Plünderung Roms
Rom: Angriff der Landsknechte
Haß auf den Papst und den römischen Adel
Die Geschichte mit Frundsberg, als Sacco di Roma in die Historie eingegangen, wird in unseren Geschichtsbüchern stets vornehm mit wenigen Zeilen abgetan, verdient aber eine eingehendere Darstellung.
Kaiser Karl V. und Franz I. tragen ihre kriegerische Auseinandersetzungen zwischen 1521 und 1544 bevorzugt in Italien aus; dabei plündern deutsche Landsknechte unter Frundsberg 1527 auch Rom. Den Habsburgern gelingt es schließlich, die Franzosen aus Italien zu verdrängen und ihre Herrschaft auch im spanischen Erbfolgekrieg (1700-1714) zu behaupten. Sie endet erst mit dem Verlust Venetiens 1866.
Frankreich fühlte sich im 16. Jh. von den Habsburgern, die Deutschland / Österreich, Burgund, Elsaß, Lothringen, die Niederlande, Spanien und Oberitalien, ferner die mächtige Armada und die lateinamerikanischen Kolonien besaßen, umzingelt. Gegenspieler des Habsburgers Karls V. war der Lothringer und französische König Franz I. Gegenkandidat Karls V. bei der Kaiserkür 1519, der aber nicht so hoch hatte mitbieten können. Karl trieb bei Fuggern und Welsern nämlich die ungeheure Summe von 850.000 Dukaten zur Bestechung der deutschen Kurfürsten auf, wofür er großenteils die Einnahmen der gewaltigen Gold- und Silbermengen aus Amerika verpfändete.
Während in Deutschland die Reformation ausbrach, ergriff der Papst Partei für Franz, nachdem er erst für Karl eingetreten war. Das hätte er besser bleiben lassen. Es kam zur Schlacht bei Pavia 1525, die Franz verlor. Karl steckte ihn in einen Turm in Madrid, der noch heute zu bewundern ist, und ließ ihn erst gegen Lösegeld wieder laufen.
Die entlassenen Landsknechte unter Frundsberg wandten sich nun nach der Schlacht gen Rom, ohne Sold, ohne kaiserlichen Befehl, beutelustig, aber auch voller Angst eines heiligen Strafgerichtes, dass sie hätte abhalten können. Die meisten waren Lutheraner oder Wiedertäufer, viele von religiösem Wahn besessen, alle voller Haß auf das Papsttum und die Stadt, welche für die weltliche Herrschaft der Kirche stand.
Die verlotterte und korrupte römische Herrscherclique hatte dem Ansturm der Landsknechte nichts entgegenzusetzen.
Was sich dann abspielte, ist ohne Beispiel in der neueren Geschichte.
Bernt Engelmann berichtet in »Wir Untertanen«:
Wochenlang wütete die von Mord- und Habgier, Geilheit und religiöser Inbrunst gleichermaßen erfüllte Soldateska, die es als größte Wollust empfand, die heilige Stadt zu entweihen und die höchsten Würdenträger am tiefsten zu demütigen. Es war, als wollten die Soldaten binnen weniger Wochen für alles Rache nehmen, was dreißig Generationen in der Fron der Klöster und Bischöfe erlitten hatten.
Alle Kirchen Roms wurden in Pferdeställe, Bordelle oder öffentliche Aborte umgewandelt. Die Mätressen, aber auch die Nichten der Kirchenfürsten, die Frauen und Töchter der Fürsten und Herzöge sowie jede Nonne, die sie fingen, vergewaltigten sie, und sie taten es am liebsten unter dem Hochaltar einer Kirche oder sie notzüchtigten die Damen des Adels im Beisein ihrer Ehemänner, Väter und Brüder. Sie folterten die Häupter der ältesten und reichsten römischen Feudalgeschlechter viele Wochen lang, bis sie auch das letzte Versteck verrieten, in dem sie ihre Frauen oder ihr Gold verborgen hatten. Sie zwangen die Kardinäle und Herzöge, Bischöfe und Fürsten unter Schlägen und Fußtritten zu den schmutzigsten und entwürdigendsten Arbeiten, und als sie einige Monate so gehaust hatten, da war ihnen noch die Genugtuung zuteil, dass sich die gefolterten und geschändeten Herren und Damen von selbst anboten.
"Sie dientem dem rohen Kriegsvolk als Köche, Stallknechte, Wasserträger in ihren eigenen ausgeraubten Palästen", berichtet Gregorovius, der Geschichtsschreiber Roms, und die Prinzessinnen aus den vornehmsten Adelsgeschlechtern krochen freiwillig zu den Soldaten aufs Lager, wenn sie nur ihr Essen mit ihnen teilten.
Diese Besetzung Roms durch die entlassenen Landsknechte Karls V. dauerte vom 6. Mai 1527 bis zum 17. Februar 1528, also beinahe zehn Monate lang, und sie tat mehr zur Dämpfung des Übermuts und zur Selbstbesinnung der Kirchenführung als die ganze deutsche Reformation.«