Levie
Hotels, Schmaus und Kultur (20170)
Neun Kilometer östlich von Sainte-Lucie und zehn Kilometer südlich Zonzas an der D 268. Uns gefällt dieses 600 m hoch thronende Bergnest weitab vom Trubel an der Küste, im Herzen der Alta Rocca. Nach Meinung der Archäologen wird die Gegend schon jahrtausendelang von Menschen bewohnt, die ihr Auskommen in der Macchia fanden. Einen Eindruck davon kann man sich in Cucuruzzu verschaffen (s. »Sehenswürdigkeiten«).
Sich betten und speisen
Anspruchsvoller
an der Straße nach Pianu. T. 95 78 41 90. Ganzjährig geöffnet; Bewirtung nur nach Tischvorbestellung. Schwer zu finden: von Levie aus drei Kilometer weit der Straße nach Sainte-Lucie folgen, rechts in Richtung Cucuruzzu abbiegen, dann nach zwei Kilometern auf den Weg zur Linken einbiegen. Nach einer kleinen Steigung fahren wir durch das zweite Portal links. Die Herberge im Bauernhof hält sich vornehm zurück: kein Schild, kein Hinweispfeil, nichts! Die Ritter der Gralsburg wollen eben unter sich bleiben, und nur selten verirrt sich ein Auserwählter zu ihnen.
Hat man aber erst einmal die Schwelle des äußerlich unscheinbaren Hauses überschritten, beginnt das Reich der Gastlichkeit. Die korsischen Leckerbissen genießen bei Kennern den Ruf, die besten weit und breit zu sein: Cannelloni mit Brocciu, gefüllte Auberginen, Wildschweinschmorbraten u.a. Keine Speisekarte. Zieht politische Prominenz aus ganz Südfrankreich an, darunter den französischen Innenminister Charles Pasqua und den zeitweiligen Adidas-Besitzer Bernard Tapie (Stichwort: Olympic Marseille). Die schweben natürlich mit dem Hubschrauber ein, auf Neudeutsch seit »Apocalypse Now« auch "Helikopter", was ersteren zu einem bloßen Spielzeug für Dreijährige degradiert.
Sich umschauen
Hier sind alle Funde ausgestellt, die bei den Ausgrabungen im Pianu di Levie (Capula, Cucuruzzu, Caleca und Curacchiaghiu) gemacht wurden. Eignet sich als Einführung in die Ur- und Frühgeschichte Korsikas seit dem 7. Jahrtausend v. Chr., als die ersten Stämme auf der Bildfläche erschienen. Werkzeuge, Keramik, Waffen und Küchengeräte lassen uns das harte Leben der ersten Inselbewohner erahnen, sowie die damalige Fauna, zu der auch ein heute ausgestorbenes Mischwesen von Hase und Ratte gehörte. Hauptattraktion des Museums ist das über 8.000 Jahre alte Skelett der berühmten »Dame von Bonifacio«, ältestes Zeugnis menschlicher Anwesenheit auf Korsika. Der desaströse Zustand des Unterkiefers der jungen Frau (sie war damals gerade mal dreißig) führt uns wieder einmal die Bedeutung einer sorgfältigen Mundhygiene vor Augen. Ein weiteres Kleinod ist der kostbare, fein gearbeitete Elfenbeinchristus aus dem 16. Jh., auch wenn er mit Archäologie nichts zu tun hat. Bei ihm handelt es sich um eine Stiftung für die Kirche von Levie.
Neben Filitosa wohl die bedeutendste frühgeschichtliche Fundstätte auf Korsika. Am Eingang bekommt man einen Wegeplan samt Walkman Pardon, Herr Kulturminister: Baladeur meinen wir natürlich! mit Kassette ausgehändigt (im Hintergrund erklingt mehrstimmiger korsischer Gesang). Der gut anderthalbstündige Rundgang durch den gepflegten Parcours lohnt sich schon allein wegen der geheimnisvoll anmutenden Festungsruinen wohl in der frühen Bronzezeit zu Mauern (Castellu) zusammengefügte, mächtige Felsbrocken inmitten eines unüberschaubaren Dickichts aus Bäumen und Macchiabüschen, das sich soweit das Auge reicht ins Rizzanese-Tal ausdehnt. Hinter dem Castellu setzen wir unsere Besichtigung fort mit der historischen Stätte von Capula, die von der Bronzezeit bis ins Mittelalter besiedelt war. Sie beschert uns mittelalterliche Ruinen in einer traumhaften Landschaft.
Der Papst, damals in Frankreich residierend, exkommunizierte die Sekte; er schickte einen Commissarius mit Soldaten nach Korsika, und dieser schlug die Giovannalen im Pieve Alesani, wo sie eine Veste angelegt hatten, aufs Haupt. Und wo man einen Giovannalen antraf, ward er totgeschlagen.« (Gregorovius, 1854).