tochter, die »Grande Mademoiselle«, ihrerseits Orléans zurückzugewinnen.
18. Jh.: relativer Wohlstand. Die Viehzucht entwickelt sich in der Sologne und im Berry, der Weinbau erobert langsam die Hänge, Orléans und Montargis beginnen mit der Baumwollspinnerei. Die Kanäle von Briare und Orléans verlängern die Loire. Der Katholizismus hat die Herrschaft zurückgewonnen, trotzdem schlägt sich die Loire auf die Seite der Jansenisten, später der Aufklärung. Die französische Revolution 1789 wird begrüßt, auf den Beginn der Schreckensherrschaft, der »Terreur«, 1793 reagiert man mit Beunruhigung.
19. und 20. Jh.: langsamer Niedergang der Industrie in der Touraine und im Orléanais. Im Gegenzug gewinnen die Loire-Regionen, eine natürliche Rückzugslinie gegenüber Eroberungsversuchen, strategische Bedeutung zurück.
1960: Touraine, Orléanais und die Region Berry schließen sich zusammen zur »Région Centre«, während Anjou und die Basse-Loire zusammen mit Sarthe, Mayenne und Vendée der »Région des Pays de la Loire« beitreten.