Die Indianer heute

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Die Indianer heute

Wie sehr hat man sich doch an das vertraute Bild der federngeschmückten Rothäute und ähnliche Klischees aus den Erzählungen des seligen Karl May, der nie einen Fuß außer Landes gesetzt hat, gewöhnt, dass einen die Gegenwart darüber kaum noch zu interessieren scheint. Kriegsbemalung und Tomahawk liegen seit langem im Museum: die Indianer der Neuzeit tragen wie alle ihre Landsleute Jeans und Baseballmützen und unterscheiden sich allenfalls noch durch ihre langen Haare, die sie manchmal zu einem Zopf zusammenbinden. Man trifft sie vor allem in den Straßen und Bars der großen Städte; was nicht heißt, dass alle Indianer nur die Zeit totschlagen. Jene, die Arbeit haben, bekommt man eben nicht zu sehen. Doch das Problem harrt nach wie vor einer Lösung.

Während die USA seit etwa zwanzig Jahren vorsichtig daran gehen, ihre Schuld zu erkennen und zu bekennen (in diesem Sinne sind wohl auch die Filme Fleshburn und Wer mit dem Wolf tanzt zu verstehen), ist das Indianerproblem in Kanada noch dringend. Die angestrebte Integration erweist sich als schwierig, wobei dahingestellt sei, ob diese überhaupt wünschenswert ist, solange sie gleichbedeutend ist mit Anpassung und Selbstaufgabe. Das beginnt mit der Suche nach einem Job. Die Unternehmen weisen Indianer häufig zurück und unterstellen ihnen einen Mangel an Pünktlichkeit und Ausdauer. Ihre Kultur scheint schwer mit dem "westlichen" Materialismus, dem eifrigen Streben nach Profit und Besitz unter einen Hut zu kriegen zu sein. So enden die meisten Indianer in der Masse der ausgebeuteten Lumpenproletarier in den Städten. Eine Lösung scheint nicht in Sicht, auch wenn die Verantwortlichen das Problem nicht länger vor sich herschieben können. Dem Reisenden wird sich diese Situation gewiß nicht in ihrer ganzen Komplexität erschließen, aber wer die Augen offen hält, wird vielleicht eine neue Sicht der Dinge gewinnen und sich eine eigene Meinung bilden können.

Wer sich die regierungsamtliche Sicht des "Indianerproblems" zu Gemüte führen möchte, fordere bei der kanadischen Botschaft seines Heimatlandes das Faltblatt "Die Indianer", herausgegeben vom kanadischen Außenministerium, an. Neben einer wohlwollend-neutralen Darstellung der Geschichte und indianischen Kultur spricht daraus ein gerüttelt Maß Optimismus, Schönfärberei ("Zwar sind die Indianer heute in den meisten freien Berufen, auf geisteswissenschaftlichem Gebiet und auf allen Verwaltungsebenen vertreten, doch gibt es auf wirtschaftlichem und sozialem Gebiet nach wie vor eine Reihe großer Probleme ...") und Schuldzuweisung an die Adresse der Opfer: "Die Indianer wollen, dass ihre Rechte als Ureinwohner (...) anerkannt werden. Allerdings besteht bisher nicht einmal unter den Indianern und den übrigen Ureinwohnern selbst Einigkeit darüber, wie diese Rechte definiert werden sollen." Sodann wird den Indianern vorgeworfen "einen Angleichungsprozeß mit aller Entschiedenheit abzulehnen". Alles klar?

Nützliche Adressen

Chamber of Commerce and Tourist Information: King Street 208. T. 526-78 84. Auskünfte von 8.30h (am Wochenende ab 10h) bis 18h (montags, dienstags und mittwochs bis 17h).

Tourist Information: Martyr´s Shrine, am Highway 12. T. 526-44 66. Juni bis September von 9 bis 18h.

Postamt: Dominian Avenue 525.

Busbahnhof: PMCL, Bay Street 475. T. 526-01 61. Zwei Busse täglich nach Toronto: um 7.20 und 11.15h.

Rent-a-Car: Avis: Highway 93. T. 526-23 55; Hertz: Hugel Avenue 472. T. 526-36 10.

Krankenhaus: T. 526-37 51.

Polizei: T. 526-87 57.



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