Spazier- und Wanderwege
Spazier- und Wanderwege
Sich die Beine vertreten
Zwölf markierte Spazierwege von ein paar Kilometern Länge, die in ein bis zwei Stunden zu bewältigen sind, nehmen am Highway 60 ihren Anfang. Gelbe und braune Tafeln weisen die Richtung. Jeder Weg steht unter einem eigenem Motto - Parkökologie, Leben in der Wildnis usw. - wie einer Broschüre zu entnehmen ist, die man für die Dauer des Spazierganges ausleihen oder auch für wenig Geld erwerben kann.
Lookout: 1,9 km. Für Zeitgenossen, die es eilig haben. In der Mitte des Weges herrlicher Blick auf den Park.
Booth´s Rock: 5,1 km. Verschiedene Landschaftstypen entlang des Weges.
Mizzy Lake: 11 km. Führt an einer Reihe von Seen vorbei.
Whiskey Rapids Trail: 2,1 km. Der Biberweg.
Wanderwege
Die Gegend ist noch nicht lange für Wanderer erschlossen. Bis jetzt stehen zwei Wege zur Auswahl, beide mit Stellen zum Zelten, die mit einem kleinen roten Dreieck auf der Back-Packing-Trail-Karte (sich unbedingt besorgen!) gekennzeichnet sind. Meist nur einfache freie Plätze mit einer Feuerstelle. Toiletten grundsätzlich in der freien Natur. Beide Wege beginnen am Highway 60. Anzahl der Camper beschränkt.
Western Uplands: besteht aus drei Schleifen: 32, 55 und 71 km. Dauer: drei bis fünf Tage. Feuerstellen vorhanden. Der abwechslungsreichere der beiden. Die kostenpflichtige Genehmigung am West Gate einholen.
Highland Back Packing Trail: zwei Schleifen von 19 und 35 km Länge. Dauer: zwei bis drei Tage. Genehmigung gegen Gebühr im Cache Lake Information Center, am Highway 60. Weniger anstrengend als der erste.
Nicht vergessen!
Folgende Hinweise mögen routinierten Wandern albern vorkommen, aber es soll ja Zeitgenossen geben, die mit Stöckelschuhen auf dem Zugspitzblatt umherstaksen.
leichtes Zelt, Schlafsack
wasserdichte Wanderschuhe, die über die Knöcheln reichen
dünne und dicke Socken
Badehose
Regenjacke
leichte Hose und Hemd mit langen Ärmeln (gegen Sonnenbrand)
Verbandszeug
Taschenlampe, Bindfaden, Messer, Streichhölzer, Dosenöffner, Kompaß, wasserdichte Uhr;
Achtung: falls der Park zur "restricted fire zone" erklärt wurde, ist offenes Feuer verboten; statt dessen muß man dann einen kleinen Gaskocher mit sich führen!
Nahrungsmittel: Dörrobst, Suppenwürfel, Schokolade; Blechdosen aller Art (Thunfisch, Cola usw.) sind auf dem Parkgelände verboten.
Kochgeschirr
Reinigungspastillen (z.B. Micropur)
Wanderkarte (höchstens im Maßstab 1:50.000)
Hautsalbe gegen Stechmücken
Abfall muß bis zum Verlassen des Parks mitgeführt und außerhalb "entsorgt" werden!
Übrigens: das Wasser der Seen ist trinkbar, auch wenn die Ranger nicht immer wieder darauf hinweisen. Die wissen warum: nur eine Kolik, und der Gang vor den Kadi wäre ihnen sicher.
Kanurouten
Die nach wie vor beste Möglichkeit, wenigstens einmal im Leben Pionier zu spielen, den Indianerpfaden nachzuspüren, sich in die Wälder zu verkriechen und das Abenteuer zu suchen ist das Kanu.
Der Algonquin Park gleicht einem Sternenhimmel, den man auf die Erde gelegt hat; jedem Stern entspricht ein See. Die Seen wiederum sind untereinander durch Wege verbunden: entweder richtigen Bächen oder aber durch sogenannte "Portages", Abschnitten, auf denen man sein Kanu auf dem Rücken bis zum nächsten Wasserlauf tragen muß. Der Park ist auch für Anfänger geeignet (das Kanu hat nichts mit dem Kajak zu tun, für dessen Beherrschung man in der Tat reichlich Übung braucht): die Gewässer sind ruhig, Stromschnellen fehlen. Die einzige Gefahr droht durch schlechte Vorbereitung. Bei den zuständigen Stellen im Park erfährt man Genaueres über die einzelnen Routen und die Länge der Portage-Abschnitte. Im Juli/August bieten die Rangers jeden Tag ein Programm an, das es Zivilisationsgewohnten ermöglichen soll, die Natur besser kennenzulernen, wozu auch eine Einweisung ins Kanufahren und praktische Hinweise für Exkursionen im Park gehören. Ort und Zeit telefonisch erfragen.
Die Kanumiete für eine Woche hält sich in Grenzen. Praktischer Nebeneffekt dieser Fortbewegungsart: bei Regen dient das Kanu als idealer Schirm.
Praktische Vorbereitung
Zur Grundausrüstung s. Kapitel "Kanutrips" im allgemeinen Teil. Der Möglichkeiten sind drei:
Entweder man ist schlau und hat einen kanadischen Freund, der bestens mit Kanus ausgerüstet ist und schon in seiner Jugend als Pfadfinder und Waldläufer die Gegend unsicher gemacht hat: dann kann es sofort losgehen.
Oder man hat keine Ausrüstung: also mietet man ein Kanu an Ort und Stelle (was teurer ist) oder in einer größeren Stadt (Toronto, Ottawa ...). Zur Routenplanung ist die Algonquin-Provincial-Park-Canoe-Routes-Karte unentbehrlich. Alle Zeltplätze, Wege, Portage-Strecken einschließlich Kilometerangaben sind dort verzeichnet. Außerdem helfen die Ranger gerne weiter. Das Log Lake Outdoor Theater lädt regelmäßig zu Slide talks genannten Dia-Abenden ein. Ein Mindestmaß an Vorbereitung kann sich als segensreich erweisen, denn nicht vergessen: in der Gegend gibt´s kein Telefon! Scherz beiseite: die kleinste Schererei kann die Expedition zu einem Alptraum werden lassen. Deshalb schon mal ein bis zwei Tage am Rand des Highways im persönlichen Trainingslager kampieren und in Ruhe alle Vorbereitungen für den Aufbruch treffen (Verpflegung, Route, Zeiteinteilung).
Wer noch nie ein Kanu gesehen aber gerade im Lotto gewonnen hat, für den bieten einige Unternehmen ein "Rundumpaket" an, das über Kanu, Schlafsack, Lebensmittel unter Plastikfolie bis Reisebeschreibung und guten Wünschen wirklich alles enthält. Selbst Führer werden auf Wunsch mitgeliefert. Ist eindeutig unter unserer Würde ...
Outdoor-Läden
Algonquin Outfitters: am Highway 60, ungefähr 8 km vor dem Westeingang auf der linken Seite (ausgeschildert). T. 635-22 43. Vermietung von Ausrüstung jeder Art. Gründliche Beratung. Drei Tage für zwei Personen, alles in allem 100-120 $ pro Person.
Portage Store: bei Kilometer 14 hinter dem West Gate, auf der linken Seite am Highway 60. T. 633-56 22.
Opeongo Store: im Ostteil des Parks, nahe dem gleichnamigen See. T. 613/637-20 75.
In Preis und Qualität unterscheiden sich die drei genannten Adressen nur unmerklich.
Einige letzte Hinweise
An Wochenenden im Sommer ist an den leicht zugänglichen Seen der Bär los - im übertragenen Sinne. Das liegt an der unmittelbaren Anbindung des Naturparadieses an die städtischen Zentren: 280 km bis Toronto, vier Stunden bis Ottawa oder bis zur US-Grenze. Wer in Ruhe seine Memoiren schreiben möchte, sollte Canoe Lake tunlichst meiden. Unter der Woche ist es erträglicher. Faustregel: je schwieriger ein See zu erreichen ist, desto weniger Leute verirren sich dorthin. Das gilt für solche, bei denen gleich zu Beginn ein Portage-Stück zu bewältigen ist, für die Seen im Norden des Parks oder diejenigen, die nicht an den Highway 60 angeschlossen sind. Die Zufahrtsmöglichkeiten vom Highway 60 sind auf der Karte mit roten Rauten markiert. Zugang 3 bei Magnetawan Lake oder, ganz im Norden, Ledar Lake bieten ausgezeichnete Wege und Ruhe.
Ab Highway 60 geht in der Woche auch Smoke Lake hinunter bis Ragges Lake. Wenig Portage-Abschnitte und keine Menschenmassen.
Sehenswertes (aus der Windschutzscheibenperspektive)
The Algonquin Park Museum: am Highway 60, rund 20 km hinter dem Westeingang. Einlaß von 9 bis 17h. Eintritt frei. Beschreibt die Tier- und Pflanzenwelt im Park: Elche, Hirschkühe, Bären, Biber, Bremsen usw. Kurioserweise hat man ausgerechnet auf dem Highway 60 die größten Aussichten, ein lebendes Exemplar anzutreffen. Im Mai und Juni zieht das noch salzige Wasser Tiere an, das nach der Schneeschmelze auf der Straße zurückbleibt. Daher nach Möglichkeit nicht nachts umherfahren. Da die wenigsten Elche vorschriftsmäßig beleuchtet sind (wir sind ja nicht in der Schweiz!), erkennt man sie häufig erst im letzten Moment. Die in der Brunftzeit besonders nervösen Burschen zögern nicht, mit aller Entschlossenheit auf fremdes Licht loszugehen. Na dann viel Spaß!
The Pioneer Logging Exhibit: an der Osteinfahrt. Geöffnet von 10 bis 17h. Zeigt Werkzeuge und technische Hilfsmittel der Holzfäller aus dem 19. Jahrhundert in Originalgröße, darunter Raddampfer, Karren, eine Lokomotive etc. Anschaulich gemachte Tonbildschau.
1861 waren 112 Firmen mit der Holzausbeute im heutigen Algonquin-Park beschäftigt und veränderten für alle Zeiten dessen Aussehen. Man plante die Erschließung für einen Zeitraum von siebenhundert Jahren! Nach siebzig Jahren schon waren die Baumbestände erschöpft! Die Waldarbeiter hatten riesige Kahlschläge, Brandschneisen und breite Abfuhrwege hinterlassen. Doch es war noch nicht zu spät: 1893 beschloß man die Einrichtung eines Parks, um der ungebremsten Abholzung der Wälder im letzten Moment Einhalt zu gebieten. Seitdem erholten sich die Wälder langsam wieder; seit einigen Jahren droht aber neues Unheil in Gestalt des sauren Regens.
Von geregelter Waldwirtschaft konnte damals keine Rede sein, die gewaltige Nachfrage - nicht zuletzt für den englischen Schiffbau - bewirkte vielmehr anarchische Zustände: es wurde ohne Ansehen der bis zu vierzig Meter hohen Bäume geschlagen, was die Axt hielt. Die Holzfäller schufteten für einen Hungerlohn, sogar bei eisigen -30°C im Winter! Untergebracht waren die Lumber jacks zu vierzig oder fünfzig Mann in Blockhütten mit einer Feuerstelle in der Mitte.
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